Tagesbericht vom 17.09.2004
Unser Übernachtungsplatz war auch örtlich interessant. Wir haben sozusagen in einem Geisterdorf geschlafen. Nein, nicht etwa, weil es hier Geister gab, sondern weil James auf einer Alpwiese stand, umgeben von Holzteilen, die von einer ehemals kleinen Siedlung mit Gärten stammen.
Wir verlassen den asiatischen Teil Russlands endgültig und wenden uns wieder dem europäischen zu. Wir durchqueren den Ural, eine hügelige Birkenlandschaft. Die Gegend präsentiert sich im schönsten Sonnenschein und buntem Herbstgewand.
Wir fahren nach Beloretsk und besichtigen die Überwachungskameras dieses 1776 gegründeten Ortes. Am Hauptplatz steht ein grosser Turm, ähnlich einem Aussichtsturm. Der Turm diente in alten (wie alten?) Zeiten der Überwachung des Hauptplatzes und dessen Umgebung!
Wollen wir heute noch nach Ufa? Zeitlich würden wir etwa um 17:00 Uhr dort eintreffen. Eine ungünstige Zeit für eine Stadtbesichtigung, möchten wir doch spätestens um 18:00 Uhr irgendwo auf dem Land Sir James und uns ausruhen lassen. Aber was lese ich im Reiseführer: In Ufa, einer Millionenstadt, gibt es an der Uliza Lenina das Hotel Bashkortostan, ein Hotel mit internationalem Standard. Wir finden das verführerisch, insbesondere als auch eine Dusche für uns kein Luxus wäre.
„Nein“, sage ich zu Bobo, „doch nicht schon wieder eine Kirche fotografieren.“ Doch diesmal lohnt sich der Halt. Beim genaueren Hinschauen erkennen wir den Halbmond auf den Turmspitzen. Ist dieses Gebäude nun eine Moschee oder eine Kirche?
Wie wir ausgerechnet haben, treffen wir um 17:00 Uhr in Ufa ein. Für einmal ist die achtspurige Hauptstrasse dieser modernen, dank Öl, reichen Stadt, nicht die Uliza Lenina. Aber die Uliza Lenina kennt jedermann und so finden wir auch zum Hotel (Position Nord 54° 43' 49.2“ und Ost 55° 57' 3.2“). Während wir noch an der Rezeption mit dem einchecken beschäftigt sind, spricht uns eine Russin auf Englisch an. Sie fragt uns, ob wir die Besitzer des Autos aus der Schweiz seien. Wie sich herausstellt ist sie seit Jahren in Russland die Reisebegleiterin eines Mannes aus Basel, der ebenfalls mit einem Toyota Landcruiser herumreist und jetzt auch hier ist. Sie lädt uns für den Abend zu einer Freundin ein, die gleich neben dem Hotel wohnt. Wir nehmen die Einladung gerne an. Der Abend ist sehr interessant. Die Freundin ist Englischlehrerin an der Universität. Sie bittet uns, morgen für eine Stunde in ihre Klasse zu kommen, um mit ihren Schülern auf Englisch über unsere Reise zu berichten. Wir können ihr ihre Bitte nicht abschlagen und sind gespannt auf Morgen.
