Frisch geduscht, Haare gewaschen, Magen gefüllt fahren wir nun doch in den Pendjari-Nationalpark (er ist zwar nicht in die UN-Liste des Welterbes aufgenommen). Da wir entweder für die Verschiffung von Sir James nach Namibia offene Schifffahrtsbüros oder ein Visum für Togo brauchen, müssen wir ein oder zwei Wochentage in Cotonou sein. Es hat sich herausgestellt, dass sich Geschäftsangelegenheiten vom Montag bis zum Donnerstag am besten erledigen lassen. Der Freitag, Samstag und Sonntag ist meist für die verschiedenen Religionen besetzt (die 4-Tage-Woche ist in Afrika bereits eingeführt). Deshalb ist es nicht sehr intelligent, an einem Freitag nach Cotonou zu fahren, um über das Wochenende in der Stadt zu sein.
Heute scheint nicht Liseli's Tag zu sein. Die Aufregung beginnt bereits nach dem Morgenessen: „Wer hat meine Autoschlüssel?“ Was nützen alle Sicherheitsmassnahmen, wenn der Autoschlüssel im Auto liegt? Dann gehen wir zum Getränkemarkt. Sie haben nur Getränke in Flaschen: der Inhalt kostet 350 CFA, das Leergut 500 CFA! Liseli will zahlen. „Wer hat mein Geld?“. Niemand, sie selbst, in einer der vielen Taschen versteckt. Dann wollen wir fortfahren. „Klack“ macht es, Liseli hat vergessen die Stromabschaltung zu überbrücken. „Wer hat den Stromschlüssel?“ tönt es. Auch dieser lässt sich in einer der vielen Taschen finden.
Da schon bald alle wissen, wie unser Sir James gegen Diebstahl gesichert ist, hier die Details: Erstens gibt es das originäre Lenkradschloss von Toyota. Zweitens ist unter dem Fahrersitz ein Stromschloss angebracht, mit dem das Stromnetz des Fahrzeuges von den primären Batterien getrennt wird. Ein starten des Motors im unterbrochenen Zustand ist unmöglich. Drittens gibt es die Lenkradsperre. Ein Knüppel, der am Lenkrad angebracht wird und ein Steuern des Fahrzeuges unmöglich macht. Dann gibt es noch die vielen LED-Anzeigen im Auto, die rot, grün und gelb blinken, so dass ein potentieller Dieb meint, Sir James sei elektronisch überwacht. Die LED-Anzeigen gehören zu den Ladegeräten, Telefone, Kühltruhen, Staubsauger, usw., welche am sekundärem Stromkreis angeschlossen sind. Der sekundäre Stromkreis funktioniert nach dem Prinzip ‚es hat, solange es hat'. Mit der Solaranlage auf dem Dach, hat es bis jetzt immer genügend Strom gegeben, auch bei stehendem Motor. Sobald der Dieselmotor läuft und die primären Batterien voll sind, lädt der Alternator auch den sekundären Stromkreis.
13:00 ist die Lokalzeit. Wir stehen am Eingangstor zum Pendjari-Nationalpark (Nord 10° 54' 15,2“ und Ost 1° 29' 16,3“). Viele bettelnde Kinder säumen den Eingangsbereich. 6000 CFA oder 15 CHF kostet der Eintritt pro Person. Prospekte, Pistenbeschreibungen, Pläne und dergleichen gibt es natürlich nicht (was die für Geld machen könnten, wenn sie wollten). Ein etwas älterer Mann (oder sieht er nur so aus) erklärt uns an dem neben der Eingangspforte aufgemalten Plan die Routen und Standorte von Hotel und Camping. Das war es. Wir fahren weiter mit dem fotografierten Plan als digitales Bild. (Wenn die kein bedrucktes Papier verkaufen wollen, dann halten wir die Informationen elektronisch fest.)
Bereits nach wenigen Metern stellen sich meine Kollegen vor, die Affen. Um 15:27 sind wir am Mare Mali (N11° 12' 17,5“ und Ost 1° 30' 24“) eine grosse Unesco Tafel ist hier angebracht. Ist dieses Reservat doch in der Liste des Welterbes eingetragen? Das Mare Mali scheint die Tränke in diesem Reservat zu sein. Mitten am Nachmittag ist jedoch nicht viel los (Affen, Vögel, usw.). 17:00 wir sind beim Campement am Mare Diwouni. Der Campingplatz ist noch ein paar Kilometer weiter, beantworten die Angestellten des Campement unsere Frage. Das Campement wirkt schön und gepflegt ist aber menschenleer, die meisten sind wahrscheinlich noch auf der Pirsch. Der Chef sei ein Deutscher meinen die Angestellten und wir würden ihn auf der Piste zum Campingplatz sicher treffen.
17:36 trotz Jagdverbot im Nationalpark an der Position Nord 11° 27' 11,2“ und Ost 1° 30' 21,2“ getötet: eine Fliege per Faustschlag an die Frontscheibe. Aber, aber Liseli, wie geht das nur weiter. Und jetzt kommt der grosse Hit. An der Position Nord 11° 27' 0,7“ und Ost 1° 29' 52,9“ etwa in 400 Meter Entfernung ein grosser Elefant! Nein sogar 3, Mami, Papi und Kind. Ein kleiner Punkt in der Mitte der Foto. Jetzt hat sich die Reise gelohnt. Nach drei Anläufen die ersten Elefanten, freilebend und wild (sehen zwar von weitem ganz brav aus). Und schon ist Liseli wieder in Aktion. Sie fotografiert eine Herde von Büffel (sie haben jedenfalls Hörner am Kopf), welche vor unserem Sir James die Strassenseite wechselt. Nach einer kleinen Irrfahrt und mit etwas Verspätung – es ist bereits 19.20 Uhr und im Park darf nur bis 19.00 gefahren werden – kommen wir beim Mare Yangouali zum Stillstand; kein Tier, kein Mensch, nichts als der Campingplatz (Nord 11° 22' 0“ Ost 1° 21' 35,6“). Draussen ist es bereits stockdunkel. Der Magen knurrt. Und nicht nur der Magen knurrt. Wir vernehmen verschiedene Tiergeräusche. Kein Wunder, bei den vielen Tieren, die wir in den letzten Stunden bereits gesehen haben. So entschliesst sich denn Bobo, im Bauch von Sir James zu kochen: zuerst gibt es Fideli-Suppe, danach Erbsli an Tomatensauce. Es ist fast wie im Dschungelbuch. Wir sind gespannt, ob wir die Tiere, deren Geräusche wir jetzt hören, morgen bei Tageslicht auch sehen werden. Sicher sind wir, dass irgend ein Tier ganz in der Nähe sich im Wasser vergnügt. Was ist es wohl ... ?