Tagesbericht vom 05.04.2008
Maslina Autocamp steht auf dem Eingangsportal, wo Sir James heute abend parkt. Autocamp ist fast ein bisschen übertrieben, denn hier übernachtet kein Mensch. Aber, da kommt doch Einer und fragt, was wir hier wollen. So verstehe ich das auf jeden Fall. Wir sind in Petrovac in Montenegro und da sprechen die doch eher russisch als deutsch. „Camping“ sage ich. Er springt fort. Geht zum Nachbargrundstück. Scheint richtig zu sein. Jetzt kann ich den Fall Liseli überlassen. Sie spricht mit einer Frau und das dürfte doch funktionieren.
Liseli ist heute schon lange am Steuer von Sir James. Der Tag begann um ca. halb zehn Uhr, als die Paymentconnection des Autocamps in Sarajevo für VISA-Zahlungen ausfiel. Wir bezahlen in bar. Arme Euros, die wir auf uns tragen. Sie nehmen rapid ab. Tages-'World Heritage Site' ist heute Visagrad. Es ist eine Brücke, die über die Drina führt. Mimar Koca Sinan soll der Architekt gewesen sein. Ein Türke, der beauftragt wurde den Westen mit dem Osten zu verbinden. Und das im 16-ten Jahrhundert. Mir scheint das ziemlich sinnlos, denn wer ist denn schon wirklich an dieser Steinwüste Bosnien, Herzegovina und Montenegro interessiert?
Wir fahren meilenweit auf Hochebenen von 1000 bis 1200 Metern Höhe ohne etwas Relevantes zu sehen. Sogar der Zöllner an der Grenze nach Montenegro ist erstaunt, welche Idioten hier die Grenze passieren wollen. Doch er lächelt einfühlsam als er hört, dass wir auch noch den Kosovo besuchen möchten. Und so fahren wir weiter und weiter. Links und rechts Felsen weit unten ein Fluss eine arme Autostrasse, die sich entlang den Feldwänden entlang windet. Durchschnitssgeschwindigkeit ist vierzig Kilometer pro Stunde. Dies allerdings nur, solange kein Polizist in einem armseeligen Dorf Geschwindigkeitskontrolle übt. Aber eben, seit den Russen ist das so. Die Russen sind gegangen und haben die Laserpistole zur Geschwindigkeitsmessung zurückgelassen.
Also ich muss schon sagen: ich bewundere Bobo. Nicht nur, weil er nach so einem Tag immer noch ein super Nachtessen hervorzaubert. Nein, auch, weil er nach einem solchen Tag, der uns durch kaum besiedelte Steinwüsten, über -zig Pässe ohne nennenswerte Ereignisse (ausser dem Besuch der Brücke) noch so viel zu schreiben weiss. Ich gehe jetzt schlafen. Ich bin müde von den vielen Kurven, die ich heute gefahren bin!