Geplant war, heute China zu verlassen und in Laos einzureisen. Bereits gestern haben wir uns umentschieden. Wir werden, sofern alles klappt, morgen, den 28. Oktober so früh als möglich die Grenze nach Laos passieren. Zuerst decken wir uns hier in Jinghong noch mit Lebensmitteln und Getränken für die nächsten Tage ein. Ein solcher Einkauf wäre gestern zeitlich nicht mehr drin gelegen. Zudem sind wir überzeugt, dass die Auswahl in der Stadt vor der Grenze, in Mengla (160 Kilometer nach Jinghong), nicht unseren Wünschen entsprechen würde. Und was es in Laos gibt, wissen wir erst recht nicht.Wir haben immer dieselben Fragen betreffend Verpflegung, die uns, beschäftigen, bevor wir in ein neues, uns unbekanntes Land einreisen: Was ist das Warenangebot? Was gibt es nicht, worauf wir nur ungern verzichten? - Ich kann alle Leser beruhigen. Wir mussten noch nie Hunger leiden! In einem Land finden wir das, was wir im nächsten nicht missen möchten - im nächsten Land finden wir wieder etwas anderes. Der Verzicht und das Abschiednehmen von Gewohntem gehört zum Leben von „Globetrotteln“! Gut verzichten können wir auf chinesisches Frühstück. Im King Long Hotel gibt es ein reichlich bestücktes Frühstücksbuffet, aber eben, in chinesischem Sinn. Bobo und ich essen ein hart gekochtes, kaltes Ei und Wassermelone! Auf meine Frage nach Kaffee bringt uns die Kellnerin zwei Beutel Pulverkaffee, drei in einem (Kaffee, Zucker, Milch), englisch und russisch beschriftet, made in Singapore!
Im Supermarkt finden wir alles, was auf unserer Einkaufsliste steht. Das Überleben für die nächsten Tage ist gesichert.
Bevor wir den Parkplatz vor dem Hotel verlassen, stehen natürlich wieder einige Schaulustige um Sir James. Ein besonders neugieriger Mann setzt sich, ohne uns zu fragen ans Steuer von Sir James und stellt erstaunt fest, dass es ihm wegen seiner Körpergrösse nicht möglich wäre, über den Ersatzreifen hinaus auf die Strasse zu schauen. Das ist auch besser so, denn wir haben nicht im Sinn, ihm das Steuer zu überlassen.
Wir fahren auf der gut ausgebauten Expressstrasse nach Mengla und weiter zum Grenzort Mohan. Die Hügel sind mit tropischem Wald bewachsen. Dort, wo der Wald aus irgend einem Grund fehlt, scheint die Regierung ein Aufforstungsprogramm zu verwirklichen. Dies erkennen wir an den auf Terrassen gleichmässig wachsenden Bäumen. Von weitem betrachtet verleiht das den Hügeln eine graphische Struktur.
Wir erkunden in Mohan die Strasse bis zur Grenze, um danach an Position Nord 21° 11' 7.8'' und Ost 101° 44' 49.6'', etwas abseits des Grenzortes, ein letztes Mal in China und ein letztes Mal mit Susanna zu campen. Es ist noch früh, erst 15:00 Uhr. So bleiben Bobo und Susanna genügend Zeit die Fotodaten gegenseitig auszutauschen.
Ich bereite mich seelisch und moralisch und mit einigen Arbeiten auf die Trennung von Susanna vor.
Vor lauter Aufregung stelle ich den Inverter ab, ohne den Bordcomputer herunterzufahren. Dieses unverzeihliche Missgeschick bedeutet, dass die Aufzeichnung der Tracks von heute, zumindest vorderhand, verloren gegangen ist. Sorry. Die von mir von Hand im Hotel ausgewaschene Wäsche muss ich wegen des einsetzenden tropischen Nieselregens im Sir James zum Trockenen aufhängen. Danach habe ich noch dies und das zu erledigen. Sir James soll geordnet die Grenze überfahren.
Es hört auf zu regnen. Wir verbringen einen letzten Abend mit Wein, Bier und Wasser und Nudeln mit Shrimps unter aufklarendem Sternenhimmel mit Susanna. Zumindest zum Abschied muss Susanna nicht schon wieder Fleisch essen.