Tagesbericht vom 11.07.2010
Nicht einmal in Ruhe frühstücken kann man in dieser einsamen Gegend. Gestern noch sind uns während des ganzen Tages zwei Autos entgegengekommen. Eines davon gehört einem Österreichischen Globetrotter. Und heute morgen, ich will gerade meine obligaten Spiegeleier genissen, kommen zwei Mongolen auf ihrem Motorrad daher und gesellen sich zu uns. Eigentlich würden sie liebend gern mit uns einen Wodka trinken. Die Flasche zieht einer der beiden Männer aus seinem Mantel hervor. Wir lehnen dankend ab. Nach der von mir erbetenen Fotosession ziehen sie weiter Richtung Süden, soweit ich verstanden habe, zu einem Naadam Fest.
Wir reinigen vor der Weiterfahrt noch den Wasserfilter und befreien auch noch den Luftfilter vom Staub. Meine Ohren haben keine Spezialreinigung mehr nötig, dafür der Rest des Körpers. Diese Entstaubung habe ich mir für heute Abend vorgenommen.
Um die Mittagszeit treffen wir in Ulan Gom ein. Wieder werfen wir in die offenen Türen einen Blick, um zu sehen, was angeboten wird. Fleisch steht immer noch auf dem Einkaufszettel. Bald finden wir auch Fleischanbieter.
Bobo kauft kein ganzes Schaf. Das wäre dann doch zu viel. Aber ein Vorderviertel darf es sein!
Weiter geht die Fahrt in der Ebene des Uws Nur.
Der Uws Nur ist der flächenmässig grösste See der Mongolei mit einer Ausdehnung von 3350 Quadratkilometern und zählt zu den Natur World Heritage Sites der Unesco. Wir können den See nur in grosser Entfernung als schmales, bläuliches Band erkennen. Bobos Fahrgeduld wird arg strapaziert. Und zwar nicht wegen der Flussdurchfahrten. Sie sind einfach. Die Flüsse führen im Moment nicht sehr viel Wasser, was uns entgegenkommt. Vielmehr ist die Piste Richtung Moron sehr schlecht. An zahlreichen Stellen lässt das sogenannte „Wellblech“ nur ein Fahren im ersten Gang zu. (Wellblech nennt man diesen Untergrund, weil die Fahrt über derartigen Boden sich anfühlt als ob man über ein gewelltes Stahlblech fahren würde.) Aber auch bei dieser äusserst rücksichtsvollen Fahrweise vibriert das ganze Auto und wir vibrieren mit! Hinzu kommen die zahlreichen Querungen von grösseren und kleineren ausgetrockneten Flussbetten. Wir hoffen, die Schüttlerei gut zu überstehen. Sonst vergammelt das Hammelstück, das Bobo vorhat zu grillieren. Es kommt an Position Nord 49° 47' 37.6“ und Ost 93° 15' 46.4“ tatsächlich soweit. Ich wasche mich (von Kopf bis Fuss, inklusive Haare, die sich jetzt so weich anfühlen wie nach einer Wäsche mit Weichspüler) und Bobo bereitet das Hammelstück vor und grilliert es am offenen Feuer. Das ist Dank der Kohle, die wir noch aus Russland dabei haben, möglich ...
Ausgerechnet heute, wo wir etwas Wind zum Anfachen des Feuers brauchen könnten, ist es natürlich absolut windstill – aber schön. Zudem haben weder die Fliegen noch die Mücken realisiert, welch einmalige Speise Bobo zubereitet. Wir geniessen den Abend.