Reisebericht

Tagesbericht vom 08.08.2010

Ich stehe früh auf, sehr früh, um 06:10 Uhr, mit den ersten Sonnenstrahlen. Ich fühle mich endlich wieder gesund, nachdem ich mich eine Woche „schleppen“ musste. „Aus gesundheitlichen Gründen“ sozusagen, fehlen noch meine Tagesberichte vom 6.und 4. August. Diese Einträge muss ich jetzt schreiben. Warum Bobo diese Aufgabe nicht ausnahmsweise übernommen hat? Weil er als Beifahrer dazu auch keine Zeit hat. Der Beifahrer hat ebenfalls genügend Aufgaben, die er erledigen muss. Da soll jemand noch behaupten, wir seien in den Ferien. Nichts von Ferien, harte Arbeit ist das, was wir machen, dafür interessant und stressfrei. Zumindest den Eintrag für den 6. August schreibe ich vor dem Frühstück. Wutai Shan liegt in einem grünen Tal umgeben von bewaldeten Hügeln. Ohne die zahlreichen Tempel könnte man glauben in der Schweiz zu sein. In Wutai Shan ist eine der grössten Ansammlungen von Buddhistischen Tempeln. Bereits im 6. Jahrhundert sollen hier über 200 Tempel gestanden haben, welche schon im 9. Jahrhundert in Folge des Verbots des Buddhismus wieder zerstört worden sind. Mitte des 14. Jahrhunderts kamen viele Tibetanische Buddhisten, vornehmlich aus der Mongolei, nach Wutai Shan und verliehen so Wutai Shan erneut grosse religiöse Bedeutung. Wir sind sehr beeindruckt, besichtigen aber nur die zwei wichtigsten Tempelanlagen und knipsen dabei natürlich unzählige Fotos.
Auf dem Weg nach Bejing überholen wir Truck um Truck. Dann geht gar nichts mehr. Die Kolonne steht still. Es dauert, kein Truck bewegt sich. Der Gegenverkehr ist minim. Lastwagen kommen uns gar keine entgegen. Ein Polizeiwagen überholt uns und bedeutet Bobo, ihm zu folgen. Er fährt der stehenden Kolonne links vor, wir in seinem Schlepptau. Sogar durch eine Zahlstelle fahren wir von der falschen Richtung her kommend, selbstverständlich ohne zu bezahlen. Nach zwei drei Kilometern bedeutet uns der Polizist in gleicher Art weiterzufahren. Theoretisch könnten wir jetzt an der ganzen Lastwagenkolonne mit behördlicher Genehmigung links vobeibrausen. Aber das mit dem „Vorbeibrausen“ ist ein Wunschgedanke. Der Strassenbelag ist schlechter als schlecht und so kämpfen sich Bobo und Sir James mit 10 Kilometer pro Stunde tapfer Meter um Meter weiter. Nach einer weiteren Stunde kommen wir zur Stelle, an welcher die Polizei den Gegenverkehr wegen der Strassenbaustelle anhält. Ich beginne diese Lastwagen in dieser ebenfalls stehenden Kolonne zu zählen. Ich komme auf 1150 Lastwagen. Ein Ende der Kolonne ist nicht abzusehen, als wir in eine andere Strasse einmünden müssen. Sicher wäre mit der Anzahl stehender Lastwagen wegen einer Baustelle ein Eintrag ins Guiness Buch möglich.
Wir sind froh, heil und relativ rasch aus diesem Stau herausgekommen zu sein. An Position Nord 39° 20' 06.4'' und Ost 113° 48' 39.4'', erneut inmitten von bebauten Feldern, gönnen wir uns allen unsere Ruhe.

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