Reisebericht

Tagesbericht vom 19.09.2010

Was steht im Reiseführer? Wenn immer möglich sollte man, um etwas mehr Ruhe geniessen zu können, den Wuyishan weder im Sommer noch an den Wochenenden besuchen. Und was ist heute? natürlich Sonntag! Wir lassen uns überraschen.
Noch sind wir nicht dort. Sir James steht wieder einmal im Stau. Verursacht wird der Stau nicht durch eine Baustelle. Das Markttreiben seitlich der schmalen Dorfdurchfahrt behindert den Verkehr.

Wie in China üblich, müssen wir für die Besichtigung des Wuyishan (Shan = Berg) und dessen Umgebung Eintritt bezahlen. Und wie üblich können wir das Naturschutzgebiet nur mit offiziellen Shuttlebussen erreichen. Der Parkplatz für die Besucher ist fast leer. Das ist schon mal vielversprechend. Auf Empfehlung der Ticketverkäuferin entschliessen wir uns, erst die Flossfahrt auf dem „Nine Twists River“ zu unternehmen und dann die Höhen zu erklimmen. Was wir nicht wissen ist, wie lange wir Schlange stehen müssen und wie lange die Flussfahrt dauert. Und wir müssen Schlange stehen und drängeln, sonst erreichen wir nie ein Boot. Die Chinesische Organisation ist für uns ein Buch mit sieben Siegeln. Aufgrund des normalen Flusswasserstandes können sechs Personen auf dem aus Bambusrohren flossartigen Boot Platz nehmen. Jeweils zwei Personen, meist Männer, treiben die Boote mit Stacheln vorwärts. Bei unserem Boot besteht die Mannschaft aus einer jungen Frau (vorne) und einem Mann (hinten).

Wir sitzen in mehr oder weniger bequemen Bambusrohrstühlen, je zwei Personen nebeneinander.
Gemächlich geht die Fahrt, neun Flusswindungen ,wie der Name des Flusses sagt, hinunter. Manchmal erhält das Boot etwas mehr Geschwindigkeit dank dem Passieren von kleinen Wasserschnellen. Trotzdem wird unser Boot immer und immer wieder von anderen Booten überholt. Unsere Stachlerin scheint nicht die Stärkste zu sein. Uns macht das nichts aus. Wir geniessen die Landschaft, den Blick auf das Wasser, die Felsen und, in weiter Entfernung, auf Tempelanlagen.

So verbringen wir viel Zeit, genau genommen zwei Stunden, auf dem Nine Twist River. Dank dem obligatorischen Tragen der Schwimmwesten und der zeitweiligen Fahrt durch tropischen Wald hält sich unser Sonnenbrand in Grenzen. Dafür bleibt uns keine Zeit mehr, irgendwelche Hügel in diesem Park zu erklimmen noch andere Sehenswürdigkeiten, wie Tempel, Paläste oder Wasserfälle (wenn sie denn Wasser haben) zu besichtigen.
Bobo hat ein Auge für nicht fertig gebaute Strassen entwickelt. Am Ende einer solchen Strasse parkiert er Sir James auf einer riesigen, planierten Fläche,welche früher oder später überbaut werden soll (Position Nord 27° 24' 16.0'' und Ost 118° 05' 7.8'). Wir sind früh dran. Bobo kann bei Tageslicht kochen und ich ohne künstliches Licht abwaschen. Das schätzen wir beide.

Das Plakat der geplanten Überbauung wird bereits zur Schau gestellt:

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