Tagesbericht vom 21.09.2010
Chairman Mao (wie Susanna ihn respektvoll nennt) hat uns nun auch am Tag gesehen und wir ihn ebenfalls.
Die Lebensmittel sind aufgestockt. Nichts hält uns mehr in der 6 Millionenküstenstadt Fuzhou. Gemäss den Nachrichten strebt der Taifun die gleiche Gegend vom Meer her kommend an wie wir auf dem Landweg. Noch fällt kein Regen. Es ist windstill. Wir lassen uns überraschen.
Bei der Ausfahrt aus der Stadt zieht ein Gebäudekomplex auf einer kleinen Insel im Min River unsere Aufmerksamkeit auf sich. Von weitem sieht die Anlage aus wie ein Kloster in Europa. Weder in den Reiseführern noch auf Strassenschildern wird auf eine besondere Sehenswürdigkeit auf der Insel hingewiesen.
Daher erkunden wir selbst, was es mit diesem in fremdartigen Stil überbauten Stück Land auf sich hat. Ein Kloster ist es nicht. Das stellen wir bald fest.Es könnte sein, dass diese Gebäude um 1850 im Auftrag europäischer Kaufleute erbaut wurden. Nach dem Opiumkrieg (1840 – 1842) musste China nämlich Fuzhou dem ausländischen Handel öffnen. Zahlreiche Kaufleute aus Europa liessen sich in der Folge in Fuzhou nieder. Sei es, wie es sei.
Was wir sicher wissen: im Untergeschoss sowie im Erdgeschoss 'unseres Klosters' verkaufen Grossisten in grösseren Mengen die verschiedensten Hartwaren. Die Verkäufer sind in der Überzahl, Käufer sehen wir kaum. Um das Geschäft anzukurbeln, erstehe ich drei Paar Socken zu 40 Rappen das Paar. Sie dienen als Ersatz für die zu Löcher gewordenen Socken.
Die Fahrt geht weiter Richtung Xiamen. Dies ist ein weiterer Ort auf unserer Reiseroute, den wir besichtigen möchten. Um dorthin zu gelangen, braucht Sir James erst einmal Treibstoff. Die jungen Tankstellenangestellten kichern, als sie uns aus Sir James aussteigen sehen. Sie wollen unbedingt mit uns fotografiert werden. Es kommt zur obligaten Fotosession mit diversen Mobiltelefonen. Wir unsererseits bitten sie, ob wir mit dem vorhandenen Wasserschlauch Sir James Abwassertank ausspülen dürften. Klar dürfen wir. Da dieses Unterfangen eine Weile dauert, lädt uns die Tankstellenbesitzerin zu einem kleinen Imbiss ein. Bald findet das Mid-Autumn Fest statt. Zu diesem Anlass hat die Tankwartin für alle Angestellten und VIPs, wie uns, chinesische Fleischravioli vorbereitet. Bobo zieht es vor, anstatt von dieser chinesischen Spezialität zu kosten, Sir James noch mit Frischwasser zu versorgen. Wie Bobo feststellt, ist das Wasser zwar frisch aber ganz und gar nicht rein. Entsprechend mühsam, was gleichbedeutend ist mit 'langsam' quält sich das Wasser durch die Filter. Um 14:00 Uhr ziehen wir weiter. Um 16:30 finden wir an Position Nord 25° 20' 36.3'' und Ost 118° 44' 49.2'' einen Standplatz für die Nacht. Er ist weder unter Bäumen noch unter elektrischen Leitung, auch nicht auf Sandboden. Wir hoffen, dass uns auch ein stärkeres Unwetter, wenn er denn kommen soll, nichts anhaben kann. Gegen 19:30 ziehen wir uns nach genossenen Pouletschenkel mit Fertignudeln à la Chinoise in den Bauch von Sir James zurück, da Regen einsetzt ... Wir hoffen, morgen nicht weggespült zu sein ...