Tagesbericht vom 24.11.2010
Gestern morgen hat Bobo mich mit dem Satz geweckt: „Liseli, ich glaube, wir lassen James da und fliegen nach Hause.“ - Das war ein kleiner Schock für mich. Ich dachte mir nämlich, es wird sich schon eine Lösung für Sir James finden. Seit gestern diskutieren und rechnen Bobo und ich hin und her. Inzwischen hat uns Kurt Belser auch mitgeteilt, was ein neues Getriebe samt Einbau in der Schweiz kosten würde. Wir sind uns einig: nur ein neues Getriebe käme, wenn überhaupt, für Sir James in Frage. Aber auch die Anschaffung eines neuen Getriebes würde sich wohl kaum lohnen. Sir James hat in den zehn Jahren seiner Existenz mit 237'500 Kilometern auf meist schlechtem Fahruntergrund genug geleistet. Sein Lebenszyklus scheint dem Ende nahe zu sein.
Nach dem Frühstück begeben wir uns zum Polizeiamt. Dort erhalten wir die Visaverlängerung bis 26. Dezember 2010. Dieses Problem wäre gelöst. Wir schlendern im nahen Markt herum. Wahrscheinlich um uns über den mental bereits vollzogenen Verlust von Sir James hinweg zu trösten, kaufen wir, entgegen unserer Gewohnheit, kleine Erinnerungsstücke ein. Zurück im Hotel setzen wir uns auf die Veranda. Bobo übermittelt die letzten Reiseberichte in die Schweiz. Die Verbindung ist sehr schlecht. Die Zeit vergeht. Das gibt Hunger. Den stillen wir mit einer Pizza, obwohl wir normalerweise kein Mittagessen zu uns nehmen. Schon bald ist es wieder Zeit in die Garage zu gehen. Und wir gehen, im wahrsten Sinne des Wortes, zu Fuss fünfundvierzig Minuten der Hauptstrasse Nr. 13 entlang. Ich geniesse die Eindrücke links und rechts der Strasse. Vieles halte ich im Bild fest. Zum Beispiel, wie hier gewohnt wird, zum Teil noch in den schönen Gebäuden der Kolonialzeit,
oder in einstöckigen Gebäuden: zur Strassenseite hin wird gewerkt, dahinter werden Zigaretten und Getränke verkauft, im anschliessenden Raum wird gewohnt.
An der Toyota-Garage kommen wir ebenfalls vorbei. Haben wir einen Fehler gemacht, nicht darauf bestanden zu haben, Sir James hierher zu bringen? Das wird sich bald weisen.
Die Nachricht in „unserer“ Garage überrascht uns nicht weiter: Ersatzteile für Sir James Toyotamodell gibt es auch in Thailand nicht. In Kambodscha gäbe es ein Occasionsgetriebe. Das wäre in sieben Tagen hier. Ob Sir James damit allerdings fahrtüchtig gemacht werden könnte kann uns niemand garantieren. Bobo und ich sind uns einig: wir trennen uns hier in Pakse, Laos, von Sir James. Wir teilen dies unserem Übersetzer und durch diesen dem Garageninhaber mit. Beim Heuschrecken-Apéro (Bobo und ich verzichten darauf) besprechen wir verschiedene Lösungen.
Die Telefone unserer Gegenüber laufen heiß. Es findet sich ein Industieller, der sich bereit erklärt, Sir James, so wie er ist, zu einem ausgehandelten Preis zu übernehmen. Morgen um 09:00 Uhr werden wir ihn bei der Garage treffen um das Geschäft zu besiegeln. Wir hoffen, das wird so klappen.
Den Abend lassen wir im Rooftop Restaurant unseres Hotels ausklingen. Dabei kristallisiert sich der gemeinsame Wunsch heraus, den Rückflug in die kalte Schweiz etwas hinauszuzögern. Wir möchten noch die World Heritage Sites bei Champassak „Wat Phu“ und „Ankor Wat“ in Kambodscha besichtigen. Von Kambodscha aus könnten wir nach Bangkok fliegen und dann in Thailand eine Woche Golfferien anhängen. Das wäre ein schönes „Ausplämperln“ unseres momentanen Golbetrotterdaseins. Die Idee, mit dem Tandem nach Hause zu radeln, verwerfen wir sofort, obwohl uns das Gefährt sehr gut gefällt.
Morgen werden wir weiter sehen.