Reisebericht

Tagesbericht vom 29.06.2010

Bobo und ich sind uns einig: unser nächstes Studium widmen wir der Insektenkunde! Wir möchten das Flugverhalten der verschiedenen Insekten verstehen lernen. Allgemein ist bekannt, dass Mücken während der Dämmerung besonders aktiv sind. Okay. Aber wann ist Dämmerung, wenn die Sonne erst gegen Mitternacht untergeht? Wie wir feststellten, sind die sibirischen Mücken um 20:00 Uhr am aktivsten. Ausgerechnet dann nämlich, wenn wir essen möchten. Oder sind sie aktiv, weil wir Hunger haben? Ebenfalls nicht in Ruhe lassen sie uns gegen 04:00 Uhr morgens, wenn ich oder Bobo, oder wir beide, (wir sind schon ältere Jahrgänge) unseren nächtlichen Spaziergang zum Toilettenloch machen. Interessanterweise können wir nach 10:00 Uhr morgens ohne Mückenplage frühstücken, nicht aber vorher. Am Abend stören uns die Plaggeister auch beim Essen nach 22:00 Uhr nicht mehr. Vor und nach den Flugstunden der lästigen Mücken sind die grossen, schwarzen Fliegen dran. Sie lieben Überbleibsel von toten Insekten und Heuschrecken. Vor allem die Insektenkadaver an der Carosserie und den Fensterscheiben von Sir James lassen sie sich schmecken. Während der Fliegenflugphase haben wir zum Glück Ruhe vor den Mücken. Diejenigen Fliegen, welche sich aus Unwissenheit im Sir James verirren, und das sind nicht wenige, weisen wir den Weg ins Freie: Fenster runter, Fenster rauf, Türe auf, Türe zu, wedeln mit der Fliegenklatsche ...
Diesen Einblick ins Reich der Insekten von Sibirien schreibe ich, während Bobo Sir James bei schönstem Wetter und angenehmen 22° Celsius Aussentemperatur durch die typisch sibirische, sumpfige, Birkenlandschaft Richtung Novosibirsk lenkt.

Das Hotel „Novosibirsk“ in der gleichnamigen 1,5 Millionen Einwohner zählenden Stadt finden wir auf Anhieb.

Es liegt sehr zentral. Das Hotel Novosibirsk war früher ein Inturist Hotel. Das waren die einzigen Hotels, denen es zu Zeiten der Sowjetunion erlaubt war, ausländische Touristen aufzunehmen. Inzwischen wurde das Hotel einer gründlichen Renovation unterzogen und entspricht, zumindest auf unserer zwanzigsten Etage, westlichem Standard. Zu Fuss erkunden wir das Herzen der Stadt. Erneut erstaunt uns, wie nahe Neues und Überbleibsel aus der Sowjetzeit beieinander sind.

Zu kaufen gibt es alles, alle Markennamen der westlichen Modewelt sind hier vertreten. Lediglich der Look der Geschäfte und die Warenpräsentation entspricht nicht immer unseren Vorstellungen. Und, was uns ganz allgemein in Russland auffällt: die Städte sind seit 2004 merklich sauberer geworden. Anscheinend ist inzwischen den Leuten auch verboten worden, mit Bier in der Hand herumzuschlendern. Wir sind angenehm überrascht.

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