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Tagesbericht vom 13.05.2002

Schon wieder so früh aufstehen! Um 11:00 Uhr sollen wir doch mit unserem Agenten bei P&O Nedlloyd sein. „Yes, I meet you at P&O, eleven o'clock“ tönt es aus dem Telefonhörer. Mit leerem Magen sollte man kein solches Unterfangen beginnen. Deshalb rasch in die Kleider schlüpfen; 16 Stockwerke Lift hinunter fahren; Kaffee, frische Früchte tanken und ein paar Bissen hinunterdrücken; 16 Stockwerke Lift hinauf fahren; Geld aus dem Tresor nehmen; 16 Stockwerke Lift hinunter fahren; Taxi rufen lassen; Taxi besteigen; Adresse so dem Taxifahrer angeben, dass er merkt, dass wir die Strecke kennen: um 11:00 sind wir bei P&O Nedlloyd.
Kein Agent da. Wir warten. Liseli ruft mit dem Natel unseren Agenten an. „Yes, I'm on the road“ tönt die bereits vertraute Stimme mit ihrem indianischem Dialekt (jetzt verstehen wir auch, wieso Columbus meinte in Indien zu sein!). Wir warten unten beim Lift (wo denn sonst). Er wartet draussen (bereits eine viertel Stunde in 5 Minuten). Aber wir treffen uns. 3 Stockwerke Lift fahren. Frau Pinto (Customer Relations) ist heute nicht da. Aber ein jüngerer Herr sitzt an ihrem Pult. Er telefoniert, und telefoniert, und jetzt wissen wir es: Sir James hat eine Woche Verspätung, resp. sein Schiff, die ‚Cape Scott'. Am nächsten Montag wieder, heisst die niederschmetternde Auskunft; für heute haben wir alles erledigt.

Zum Glück haben wir uns bereits an Indien gewöhnt. Es ist so schön hier: in New Delhi soll es 10 Grad wärmer sein (45° Celsius) und in der nördlichen Provinz Guajarat leben die Leute so friedlich beieinander, dass sie sich aus lauter Liebe zueinander täglich umbringen. Den Horrormeldungen in der Zeitung über Korruptionsfälle der Regierung resp. der Staatsbeamten können wir kaum Glauben schenken. Da soll doch der Personalchef eines Amtes gegen Bezahlung durch die Stellensuchenden tatsächlich 4000 Personen eingestellt haben, die gar nicht notwendig waren. Jetzt verfügt er auch über Millionen resp. eben nicht mehr. Wahrscheinlich ist jetzt dafür der Staatsanwalt ein bisschen reicher.
Nichts desto trotz planen wir unsere Reise durch Indien. Wir haben ja so viel Zeit. Zuerst werden wir nach Norden fahren. Der Pass nach Kaschmir ist soeben eröffnet worden, lesen wir in der Zeitung. Nein, nicht nach den Gewalttätigkeiten gegen den Pakistan; nein, nach dem Schnee vom letzten November. Der 3500 Meter hohe Pass ist erst jetzt schneefrei! Kaum zu glauben, wenn man liest, dass die Temperatur ein paar Kilometer südlich 45° Celsius betragen soll. Demgemäss planen wir unsere Reise durch die Wärme in die Kälte und Höhe. Hoffentlich schafft das unser Sir James, denn wir haben seine Höhentauglichkeit zu Hause nur bis zum Flüela getestet.

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