Reisebericht

Tagesbericht vom 16.05.2008

Ich schlafe zwar gut, bin aber um 06.30 Uhr schon hell wach. So gegen 08.00 Uhr ziehen wir ohne Frühstück los. Wir schauen kurz, ob der Bankomat bei der Melli Bank die Visakarte akzeptieren würde. Wir sind nicht gross überrascht, dass dem nicht so ist.
Heute wollen wir nach Takht-e Soleiman, die erste World Heritage Site für uns im Iran. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe mir den Iran anders vorgestellt, reicher, und nicht ähnlich wie Syrien. Wahrscheinlich liegt mein negativer Eindruck an zwei Dingen. Erstens befinden wir uns immer noch in der von Kurden bewohnten Bergregion und zweitens, und das scheint mir das Entscheidende zu sein, bläst ein extrem starker Wind. Dadurch wird der Staub der nur karg bewachsenen Erdoberfläche aufgewirbelt – alles liegt in einem schmutzig anmutenden Dunst. Ausserhalb von Orumyjeh brauen wir auf einem Feldweg unseren Kaffee und Bobo kocht zwei weiche Eier. Weiter geht die Fahrt. Hie und da, wenn wir nicht sicher sind, fragen wir die Polizei nach der richtigen Richtung. Die Strecke zieht sich dahin. Tanken wäre nicht schlecht. Aber für wie viel Geld? Was kostet der Liter Diesel (Gasoil, wie er im Iran heisst)? Angeschrieben ist die Zahl 165. Sind das nun Tuman oder Rial? Da wir noch nicht viele iranische Rials haben, sind wir etwas knapp bei Kasse. An einer Tankstelle, an welcher auch Laster tanken, versuchen wir unser Glück. Bobo unternimmt einen Anlauf und fragt, was der Liter Diesel koste. Niemand versteht, was er will. Danach versucht er dem Tankwartangestellten zu erklären, dass wir maximal 100 Liter tanken möchten. Der Tankwart fängt an, Sir James voll zu tanken. Irgendwann hört er auf. Bobo streckt ihm Rials entgegen, und frag, ob der hingestreckte Betrag genüge. Unterdessen hat sich eine ganze Traube Iraner um Bobo geschart. Und dann dies. „Free“ sagt einer, und macht deutlich, dass wir nichts bezahlen müssten. So wurden uns 40 Liter Diesel einfach geschenkt. Einfach so; wir können es kaum fassen. Wenn das keine Gastfreundschaft ist! Unterwegs möchte uns ein Iraner aus dem fahrenden Auto eine Musikkassette übergeben. Wir halten an, und erklären, dass wir keinen Kassettenrecorder haben. Seiner Mimik entnehmen wir seine Enttäuschung. Vielleicht war es eine Probeaufnahme seiner Band, und er hoffte auf Erfolg in Europa. Wir wissen es nicht. Und dann werden wir noch Zeuge einer iranischen Hochzeitszeremonie. Leider können wir nur ein paar Photos machen und können nicht warten, bis die Braut endlich in Erscheinung tritt. Wir wollen heute mindestens noch bis Takab kommen. Und da sind wir jetzt, im Hotel Rangi, an Position 36° 24' 24.5'' und Ost 47° 7' und 10.3''. Zwar sind wir in einem der neueren Zimmer mit Dusche und Sitztoilette. Aber bei uns könnte ein solches Zimmer nicht einmal als billige Absteige abgegeben werden. Da ich mir den Magen nicht noch einmal verderben möchte, kocht Bobo auf dem Zimmer (geräumig ist es) von zu Hause für den Notfall mitgebrachte Ravioli.
Ein Ehepaar im Seniorenalter aus Wien hat sich samt Fahrer und Führer ebenfalls in dieses Hotel verirrt. Sie reisen mit Chauffeur und Guide drei Wochen lang durch den östlichen Teil des Irans.
Selbstverständlich unterhalten wir uns mit ihnen. Vor allem ihr perfekt sprechender Führer aus Teheran beantwortet uns zahlreiche Fragen. So erfahren wir, dass Benzin (die Personenwagen in Iran sind alles Benziner) zum günstigen Preis nur mit Karte getankt werden kann. Als Ausländer habe man keine Chance auf eine solche Karte und müsse daher den viel teureren Preis bezahlen (zur Zeit etwa 50 Schweizer Rappen pro Liter). Diesel sei nach wir vor sehr billig. Doch die Einführung einer Karte stehe kurz bevor. Danach müsse man als Ausländer auch für Diesel einen höheren Preis bezahlen. Da haben wir ja nochmals Glück gehabt.

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