Tagesbericht vom 01.08.2002
In Moricetown jagen die Eingeborenen mit uralten Methoden im Skeena River Fische. Der Himmel ist mit Wolken bedeckt. Ab und zu dringt die Sonne durch die graue Decke. Es ist 16° Celsius draussen. Die Gegend ist eintönig grün: Wald, Wald und wieder Wald. Links und rechts erheben sich Berge. Die Bergspitzen sind mit Schnee bedeckt. Unsere Fahrt führt dem Skeena River entlang nach Prince Ruppert. Alle 100 Kilometer stossen wir auf eine kleinere oder grössere Ortschaft. Zwischen diesen Einkaufsmöglichkeiten gibt es der Strasse entlang nur ein paar einsame Bauernhöfe.
In Smithers decken wir uns im Safeway mit neuen Lebensmitteln ein. Sogar Lindt Schokolade finden wir hier vor. Schon lange haben wir keine Schokolade mehr gegessen; eine ‚Milch mit Nuss' muss her. Lachs ist nach wie vor schwierig zu erhalten. Es ist wie mit den schweizer Produkten in der Schweiz: wahrscheinlich wird der grösste Teil der guten Qualität exportiert.
Sir James erhält wieder einmal eine kurze, erfrischende Dusche. Es regnet. Langsam aber sicher verliert er die fest mit der Karosserie verbundenen Staubschichten aus Südafrika und Indien. Die ursprünglich Bauteile, wie Federn, Differential, Achsen kommen unter dem gesammelten Dreck wieder zum Vorschein. Uli Küenzler schickt uns eine Meldung auf das Satellitentelefon mit der Bitte, unsere E-Mails zu lesen. Sobald wir in Prince Rupert sind, werden wir das tun. Aber bis Prince Rupert fahren wir noch gut 200 Kilometer durch Wälder dem Skenna River entlang.
Es ist soweit. Wir haben die erste Erdumkreisung mit Sir James hinter uns. An der Position Nord 54° 38' 52“ und West 128° 23' 33“, nahe der Usk Ferry über den Skenna River, hat Sir James seit dem Start am 26. Dezember 2001 in Oberuzwil 40'000 Kilometer hinter sich gebracht (laut Tachometer) und hat jetzt 46'936 Kilometer auf dem Buckel. Gut hat er einen Teil der Reise mit dem Schiff gemacht sonst wären es noch viel mehr. Wir haben in Südafrika und Kalifornien mit den Mietautos zusätzlich nochmals eine etwa 10'000 Kilometer lange Spur hinterlassen. Sir James freut sich und stampft brav weiter. Die neuen Stossdämpfer bewähren sich. Das Schaukeln hat aufgehört, die Lenkungstreue ist wieder hergestellt und die Räder drehen gleichmässig rund.
Etwa zehn Kilometer vor Prince Rupert machen wir einen Abstecher nach Port Edward. Wir können kaum glauben, dass wir in Meeresnähe sind. Der Wald ist seit Kilometern immer gleich dicht. Doch da ist sie, die alte, seit den sechziger Jahren stillgelegt Lachsbüchsenfabrik.
Das Meer ist hier Fjord ähnlich. Die Lachse schwimmen den Fluss aufwärts zum Laichen und die Fischer müssen mit ihren Netzen nur darauf warten, bis die Lachse wieder in die Meerenge zurückkommen. Nebst den Einheimischen haben in dieser Anlage auch viele Asiaten und Europäer gearbeitet, oder besser gesagt, geschuftet. Die kleinen Wohn- und Geschäftshäuser aus Holz sind auf Pfählen am Ufer ins Meer gebaut. Ein Holzsteg in der Mitte der beiden Häuserreihen bildet die Verbindung zwischen den einzelnen Gebäuden, die zum Teil noch mit ihrer ursprünglichen Einrichtung betrachtet werden können.
Auf dem Camping an Position Nord 54° 13' 45.4“ und West 130° 17' 22.7“ gibt es – wie könnte es in dieser Gegend anders sein – ausgezeichnete Fettucine al Salmone. Ein Lob dem Koch an Bord.
Nach diesem Essensvergnügen erwartet uns noch viel Arbeit. Der Reisebericht vom Juli muss redigiert und mit einigen Fotos aufgelockert werden. Das mit dem Redigieren klappt: das mit dem Fotos einfügen klappt weniger. Der Techniker an Bord scheint vom Kochen und Essen müde zu sein. Eine Foto, die er einfügen will, löscht er versehentlich komplett. Darauf lässt er die Arbeit ruhen und legt sich ebenfalls schlafen, wohl wissend, dass sich die gelöschte Foto noch auf der Sicherungs-CD befindet.