Tagesbericht vom 04.02.2002
Klopf, klopf, „Oscho“ tönt es plötzlich an der Tür. „Quoi?“ fragt Liseli. „Oscho“ antwortet es. So geht's hin und her, bis die Erleuchtung kommt: „Eau chaude“. Es ist Kübelzeit. Der Zauberlehrling versucht den Meister nachzuahmen. Im Restaurant angelangt, fragt uns der Küchenchef nach unseren Wünschen für das Morgenessen. „Pain, Confiture, Café“ antworte ich ihm, und überlege noch, ob nicht ein Ei... Zum Glück steuert er bereits die Küche an, so dass ich meinen Salmonellen verdächtigen Wunsch gar nicht erst äussern kann.
Was aufgetischt wird, kennen wir schon: anstelle von Milch, Milchpulver. Nestlé sei Dank. Langsam bekommen wir alles pulverförmig: die Strassen untertags, Kaffee und Milch am Morgen, Vielleicht gibt es heute Abend auch das Bier in dieser Form. Der Küchenchef entschuldigt sich: „Plus de Confiture“. Ich will aber trotzdem etwas auf das Brot. Nach längerem Zögern beschliesst er einkaufen zu gehen. Und voilà nach ein paar Minuten ist ein neues Glas mit Erdbeerkonfitüre aus Frankreich auf dem Tisch. Der Nescafé schmeckt ein bisschen eigenartig. Ob das am Wasser liegt? Ich bin der Meinung, dass man für ein solches Morgenessen, das 1.20 Schweizerfranken pro Person kostet, nicht mehr verlangen kann.
So (wie Liseli ab und zu sagt), jetzt sind wir wieder auf der Wellblechstrasse nach Bamako, pulverförmig mit Meter hohen Staubwolken hinter uns. Das Coca Cola an Bord löst den Staub in unseren Kehlen. Europäisch würde die Fahrzeit nach Bamako etwa 2 Stunden betragen (180 km). Wir sind jedoch bereits assimiliert und hoffen am Abend dort anzukommen. Liseli hofft in Bamako den Staub los zu werden. Sie hat unterdessen fast keine Stimme mehr (Anmerkung Bobo: resp. ein paar Oktaven höher).
Eine Staubwolke kommt uns entgegen. Sie ist von weitem sichtbar. Es ist ein Lastwagen; es ist der Bus. Er fährt ca. 3 mal so schnell, wie wir. Die Ladebrücke vollgepfropft mit bunt angezogenen Personen. Sie lachen und winken. Wie die das nur schaffen?
Entweder waren die Leute von Kita nie in Bamako, oder sie haben ein anderes Zeitgefühl, oder wir fahren wirklich fürchterlich langsam. Sei es wie es sei, wir brauchen für die 180 km von Kita nach Bamako 7 Stunden, anstelle von 3 Stunden (wie vom Hotelier angegeben). Alles Wellblech – es geht langsam an die Nerven. Zwischen Kati (ein Vorort von Bamako) und Bamako wird gerade eine neue Strasse (Autobahn?) gebaut. Eine Unmenge von rotem Sand wird transportiert, abgeladen, plafoniert, bewässert. Einmal fahren wir auf der wirklich immensen Baustelle, dann wieder auf einer Baustellenzufahrt. Sind wir noch auf der Piste? Endlich treffen wir in Bamako ein und finden auch ziemlich bald das Hotel de l'Amitié, (ein richtiges Hotel der Accord-Gruppe), das einzige Hochhaus weit und breit. Um und im Hotel ist ein emsiges Treiben. Uns wird schon bang: Hoffentlich ist das Hotel nicht ausgebucht. Wir wollen doch wieder einmal uns und unsere Wäsche waschen (lassen).
Und wir lernen auch einen für uns unbekannten Trick kennen. An der Hotelzufahrt spricht uns jemand an „l'hôtel est complet“, „je vous conduis à l'hôtel ....“. Wir bleiben stur und schenken ihm keine Beachtung. Er folgt uns bis an die Réception und will sogar den Concierge von seinem Anliegen überzeugen. Da wir bereit sind, eine Suite zu nehmen (ca. CHF 120.—pro Nacht), hat es trotz Fussball sogar Platz für zwei Nächte.
Wie sich herausstellt, ist das Hotel zur Zeit das Hauptquartier für die Organisatoren, die Presseleute und einen Teil der Mannschaften des Coupe d'Afrique. Am Donnerstag findet hier in Bamako der Halbfinal und am Sonntag dann der Final statt. Ich glaube, wir sind die einzigen Hotelgäste, die nichts mit dem Fussballzirkus zu tun haben. Das stört weder uns noch die anderen. Unsere Suite ist nach den Bungalowerfahrungen wirklich super, mit Blick über die Stadt und den hoteleigenen 9-Loch Kurz-Golfplatz. Kaum zu glauben.