Tagesbericht vom 28.05.2004
Nebst der Kommunikation bin ich, was auf dieser Reise bestimmt sehr wichtig ist, auch für das Nähen zuständig. Doch Bobo verzichtet auf den Beweis meiner Nähkünste. Bevor ich mich versehe, landet die wunderbare alte Hose mit dem neuen Dreiangel im Abfall!
Nun besuchen wir das alte Sighisoara (auf Deutsch: Schässburg). Sehr malerisch und eindrücklich. Hoch oben auf dem Berg befindet sich die Bergschule und die Kirche. Eine lange, aus Holz überdeckte, steile Treppe - für die Schüler konstruiert - führt hinauf. Das ist Sport. Sir James muss unten warten.
Im „modernen“ Sighisoara können wir sogar „Lei“ auf die Visa Kreditkarte am Bancomaten beziehen. Das scheint uns notwendig, da wir immer weniger Tankstellen ausmachen können, die Kreditkarten annehmen. Zudem finden wir ein Internetkaffee. Wir möchten unserem Webmaster Reto (Ritas Neffen) unseren neuesten Reisebericht sowie die Karte mit der effektiv zurückgelegten Strecke übermitteln. Aber die Datenmenge der Karte scheint zu gross zu sein. So übermitteln wir vorerst nur den neuen Reisebericht. (Die Fotos senden wir ebenfalls noch nicht. Wir müssen sie, d.h. natürlich Bobo muss sie, zuerst noch Internet tauglich machen, damit unsere geschätzten Leser (gemäss Bobo – ich verstehe ja nichts davon) nicht stundenlang auf das Bild warten müssen.) Die ganze Internetsitzung mit allen Versuchen dauert eine gute Stunde. Wir sitzen noch nicht lange im Auto, bestätigt uns Reto unser E-Mail per Message auf das Satellitentelefon. Er bestätigt auch, dass er auf der homepage unsere E-Mail Adresse, nämlich ritaschneidinger@yahoo.de und nicht .com., berichtigt hat. Schon super, diese Technik.
Wir besuchen weitere befestigte Kirchen. Zuerst in Saschiz, dann in Viscri (zu deutsch: Weisskirch) und zu guter letzt für den heutigen Tag in Prejmer oder Tartlan. Wir sind von diesen Monumenten fasziniert. Alle drei Orte sind von der UNESCO ausgezeichnet. Viscri befindet sich weitab von der Hauptstrasse und ist überhaupt nicht beschildert. Wir finden es nur dank GPS anhand der digital erfassten russischen Generalstabskarte. An vielen Häusern im Dorf zeugen deutsche Inschriften von den ehemals deutschen Einwohnern.
Viele Leute in dieser Gegend sprechen heute noch ein paar Brocken deutsch. Interessant. Die befestigte Kirche von Prejmer (Tartlan) präsentiert sich wiederum ganz anders. Die kreuzformartig gebaute Kirche ist von einer Festungsmauer umgeben. In dieser Festungsmauer befinden sich 278 Vorratskammern oder Wohn- und Gewerberäume. An der Aussenseite dieser Kammern befindet sich ein mit Schiessscharten versehener Rundgang.
Nun fahren wir weiter Richtung Brasov. Etwa 10 Kilometer ausserhalb der Stadt soll es einen akzeptablen Campingplatz geben. Wie finden wir nun diesen Ort in einer 320'000 Einwohner zählenden Stadt. Vergeblich halten wir nach einer Beschilderung Ausschau. Vor einem Rotlicht frage ich einen Alfa Romeo fahrenden Mann. Sofort deutet er uns, ihm zu folgen. Beinahe halsbrecherisch ist die Fahrt. Aber der Mann scheint genau zu wissen, wo die Löcher in der Strasse sind. Jetzt setzt er den Blinker und deutet uns, abzuzweigen. Das befolgen wir auch. Er fährt weiter geradeaus. Und wir fahren, und fahren, und fahren. Weit und breit ist kein Campingplatz auszumachen. Da, hinter uns hupt es, und schon fährt der Alfa Romeo uns wieder vor. Er wendet vor uns und wir folgen ihm erneut. Den ganzen Weg zurück bis zur Abzweigung und dann noch weiter. Vor dem Tor zum Camping „Darste“ an Position Nord 45° 36' 20.6“ und Ost 25° 39' 22.3“ wendet er. Er braust so schnell davon, dass wir ihm leider keine Schokolade für seine Dienste überreichen können.