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Tagesbericht vom 04.06.2010

Noch zum Nachtessen von gestern im Hotel. Wir setzen uns an einen Tisch im Freien, mit Blick auf die Abfahrtsstrecke (?) von Sochi 2014.

Wir könne aus einer in Englisch abgefassten Menükarte auswählen. Soweit so gut. Nur versteht die hilfsbereite Serviererin kaum Englisch. Die Speisen, auf die wir in der Karte deuten, gibt es anscheinend im Moment nicht. Schlussendlich scheinen wir das zu bestellen, was auch erhältlich ist. Nach einer Weile kommt die Angestellte von der Rezeption an unseren Tisch. Sie verfügt über Englischkenntnisse. Sie soll in der Küche bestätigen, dass die Serviererin die Bestellung unseren Wünschen entsprechend aufgenommen hat. Alles scheint zu klappen. Doch dann kommt die Serviererin erneut und erklärt, die bestellten 'Blinis' seien nicht verfügbar ... Das Essen schmeckt. Als Dessert gibt es einen echten italienischen Espresso!

Wir schlafen wunderbar und geniessen die Annehmlichkeiten dieses internationalen 4-Stern Hotels. Beim Frühstück müssen wir aufpassen, dass die herumstolzierenden Pfauen sich nicht unser Brot in den Schnabel stecken. Jetzt weiss ich auch, warum dieses Hotel den Namenszusatz „Larnaya“ hat. „Larnaya“ heisst übersetzt Pfau. Der Himmel ist grau verhangen. Wir sind froh, haben wir die Fotos mit der Aussicht gestern geknipst.

Ich (Liseli) fahre trotz einsetzendem Regen frohgelaunt los, zurück nach Sochi. Der Verkehr stockt teilweise. Uns wird klar, dass für 2014 die im Bau befindliche Schnellbahn, welche die Stadt Sochi mit den eigentlichen Austragungsorten in den Bergen verbinden wird, notwendig ist. Ob auch die Polizei bis dann begreifen wird, dass Touristen freundlich Willkommen geheissen werden sollten? Der Polizist, der mich abwinkt, müsste noch etwas üben. Er will einen Rapport erstellen und mir eine Busse aufbrummen, weil ich anstatt auf der linken Abzweigspur fahrend nicht abgezweigt sondern (mit aller Vorsicht und entsprechendem Blinker stellen) doch geradeaus gefahren bin. Ich sammle all meine Russischkenntnisse: „Nein, ich verstehe kaum Russisch … ja, ich weiss, was er meint … nein, ich wollte nicht abzweigen, konnte aber nicht ahnen, dass die rechte Spur plötzlich abzweigt … wir sind Touristen aus der Schweiz … Sochi ist sehr schön …“ Alles Lamentieren nützt nichts. Ich muss ins Polizeiauto einsteigen, während Bobo im James sitzend den Vorgang im Rückspiegel beobachtet. Ich bleibe ganz ruhig. Solche Spielchen kennen wir von unserer Russlandreise von 2004. Das damals Erfahrene wirkt wieder Wunder: Ich sage dem Polizisten auf Russisch, er solle sich bitte ausweisen. Darauf gibt er mir meinen Pass zurück und lässt mich ziehen! - Die Fahrt geht weiter der Schwarzmeerküste entlang. Diese Gegend ist das Ferienparadies der Russen. Aus Zeiten der Sowjetunion reiht sich noch ein „Sanatorium“ ans andere. In diesen Sanatorien, mit zum Teil pompös gestalteten Einfahrten und grossen Parks, durften die Arbeiter früher hie und da (eher selten) auf Staatskosten Ferien machen. Hier konnten sie sich erholen und auch verwöhnen oder wenn nötig ärztlich behandeln lassen. Heute, nach dem Zerfall der Sowjetunion, dienen diese Sanatorien nach wie vor als Ferienhotels, vornehmlich für Russen.
Wir verbringen die Nacht nicht in einem dieser „alten Kasten“. Zufälligerweise, oder muss ich sagen dank dem Instinkt von Bobo?, finden wir zwischen Zugsgeleise und Meer bei Ashe den kommunalen Astra Komplex mit Autocamping (Position Nord 43° 57' 25.9'' und Ost 39° 16' 0.4“). Ein Campingplatz in Russland ist für uns ein Novum. Wir bezahlen umgerechnet 10 CHF. Dafür dürfen wir eine saubere Toilette und Dusche benutzen und könnten das Waschbecken in der im Freien stehenden Küche brauchen.

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