Tagesbericht vom 19.07.2004
Wie könnte es anders sein. Um 7:00 Uhr werden wir von der Kuhherde geweckt, die vom Hirten hoch zu Pferd erneut an uns vorbeigetrieben wird. Die Sonne scheint, und so stehen wir auf. Nach dem Frühstück fahren wir Richtung Barnaul. Wir schauen uns kurz in Bijsk um, bevor wir um die Mittagszeit in Barnaul eintreffen. Wir haben Einiges auf dem Einkaufszettel, das wir besorgen möchten. Aber der Mark hat heute geschlossen – wegen sanitärer Kontrolle, soweit wir verstehen und in dem uns bereits bekannten Supermarkt wird frisches Fleisch erst um 15:00 Uhr angeliefert. Überdies führt das Camping Spezialgeschäft kein Reinbenzin für unsere Kocher. (Diese können wir selbstverständlich auch mit Autobenzin betreiben, aber ich schätze das Reinbenzin, da es weniger russt.) Ohne alles erledigt zu haben fahren wir auf guter Strasse fahren wir weiter nach Novosibirsk, einer recht modernen Stadt mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern. In dieser Stadt gibt es sogar eine Untergrundbahn.
Ohne Detailkarte oder Stadtplan fahren wir in die Stadt hinein. Im Prinzip ist das Zurechtfinden in den russischen Städten recht einfach. Die Stadteinfahrten führen meistens auf die zentrale Strasse, die Uliza Lenina. Ab und zu heisst die Uliza Lenina auch Prospekt Lenina. An der Lenina findet man die wichtigen Geschäfte, den zentralen Markt und die Leninstatue. Am Ende der Lenina, die schnurgerade durch die ganze Stadt führt, geht es dann zu den mit Wegweisern beschilderten Stadtausfahrten. In der Stadt selbst darf man keine Wegweiser erwarten, weshalb man immer auf die Lenina zurückfahren muss, um die Orientierung zu behalten.
In Novosibirsk gibt es auf der Lenina in jeder Fahrrichtung drei Spuren. Zudem kann links und rechts je in einer Spur und in der Mitte der Strasse auf zwei Spuren parkiert werden!! Himmlische Verhältnisse, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass hier weit weniger Autos verkehren als in unseren einheimischen Breitengraden. Unterdessen ist es bereits 19:30 Uhr, der Markt schliesst seine Pforten um 19:00 Uhr. Wieder können wir kein Frischfleisch kaufen. Nach langem Suchen in verschiedenen Geschäften finden wir endlich doch noch Rindsplätzli. Die Russen scheinen definitiv keine grossen Fleischesser zu sein. Und nun nichts wie aus der Stadt. Obwohl es erst gegen 23:00 Uhr dunkel wird, wollen wir so bald als möglich ausserhalb der Stadt einen Übernachtungsplatz finden. Und den finden wir an Position Nord 55° 14' 7“ und Ost 83° 23' 26.7“ unweit der Eisenbahnlinie der Transsib, die unseren Weg seit Novosibirsk begleitet. Wir hoffen, trotz dem dichten Zugsverkehr gut schlafen zu können.
Da der heutige Tagesbericht nicht sehr umfangreich ist, möchte ich an dieser Stelle einmal schildern, wie das Tanken an den meisten russischen Tankstellen vor sich geht: Im Tankstellenhäuschen sitzt hinter einem kleinen vergitterten Fenster eine Person, die man oft erst bei genauerem Hinsehen erkennt. Durch eine kleine Öffnung sagt man dem Tankstellenwart, wie viel Liter an welcher Säule man tanken möchte. Der Mensch hinter dem Gitter verlangt den zu bezahlenden Betrag, den man in eine kleine Schublade gibt. Mittels der gleichen Schublade erhält man das Restgeld und die Quittung und kann anschliessend tanken. Wie steht es so treffend ein einem von unseren Sibirien Führer: „Der Tankwart sitzt in einem kleinen Steinhäuschen, das besser gesichert ist als die Staatsbank von Russland.“
