Tagesbericht vom 26.05.2004
Es ist schon hell, als mich Bobo aufweckt. Er merkt nicht, dass es erst 6:00 Uhr ist. Warum auch auf die Uhr schauen. Wenn wir müde sind, gehen wir schlafen. Und wenn wir wach sind, stehen wir auf. Dumm ist nur, dass wir nicht immer gleichzeitig müde oder wach sind. Aber das ist auf so einer Reise unwichtig.
Da nun schon die Wäsche gewaschen ist und über Nacht an der wieder wärmeren Luft trocknen konnte, lass ich mich von Bobo überreden eine Dusche zu nehmen. Ich habe die Wahl zwischen einer Duschecke mit Kleiderhaken und ohne Türe und einer solchen mit Türe, dafür ohne Möglichkeit, die Kleider aufzuhängen. Ich entscheide mich für letztere. Unser Campingstuhl findet in der Nasszelle knapp Platz. Er dient mir als Kleiderablage. Nun wären auch die Haare gewaschen. Aber wo nur kann ich den Föhn einstecken? Bald werde ich fündig. Auf dem Campingareal gibt es Säulen mit Stromversorgung für die Campingwagen und diese versorgt auch unseren Föhn mit Strom.
Vor unserer Weiterreise nach Rumänien wollen wir die Tanks von Sir James wieder mit Frischwasser nachfüllen. Wir finden auf dem Platz sogar einen Wasseranschluss. Bobo will aber nicht gleich den Schlauch anschliessen. Das wäre zu einfach. Zu Hause hat Bobo das System darauf vorbereitet, damit wir in Russland jeweils Wasser direkt aus Brunnen mit einem Schlauch in den Wassertank pumpen können. Dies wollen wir nun in Natura ausführen. Bobo stellt einen grossen Topf unter den Wasserhahn. Vom Hahn lässt er das Wasser in den Behälter fliessen. Aus dem Behälter sollte das Wasser nun dank der Wasserpumpe in den Wassertank gepumpt werden. Was bei der Hauptprobe zu Hause prima geklappt hat, funktioniert jetzt nicht. Bobo meint, es habe zuviel Luft im Schlauch. Wohin geht wohl die Luft im Schlauch in Russland? Da ich nicht für die Technik zuständig bin, verlasse ich mich einmal mehr ganz auf Bobo. Und dass ich mich wirklich ganz auf ihn verlassen kann, hat sich auch heute wieder gezeigt. Dank seiner Vorarbeit zu Hause finden wir die Puzsta (Prärie), welche dank ihrer landschaftlichen Schönheit und ihrem ökologischen Wert von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen worden ist.
Zudem hat Bobo zu Hause auch sämtliche Campingplätze digital erfasst. So finden wir einige Kilometer nach unserem problemlosen Grenzübertritt einen campingplatzähnlichen Ort in „Baile 1 Mai“ an Position Nord 46° 59' 51.9“ und Ost 22° 0' 0.8“ in Rumänien. Schon bald erhalten wir Besuch vom zweiten anwesenden deutschen Touristen. Er warnt uns vor Russland. Da könne man nicht einfach so ohne Vorbereitung hinfahren. Das sei viel zu gefährlich. Er wisse von jemandem, dem sei in Russland einfach ein Panzer vor das Auto gefahren und habe erst nach Bezahlung von 100 Dollar den Weg wieder frei gemacht!! Ich mag diese Geschichten nicht mehr hören. Auch nicht, dass wir sowieso nicht nach Russland kommen werden, da uns Sir James vorher gestohlen werde ... Wir werden sehen. Und Ihr, liebe Leser, werdet lesen …
22:05 Uhr (rumänische Zeit) am Satellitentelephon kommt eine Nachricht herein: Moritz und Mösi vom Golfclub Lipperswil wünschen uns eine gute Fahrt. Vielen Dank.