Tagesbericht vom 22.07.2004
Was uns wecken wird? Das ist doch klar. An einem Fluss wecken einem sicher nicht die Fische. Lärmen tun nur die Motorboote der Fischer. Sie fahren den Jenissej hinauf um sich anschliessend runtertreiben zu lassen.
Ein herrlicher Tag beginnt. Die Sonne scheint. Der Himmel ist blau. Ein paar Schäfchenwolken tummeln sich am Horizont. Bereits um 08:30 Uhr sind wir fahrbereit. Aber es ist gar nicht 08:30 Uhr sondern bereits eine Stunde mehr. Dank dem Zeitzonenplan der Transsibirischen Eisenbahn stelle ich fest, dass wir die Uhren bald nochmals eine Stunde vorwärts drehen müssen. Nach Kansk beginnt das Gebiet von Irkutsk und das hat im Sommer Greenwich Mean Time plus neun Stunden.
Die Strassen sind nicht mehr so gut, wie gestern. Auch Sir James fühlt das und lässt sich den linken hinteren Pneu wiedereinmal auswechseln. Selber schuld, wieso haben wir gestern in Krasnojarsk zwei neue, russische Schläuche gekauft. Vielleicht geht es mit diesen dann besser.
Wir fahren parallel zur Transsibirischen Eisenbahn. Manchmal überquert die M-53 das Trasse der Transib. Die Bahnübergänge sind recht gut befestigt. Man beachte auf der Foto das Hindernis vor der Schranke, das zum Boden hinausragt und dem Polizeifahrzeug die Weiterfahrt verhindert.
Das Gelände ist hügelig. Da wir ostwärts reisen und die Flüsse in Sibirien von Süden nach Norden fliessen, führt der Weg von einem Hügel zum andern. Diese Hügel sind nicht hoch, wir fahren immer zwischen 200 und 350 Meter über Meer. Die Niederungen sind meist sumpfig und die Anhöhen trocken. Auf den Anhöhen begegnen wir malerischen Dörfern, die uns an unsere Bergdörfer erinnern.
Auf einer dieser Anhöhen an Position Nord 56° 7' 56.7“ und Ost 97° 1' 21.4“ beziehen wir unser Nachtlager. Das Nachtessen haben wir bereits hinter uns. Es ist in der momentanen Zeitzone 20:29 Uhr. Ein paar Meter neben uns wäre bereits Irkutsker Zeit; das heisst 21:29 Uhr. Die Sonne scheint immer noch. Das Thermometer zeigt eine Temperatur von 22.5° Celsius. Ein paar Mücken haben uns im Sonnenuntergang das Leben sauer gemacht. Wir haben uns deshalb in den Bauch von Sir James zurückgezogen, wo eine Temperatur von 28.5° Celsius herrscht. Sir James ist so mit russischem Mückenspray eingespritzt, dass kein fliegendes Unding sich zu nähern getraut.