Tagesbericht vom 29.09.2004
Nur noch kurz zu gestern: Sankt Petersburg ist eine wunderbare Stadt. Einerseits gleicht sie mit ihren vielen kleinen und grösseren Wasserläufen und den Brücken darüber Venedig. Andererseits erinnert sie mit ihren imposanten Gebäuden, den vielen Monumenten, Kirchen und Schlössern an Paris. Und doch ist diese Stadt einzigartig. Aber was für Moskau galt ist auch für Sankt Petersburg zutreffend: die Stadt ist nicht für Fahrende wie wir geeignet. Daher fahren wir bei trübem Wetter weiter. Pawlosk, etwa 30 Kilometer ausserhalb von Sankt Petersburg heisst unsere nächste Station. Musikanten begrüssen uns mit ihrem Spiel vor dem Schloss, das wir besichtigen möchten. Normalerweise heissen sie so die vielen Touristen, die mit Cars anreisen auf diese Weise willkommen. Doch so früh und bei solchem Regen scheinen sie froh zu sein, dass sich zwei Schweizer zu ihnen verirren. Auch das Schloss hier, das als klein eingestuft wird, beeindruckt uns durch seine Grösse und seinen Reichtum. Der Schlossgarten muss ein Traum sein – nur nicht bei diesem Wetter. Dann, nach kurzer Fahrt, besuchen wir das berühmte Katharinenschloss mit seinem weltbekannten Bernsteinzimmer. Eigentlich dürften wir gar keinen Eintritt erhalten. Mit grossen Lettern wird am Eingang darauf hingewiesen, dass ausländische Gruppen nur von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr und ausländische Individualreisende nur von 16:00 Uhr bis 17:00 Uhr das Schloss besuchen dürfen. Doch Bobo hat einen guten Riecher. Heute gilt das alles nicht. Weil es regnet? Oder ganz einfach weil nicht viele russischen Gruppen hier sind? Wir wissen es nicht und es ist uns auch egal. Hauptsache, wir können auch diese Sehenswürdigkeit anschauen. Ich muss ganz ehrlich sagen: Nach so vielen gigantischen und prunkvollen Anlagen, die wir in den letzten Tagen aufgesucht haben, weiss ich nicht mehr genau, welcher Eindruck zu welchem Palast, oder welchem Kloster gehört. Aber zu Hause werde ich dann anhand der vielen Fotos, die wir gemacht haben alles wieder auf eine Reihe bringen. Vor allem verstehe ich nun besser, wie es bei so viel Prunk zum Aufstand gegen die Zaren kommen konnte.
Dann machen wir uns auf in Richtung russischer Grenze zu Latvia. Langsam aber sicher beenden wir unsere spannende und äusserst eindrucksvolle Reise durch Russland. Vorerst übernachten wir aber wieder einmal an einem schönen Plätzchen vor Pstov an Position Nord 57° 58' 55.5“ und Ost 28° 46' 14.6“ in einer Waldlichtung. Oder gefällt es mir hier so gut, weil sich gegen Abend sogar die Sonne wieder zeigt?