Heute ist Sir James Tag. Er darf klettern, kriechen, waten, das heisst er darf alles machen, was ihm seit seiner Geburt mitgegeben wurde. Er freut sich richtig. Wenn es in der Schweiz nicht bei jeder Geländestrecke ein Fahrverbot hätte, müsste man eigentlich gar nicht so weit reisen. Nebenbei bemerkt, Sir James ist weit und breit das einzige Fahrzeug mit 4 Rädern und einem Motor. Das neuste Verkehrsmittel, welches hier verwendet wird, ist das Velo. Es gibt keinen Bus, keine Taxi, keine Eisenbahn, einfach nichts. Sobald Sir James gehört oder gesehen wird rennen die Kinder, stehen an die „Strasse“ und winken. Auch die Grossen bewundern das Ungetüm, welches bei ihnen vorbeirollt.
Es geht mitten durch die Savanne auf einem Feldweg vorwärts. In der Regenzeit fliesst hier auf dem Weg sicher das Wasser. Das Wasser gräbt sich aber leider nur eine Rinne. Sir James brauchte eigentlich zwei Rinnen. Und diese würde er sich lieber gerade und nicht so geschlängelt wünschen. Was soll's. Ich erinnere mich an den Film „Die Götter müssen verrückt sein“. Wir Europäer kämpfen uns mit viel Technik durch die Natur, dabei wäre es viel einfacher per Pedes das Ziel zu erreichen. Trotz den vielen Hindernissen kommen wir pro Stunde ca. 10 Kilometer weiter. Und das soll so weitergehen bis Mali. Auf was haben wir uns hier nur eingelassen. Aber Liseli meint „Spass muss sein“, und den haben wir.
Heute morgen haben uns noch die Flusspferde begrüsst (keine Nilpferde – wir sind am Gambia). Zum ersten Mal haben wir eine Herde von 6 solchen Schwimmern ausgemacht. Es ist gar nicht so einfach diese Tiere zu entdecken. Meistens sehen wir etwas schwimmen und dann stellen wir fest, dass es „nur“ Krokodile sind. Das Kleingetier, wie Affen, Schakale, Wildschweine, usw. können kaum mehr unsere Aufmerksamkeit erregen, so haben wir uns an diese Savannenpartner bereits gewöhnt.
Liseli hat sich übrigens einen Halsentzündung zugelegt. Es ist nicht sicher, ob es vom Staub kommt oder von der Klimaanlage, die bei 37° Aussentemperatur im Sir James werkelt. Für uns ist es hier eigentlich ganz angenehm. Unserem Führer, der vorne auf dem Kühlerhaube sitzt, geht es sicher nicht so gut, wie uns (wenn nur die blöden Mücken nicht wären).
Von den Tieren genug gesehen, sind wir heute Abend zu den Menschen zurückgekehrt. Wir sind jetzt in Salematta. Unser Führer zeigt uns das Leben hier bei den Bassari. Die Bassari sind diejenigen, welche die bekannten Senegalesischen Masken und herrliche Schmuckstücke, wie Halsketten, Figuren, usw. herstellen. Von hier aus wird die ganze Welt, ob Osten oder Westen, mit diesem Senegalesischen Exportgut beliefert. Wir sind begeistert von diesem handwerklichen Können und haben Mühe, nichts zu kaufen. Wo sollen wir mit all dem Zeug hin, wenn wir bereits nach einem Monat beginnen Erinnerungen einzukaufen.
Jetzt warten wir am Tisch auf das Senegalesische Essen, welches uns im Campement Salematta zubereitet wird (Nord 12° 38' 20,7“, West 12° 48' 4,8“). Wir haben Hunger, denn wir sind bereits seit heute morgen sechs Uhr auf den Beinen und haben noch nichts gegessen. Den Salat bereiten zwei Französische Krankenschwestern zu, so dass wir eine gewisse Garantie haben, nicht krank zu werden (das Wasser wurde von ihnen desinfiziert). Die Schwestern leisten hier freiwillig - für einige Wochen - Gesundheitsfürsorge. Sie seien eigentlich mehr Ärzte, da es da keine gäbe. Die nächste ärztliche Versorgung gibt es im Spital von Kedougou. Die Stadt liegt einige Kilometer von Salematta entfernt. Bei diesen Strassenverhältnissen beträgt die Fahrzeit aber einen ½ Tag.
Das Campement wird von Gilbert geleitet. Er ist anscheinend bis Dakar bekannt. Nicht etwa, weil er das Campement so gut leitet, sondern vielmehr, weil er ein etwas seltsamer Kauz ist.
In Salematta hat es übrigens ein neues Wasserpumpwerk. Es ist schon von weitem sichtbar, da das Pumpenhaus erstens nicht aus Stroh gebaut und zweitens weiss angestrichen ist. Die Krankenschwestern erklären uns, dass das Pumpwerk bereits seit einigen Monaten bereit stehe. Aber eben, seit das Pumpwerk fertig ist, versucht man es in Betrieb zunehmen. Dies ist bis jetzt jedoch noch Niemandem gelungen. Übrigens findet Sir James in dieser Stadt einen Kollegen. Es ist ein Lastwagen, der Waren von Kedougou hierher gebracht hat.
Ah, jetzt weiss ich, wieso ich Salematta immer wieder falsch schreibe. Ich verwechsle es mit Selamatt im Toggenburg. St. Gallen und Senegal sind doch nicht soweit auseinander. Selamatt ist aber ein hoch moderner, industrialisierter Ort gegenüber Salematta.