Tagesbericht vom 03.11.2014
Die erfreuliche Nachricht: Bobo scheint soweit genesen zu sein. Nach der Antibiotikakur fühlt er sich wieder gut. Seit einigen Tagen plagen ihn starke Schmerzen an der Schulter. Dank Voltaren-Salbe, die es in Brasilien unter dem Namen 'Cataflam' ebenfalls gibt, hat er – hoffentlich - auch diese gesundheitliche Hürde überwunden!
Die Nacht war so la la. Zwischen den einzelnen Ereignissen konnte ich immer gut schlafen. Ein lauter Knall weckt uns mitten in der Nacht. Irgend etwas ist auf das Dach von Limpi gefallen ... (Wie sich am Morgen herausstellt, war es ein kleiner, dürrer Ast) ... Ein Polizist, aus einem Auto mit blinkender Lichtsirene, spricht mit dem Nachtwächter durch ein Megaphon. Was, bleibt uns verborgen ... Und dann war noch ein Lärm auszumachen. Vorsichtshalber verschliesse ich die Türen von Limpi. Der Blick aus dem Fenster beruhigt mich: drei Pferde durchstöbern einen Abfallbehälter und galoppieren hin und her ... - Soweit die Ereignisse der Nacht.
Ich freue mich auf Brasilia, auf eine moderne Stadt mit guter Infrastruktur. Brasilia wurde 1960 nach nur fünfjähriger Bauzeit nach einem klaren Schema als Haupt- und Verwaltungsstadt aus dem Boden gestampft. Die Stadt hat den Grundriss eines Vogels mit ausgebreiteten Flügeln. In anderen Quellen ist die Rede von der Form eines Flugzeugrumpfes samt Trageflächen. Brasilia ist in verschiedene Sektoren mit entsprechenden Bezeichnungen aufgeteilt. Wie es sich für eine solche Stadt gehört, gibt es auch einen Sektor für Camping! So wird Brasilia in allen Reiseführern angepriesen.
„Ich bin gespannt, wie Brasilia aussieht“ sage ich während der Fahrt zu Bobo. „Wir sind schon da“ antwortet er mit Blick auf die digitale Karte. Ich kann keine besonders moderne Gebäude ausmachen. Brasilia präsentiert sich mir wie andere brasilianische Orte auch. Doch dann fahren wir auf einer von sechs Spuren (in einer Richtung, wohlgemerkt) ins Zentrum. Grosse Grünflächen trennen die Bahnen der Strassen, welche in südliche oder nördliche Richtung führen. Nüvi weist uns direkt zum Campingsektor: eine grosse Baustelle liegt vor uns. Diesen Sektor scheint es nicht mehr zu geben. Da, unsere Rettung, ein Hotel der Kette „mercure“. Ich frage nach einem Zimmer. Der Hotelangestellte meint, wir sollten besser via Internet ein Zimmer reservieren. Würden wir direkt einchecken, koste das in Brasilia in allen Hotels sehr viel. Tatsächlich. Die in der Lobby ersichtliche, elektronische Liste mit den Zimmerpreisen fängt von umgerechnet 450 CHF pro Nacht an. - Bald kann man wahrscheinlich auf dieser Erde nur noch via Internet ein Hotelzimmer reservieren. Eine Rezeption wird es nicht mehr geben! - Der Hotelangestellte erklärt mir freundlicherweise den Weg zur Touristeninformation.
Wir stehen in einer riesigen, leeren Ausstellungshalle. Ah, die Touristeninformation ist im ersten Stock. Während Bobo Limpi bewacht, finde ich ein kleines Büro mit drei Angestellten und viel Papier. Doch, ja, es gebe noch die Möglichkeit zum campen, ist die Aussage der Dame nach einem entsprechenden Telefonanruf. Die Adresse lautet: „SRPN Trecho 2, Setor de Areas Isoladas“. Gemäss Google outprint, den sie mir mitgeben, ist diese Campingmöglichkeit bei der „Albergue da Juventude de Brasilia“ zu deutsch, „Jugendherberge“. Bobo und ich sind uns sofort einig. Wir schenken uns die Suche nach diesem Platz und fahren zurück, von wo wir gekommen sind. Auf unserer Fahrt nach Brasilia sind wir nämlich an einem Wasserfall mit Campingmöglichkeit vorbeigekommen. Für den Notfall, haben wir den Namen und die Koordinaten notiert (Brasilia Salto Corumba Hotel Camping Clube S 15° 50' 51.6'' und W 48° 46' 06.3'' -für alle, die in der gleichen Situation sind wie wir). Und dieser „Notfall“ - also ganz so schlimm ist es nicht – ist jetzt eingetreten. Ich mache aus dem fahrenden Auto ein paar Fotos von Brasilia, als Beweis sozusagen und für uns zur Erinnerung. Die wichtigsten Gebäude haben wir im Vorbeifahren gesehen, sogar das Fussballstadion der WM 2014. In der Längsachse ist Brasilia nur etwa 1,5 Kilometer lang. Sie beginnt aber bereits 10 Kilometer vor der eigentlichen Stadt. Gewaltige Dimensionen....
Unterwegs, auf dem Rückweg, sozusagen, treffen wir auf ein Hinweisschild Camping, und so weiter, „Cachoeira do Girasol“. Nach zwei Kilometern Naturstrasse erreichen wir den angepriesenen Ort mit kleinem Wasserfall, natürlichem Schwimmbecken, Wasserrutschen, Kletterpark (für angehende ) und ... Campingmöglichkeit!
S 15° 43' 17.5" W 048° 23' 27.8"