Tagesbericht vom 27.12.2014
Chile ruft. Wir sind gespannt. Um nach Ushuaia zu gelangen, muss man über chilenisches Territorium fahren. Kurz nach Rio Gallegos befindet sich der Grenzübergang nach Chile. Zwei Fragen beschäftigen uns: Erstens: wie kommen wir zu Chilenischen Pesos? Oder können wir die Fähre in Punta Delgada mit argentinischen Pesos bezahlen? Zweitens: wie wird die Grenzkontrolle betreffend Frischwaren sein? Im Lonely Planet wird über die Fahrt von Rio Gallegos nach Ushuaia nur wenig erwähnt. Nun, wir sind nicht die ersten Traveller, die dieses Gebiet mit dem eigenen Fahrzeug bereisen …
Bei regnerischem Wetter und Temperaturen unter 10° Celsius fahren wir los. Um 12.00 Uhr sind wir an der Grenze. Der Papierkrieg ist einfach und schnell erledigt. Sowohl mit unserer Unterschrift bezeugen als auch mündlich erklären wir, keine Frischwaren mitzuführen. Und dann kommt die Kontrolle. Ich muss der Grenzbeamtin verschiedene Schubladen im Innern von Limpi öffnen. Natürlich zeige ich ihr nur jene, die keine Lebensmittel enthalten. Den Eisschrank mit den Getränken entdeckt sie ohne meine Hilfe. Noch ist sie nicht zufrieden: wo wir denn die Esswaren aufbewahren? Ich zeige ihr eine weitere Schublade, jene in welcher wir Spaghetti, Reis, Kaffeebohnen und sonstige „Trockenprodukte“ verstaut haben. Sie will noch mehr sehen ... und da ... sie entdeckt unsere drei Eierschachteln ... Ungekochte Eier dürfen wir nicht über die Grenze nehmen, meint sie freundlich. Ich zeige mich erstaunt. Sie nimmt die drei Schachteln und gibt mir ein neues Formular. Es ist das gleiche, welches sowohl Bobo als auch ich schon vorher ausgefüllt haben. Nun muss ich aber dort, wo gefragt wird, ob ich Frischwaren dabei habe, das 'Ja' und nicht, wie vorher getan, das 'Nein' ankreuzen. Wohlgemerkt: Bobo muss kein neues Formular ausfüllen. Nur ich stehe als Sünderin da! Mit dem neu ausgefüllten Formular ist die Angelegenheit erledigt. Als ob die Grenzbeamtin nun zufrieden wäre, etwas 'Verbotenes' gefunden zu haben, lässt sie uns in Chile einreisen. Den zweiten Eisschrank mit einem ganzen Rindsfilet, den Gurken, Tomaten und Karotten hat sie glücklicherweise nicht entdeckt! Auch die halbe Ananas, die wir vorsichtshalber im Flaschengestell versteckt haben, kommt mit uns nach Chile!
Die Landschaft ändert sich nicht, warum sollte sie. Dafür zeigt sich langsam die Sonne. Wegen der erlebten Lebensmittelkontrolle am Zoll ändern wir den Reiseplan für die nächsten Tage. Wir fahren nicht direkt nach Ushuaia, also nicht wieder auf Argentinisches Gebiet. Wir bleiben, voraussichtlich, einen Tag länger in Chile. Das wird uns erlauben, einige Essensvorräte zu verzehren, bevor wir erneut den Chilenischen Zoll passieren und die frischen Lebensmittel deklarieren müssen. Wir fahren auf der „Ruta del Fin del Mundo“, nein, nicht ans Ende der Welt, sondern nach Punta Arenas.
Problemlos können wir in dieser Stadt am Bancomaten Geld beziehen. Nun haben wir viel Chilenisches Geld! Wir besitzen neu 200'000 Pesos. Dies entspricht allerdings nur 320 Schweizer Franken! Und Eier haben wir auch wieder! Das Überleben ist gesichert.
Beruhigt fahren wir aus der Stadt, vorbei am Denkmal für Magellan, dem Entdecker der Meerespassage vom Atlantik zum Pazifik im Jahre 1520 in den Parque Chabanco, wo es Picknickstellen und Stellplätze für Autos gibt. S 52° 59' 32.2" W 070° 49' 14.3"