Tagesbericht vom 11.07.2002
„Was machen wir nur den ganzen Tag?“ fragt Liseli am Morgen. Wahrscheinlich will Liseli Golfen gehen. „Wart's ab“ antworte ich. „Wir müssen noch etwas zum Trinken einkaufen und die Wäsche waschen oder waschen lassen“. Um 10:00 Uhr soll Randy anrufen, das ist derjenige, der die Zollangelegenheiten für ‚SWG Logistics' erledigt und für den wir gestern Abend die Formulare ausgefüllt haben. Aber wir warten vergeblich auf das Telefon. Wir fahren schnell ins Dorfzentrum von San Pedro, um etwas zum Trinken einzukaufen und um eine Waschmaschine einer ‚coin laundry' mit unserer Wäsche zu füttern. Um 11:30 Uhr sind wir zurück. Da während unserer Abwesenheit keine Meldung eingetroffen ist, ruft Liseli ‚SWD Logistics' an. Alles scheint in Ordnung zu sein, nur... a) braucht der Zoll jetzt ein Dokument, das beweist, dass Liseli die Fahrzeughalterin ist (da das ‚Carnet de Passage' nicht anerkannt wird) b) eine Bestätigung, dass das Fahrzeug in den USA versichert ist.
So, und was machen wir jetzt? Unserer Versicherungsgesellschaft anrufen und nochmals darauf hinweisen, dass wir dringend ein Dokument brauchen, nachdem sich die Sachbearbeiterin schon gestern in ihrer Ruhe gestört fühlte? Es bleibt uns nichts anderes übrig: „Yes, we made your insurance. We can fax you the documents. Within the next fifteen minutes you should have it.” Alle Probleme gelöst? Um die Warterei zu überbrücken fahren wir wieder ins Dorfzentrum, um unsere Wäsche von der Waschmaschine in den Wäschetrockner zu verschieben. Zurück im Hotel, fragen wir vergeblich nach dem Fax der Versicherungsgesellschaft. Er ist natürlich noch nicht eingetroffen. Aber schon bald klingelt das Telefon auf dem Zimmer: „We have a fax for you“ meint die Dame vom Hotelempfang.
Fahrzeugausweis kopieren, einen neuen Fax mit allen Dokumenten zusammenstellen, Dokumente übermitteln: der Dame am Hotelempfang ist das alles langsam zu mühsam und sie meint, wir könnten den Fax auch selber bedienen. Nach dem zweiten Versuch gelingt das auch, so dass wir wieder auf unser Zimmer gehen können. Zur Sicherheit – wir sind im Besitze der Belegs für die vollständige Übermittlung - rufen wir Jung an, ob er unseren Fax erhalten habe. Ja, er hat ihn bekommen. Zur Abwechslung fahren wieder ins Dorf, um unsere Wäsche aus dem Wäschetrockner zu nehmen.
Jetzt beginnt die Kontrolle der erhaltenen Dokumente von der Versicherung. Halt, wohin will die Versicherung die Originale schicken? In die Schweiz? Was sollen die Papiere in der Schweiz? Wieder ein Telephon. Wieder einen Fax mit der Ermächtigung, die Originale zu Lasten der Kreditkarte express ins Best Western nach San Pedro zu schicken. So und jetzt ist es zehn nach zwei am Nachmittag und wir wissen immer noch nicht was tun. Wir gehen zum Zeitvertreib wieder einmal in die öffentliche Library von San Pedro um das Internet zu gebrauchen.
Liseli durchschaut die amerikanische Bürokratie nicht. Was wäre, wenn wir nicht dauernd nachfragen würden? Wahrscheinlich würde gar nichts geschehen, oder Sir James würde wieder nach Indien zurückverschifft (wurde uns tatsächlich angekündigt) und die Versicherungsdokumente würden in etwa 14 Tagen an unserer Heimadresse in der Schweiz eintreffen.
Nun muss ich auch etwas schreiben, zur Beruhigung meiner Nerven. Als Verantwortliche für Kommunikation bin ich für den ganzen Telefon- und Faxverkehr und den Papierkram zur Auslösung von Sir James und zur Versicherung zuständig. Natürlich hilft mir Bobo dabei. Es ist zum Verzweifeln. Es klappt gar nichts auf Anhieb. Und auch beim zweiten und dritten Anlauf klappt es meist nur halb. Alle, die ich kontaktiere oder kontaktieren muss, scheine ich in ihrer Arbeit nur zu stören. Es ist fast wie früher im Geschäftsleben. Warum mich alles so nervt, weiss ich eigentlich auch nicht. Wir stehen nicht unter Zeitdruck. Es stinkt mir (oder darf ich sagen: uns?) fast tatenlos im Hotel herumzusitzen und auf Telefonanrufe zu warten, die doch nicht kommen. Warum ich die verschiedenen Damen und Herren nicht auf mein Natel anrufen lasse? Weil ich eine Schweizer Nummer habe und die lieben Angestellten der verschiedenen Firmen keine Ermächtigung haben, ins Ausland zu telefonieren. Ausserhalb Amerikas scheint für die Amerikaner die Welt aufzuhören.
Hier nur ein kleines Muster von meinem Frust: Um 17:30 rufe ich Jung an, ob er Neuigkeiten für uns habe. Er meint, er habe den Nachweis der amerikanischen Versicherung von uns noch nicht erhalten. Daher habe er nichts weiter unternehmen können. Ich weise ihn darauf hin, dass wir ihm alle Dokumente heute morgen gefaxt hätten, was er auch bestätigt habe. Wie sich herausstellt, hat irgend jemand in seinem Büro diesen Teil des Faxes verhühnert. So verstreicht wieder ein Tag. Wenn das so weitergeht, werden noch viele Tage verstreichen. Wie viele werden es wohl noch sein, bis wir unseren Sir James wieder haben?
Morgen wäre eigentlich wieder einmal ein Glückstag an der Reihe. Wir lassen uns überraschen.