Reisebericht

Tagesbericht vom 28.01.2002

Noch zu gestern abend: Im Hotelrestaurant (auch dies war einmal ...) gibt es zum Nachtessen 1 Menue zur Auswahl: Steak (was für Fleisch?) mit Hörnli, zum Dessert Wassermelone oder Banane. Das Fleisch können wir kaum schneiden, da es erstens kein Steak sondern irgend ein Stück Fleisch ist und zweitens ziemlich zäh. Die kalten Hörnli können wir nur dank einer Portion Ketchup einigermassen runterdrücken. Ich glaube, Bobo hat mich extra in dieses feine Lokal geführt, damit ich danach seine Küche wieder um so mehr schätze. Danach geht es ab in die Haia. Zum Glück haben wir dünne Baumwollschlafsäcke dabei, die wir anstelle der Bettwäsche brauchen. Doch von Schlaf finden kann keine Rede sein. An den penetranten Gestank im Zimmer können wir uns einfach nicht gewöhnen, und die Klimaanlage dröhnt schlimmer als ein Schiffsmotor. Nach ca. 1 Stunde frage ich Bobo schüchtern, ob wir im Sir James nicht angenehmer schlafen könnten. So schnell ist Bobo noch nie aufgestanden. Schwupps sind wir wieder in unseren Kleidern und finden unsere Nachtruhe im Sir James! Zum Frühstück bestellen wie immer 1 Mal café und 1 Mal café au lait. Wir erhalten einen Krug gekochtes Wasser, zwei Beutel Néscafé und 1 Beutel Nestle Trockenmilchpulver! Wir sind wieder um eine Erfahrung reicher. Das nächste Mal werden wir wieder auf den Comfort eines Hotels verzichten, und uns auch selbst verpflegen.

Nun sind wir im Niokolo-Koba Nationalpark an der Position Nord 13° 1' 36.1“, West 13° 14' 13.7“. Da anscheinend sämtliche Pläne und Broschüren ausverkauft sind, nehmen wir uns einen Führer. Nach einer Stunde Fahrt heisst es bis 16.00 Uhr im Campement des lions warten, da die Tiere jetzt anscheinend auch Siesta machen. So vertreiben wir uns die Zeit in der sengenden Sonne mit Reisebericht schreiben. Zudem lesen wir im Brockhaus, den wir als CD-Rom dabei haben, allerlei Wissenswertes über Afrika nach. Da kommt doch tatsächlich ein Affe und holt sich seine Mahlzeit in der 20 m von uns entfernten Abfallgrube. Übrigens wird mir von Expeditionsleiter Bobo gerade mitgeteilt, dass sich der zweite Wechselrichter wieder zurückgemeldet hat. Dann wäre ja jetzt, ausser dem warmen Wasser, das wir bei dieser Hitze sowieso nicht vermissen, alles wieder komplett.
Endlich sehe ich meine Kollegen life. Wie die doch durch die Steppe rennen können. Wie die mich doch so verdutzt anschauen können. Es ist sensationell.

Dann kommt der Seitenarm des Gambia. Der mit der Hängebrücke darüber. Unten die Krokodile. Vier Drahtseile über den Fluss gespannt zwei unten zwei auf Ellbogenhöhe. Mehrmals geflickt. Dann die Bretter über die zwei unteren Seile, dazwischen ab und zu ein Eisenstab an Stelle der Bretter. Der Führer erklärt: „Nur die Eisenstäbe benutzen, die Bretter sind unsicher“. Na jetzt wird es heikel, also all paar Meter einen Eisenstab, ab und zu ein Brett, das man dachte betreten zu können, das man jetzt nicht mehr betreten darf.... Am besten fliegen. Es ist wirklich wie im Indiana Jones. Der Führer misst unseren Mut. Wir bestehen beide die Prüfung, ich auch in meinen Halbschuhen mit Ledersohle. Als ich zurückkomme, und in Schräglage gerate, merke ich, dass das eine der beiden Tragseile am Ankerpunkt gerissen ist. Henry Ford hatte es viel leichter, er hat als Indiana Jones für diese Szene sicher einen Stuntman gehabt.
Dann wird Sir James Mut geprüft. Er hat einen kleinen Fluss zu überqueren, der mit verschieden dicken Palmenbaumstämmen überbrückt ist. Das interessante dabei ist, dass die Palmenbaumstämme längs angeordnet sind und nicht quer. Ein herunterrutschen vom einen Palmenbaumstamm bringt Sir James in starke Schräglage, was er nicht so gerne hat. Aber auch er schafft die Flussüberquerung im Kriechgang problemlos. Zuerst die Böschung runter, dann über die erste Brücke, cross country über eine seichte Stelle zur zweiten Brücke, über die zweite Brücke, dann die Böschung wieder rauf. Braver Sir James.

Unser Führer hat auf der Motorhaube von Sir James Platz genommen. Arm links, heisst links abbiegen, usw. So dirigiert er uns durch den Park. Krokodile, Rehe, Wildschweine, Hirsche, Ibisse, rote, blaue, grüne Vögel, Kolibri und natürlich meine Kollegen, die Affen ziehen an uns vorbei. Löwen, Giraffen und Elefanten sehen wir heute noch keine. Für das Grosswild muss man am Morgen auf die Pirsch. Also dann morgen wieder, um 07:15 geht's los.

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