Tagesbericht vom 03.02.2002
Obwohl Liseli in der Nacht diverse undefinierbare Geräusche ausmacht, geschieht nichts Aufregendes und wir schlafen gut. Mit den ersten Sonnenstrahlen erwachen wir. Doch bis alles aufgeräumt und einigermassen sauber ist, wird es 10:00 Uhr. Verträumt fährt Liseli aus dem Busch. Dank GPS merken wir ziemlich bald, dass wir die falsche Richtung eingeschlagen haben. Wir entfernen uns vom Fluss, dabei müssen wir ihn doch überqueren.
Auf der richtigen Piste erreichen wir das Städtchen Mahina. Mahina hat einen Bahnhof. Der Zug Dakar – Bamako hält hier. Wir sind wieder auf der Hauptverkehrsader. Die Eisenbahn muss ebenfalls den Bafing überqueren. Wir fragen vor der Brücke eine Gruppe von Leuten, wann der nächste Zug kommt. Sie überlegen kurz, merken, dass Sonntag ist und antworten „Heute nicht“. Und schon riecht jemand eine Mitfahrgelegenheit: „Ich zeige euch den Weg, darf ich mitfahren?“ Doch er hat Pech, denn Liseli will keine weiteren Fahrgäste.
Und jetzt spielt Sir James ein bisschen Zug. Die linken Räder zwischen den Schienensträngen, die rechten Räder neben dem Geleise, so geht's über die Bahnschwellen der Eisenbahnbrücke, welche uns unendlich lang scheint. Weit und breit ist sie die einzige Verbindung zwischen den beiden Ufern des Bafing. Auf der eigentlich nur für den Zug bestimmten Brücke herrscht ein buntes Treiben. Allerdings ist Sir James im Moment das einzige Auto, welches die Brücke benützt. Zum Glück, denn zwei Autos könnten gar nicht aneinander vorbeikommen. Am andern Ufer angekommen, treffen wir auf den ersten Polizeiposten in Mali. Nach einer freundlichen Begrüssung, zeigen wir ihm das Carnet de Passage. Er will jedoch die andern Papiere sehen. Liseli streckt ihm die Pässe entgegen. Ah „Croix Rouge“ meint er. „Non, Suisse“ meint Liseli. Er fragt uns noch, ob wir nach Bamako fahren wollen.
Als wir dies bestätigen, dürfen wir die jetzt breite Piste unter die Räder nehmen. Nach anfänglich recht guter Piste heisst es wieder Wellblech-fahren. Der sandig-steinige Pistenbelag ist wirklich wie Wellblech, sehr unangenehm, und das nicht etwa nur ein kurzes Stück. Nein, nein, fast die ganze Strecke ist heute so, ca. 200 km. Da Sir James ziemlich schwer ist, kann er nicht wie die einheimischen Klapperkisten über diese Wellblechpisten rasen.
Die Reisezeit könnte nicht besser sein: Der Coupe d'Afrique ist überall im Interesse der Leute. Als wir in Senegal waren, hat Senegal gewonnen (damals waren wir in Saly). Heute gewinnt Mali gegen Algerien und wir sind in Mali. Das Gute an der Sache ist, dass niemand Zeit für uns hat, nicht einmal die Polizei, sie winkt uns überall durch und wir kommen unbehelligt nach Kita.
Es ist bereits 19:00 Uhr. In der Dunkelheit suchen wir das Relais du Tourisme, welches in unserem Reiseführer empfohlen wird. Ich bin ein bisschen misstrauisch, denn die Reisebeschreibungen sind eher schlecht und ungenau geworden. Nach einigem Fragen finden wir das Hotel und parkieren Sir James im Innenhof an der Position Nord 13° 2' 24,8“ und West 9° 29' 9,8“.
Hungrig und durstig setzen wir uns erst mal an den Tisch und bestellen ein Bier und dann noch ein Bier und dann Spaghetti Bolognese (mal schauen was da kommt?). Die Leute sind überaus freundlich und dienstbeflissen. Sir James wird im Innenhof gewaschen und verliert die oberste Staubschicht (es ist ja dunkel). Der Chef des „Hotel“ bemüht sich um warmes Wasser. Liseli hat gefragt, ob es fliessendes warmes Wasser im Zimmer gäbe? Ja, ja hat der Wirt gemeint und bringt jetzt Kübel um Kübel.
Wir sind nicht die einzigen Gäste in diesem Hotel. Eine Gruppe von 6 Japanern ist auch auf die Idee gekommen, hier abzusteigen. Da wir Spaghetti bestellt haben, müssen sie auch Spaghetti essen (schliesslich haben wir zuerst bestellt). Der Unterschied ist nur, die Japaner bekommen noch einen zweiten Gang, wir nicht. Dafür haben wir warmes Wasser. In Kübeln. Und so gehen wir halt aufs Zimmer.
Liseli hat zuvor - während ich auf das Essen wartete und schön brav die Aufzeichnung des Matches Mali – Algerien angesehen habe - zum Glück noch die Klimaanlage angestellt. Die Klimaanlage muss man in diesen Gegenden immer laufen lassen. Nicht wegen der Temperatur (letzte Nacht wurde es im Sir James 14° kalt), sondern wegen dem Geruch. Und so bereiten wir uns wieder einmal auf die Nacht vor und sind gespannt, was sie alles bringt. Alles ist schmudelig: daher schnell Licht aus. Die Klimaanlage ist zu laut: abstellen. Jetzt wird es zu heiss. Ventilator anstellen. Im Dorf wird der Sieg gegen Algerien gefeiert. Irgendwo schaut jemand zum 7. Mal die Aufzeichnung des Matches an. Wenn's beisst, dann kratz dich, heisst es; war das jetzt eine Laus , eine Wanze oder eine Mücke?. Also irgendwie schaff ich's und schlafe ein.
Ich (Liseli) habe mit der Nacht so meine liebe Mühe. Aber auch sie geht irgendwie vorbei.