Tagesbericht vom 09.02.2002
„Bonjour“, „Bonjour“ ruft es von weit weg. Schüchtern schauen wir aus unserem Guckfenster im Schlafzimmer von Sir James. Eine Schar Schüler hat sich eingefunden. Auf dem Schulweg müssen sie Sir James entdeckt haben und stehen jetzt ca. 200 m entfernt und rufen uns „Bonjour“ zu. Doch nichts regt sich, sie ziehen weiter, um den Schulbeginn nicht zu verpassen. Es ist interessant, dass sich – egal ob schwarz oder weiss – Niemand an Schlafende heranwagt. In der Stadt ist Sir James sofort von Kindern umzingelt, wenn er zum stehen kommt.
Rasch aufstehen heisst es jetzt. Kaffee machen. „Mäh“, „mäh“ tönt es. Ein paar Frauen bringen die Schafe auf die Weide. Und es geht nicht lange, so kommen drei Knaben. Sie begrüssen uns freundlich. 5 Meter vor Sir James haben sie die Reste eines Huhnes vergraben. Jetzt holen sie die Reste wieder zurück: ein Haufen krabbelnder Tierchen. Dieser Haufen wird in einen Korb gefüllt. Der Kleinste nimmt den Korb auf den Kopf. Sie verabschieden sich und gehen ins Dorf zurück.
Ah... das tut gut. Frisches Brot, dazwischen Parmaschinken und erst noch mit Thomy Mayonnaise aus der Schweiz (sie hält sich gut in unserer Engel Kühltruhe). Und dann kommt sie, die Polizeikontrolle. Wir dürfen durchfahren, der Polizist meint jedoch der Luftdruck hinten rechts sei ein bisschen schwach. „C'est normal“ antworte ich. Jetzt noch ein paar Oliven und ein kaltes Coca Cola, es ist herrlich.
Ratter, ratter, ratter... was rumpelt, denn plötzlich da hinten rechts? Ja, der Pneu. Null, niente, keine Luft mehr drin. Nach diesem Mittagessen soll ich jetzt Pneu wechseln? Werkzeug raus, High-Jack runter, Sir James heben. Wie funktioniert jetzt dieses Gerät? Gebrauchsanweisung lesen, Hebel rauf, langsam anheben... Zum Glück hält ein Lastwagen mit 3 jungen Leuten an. Schnell sind sie bei Stelle, bringen einen normalen Wagenheber, wechseln das Rad und nach 30 Minuten sind wir wieder auf der Piste. Sch..., fort mit all dem modernen Zeug, fit muss man sein.
Ja und jetzt fahren wir auf der Piste nach Ouagadougou (d.h. Liseli fährt). Nächstes Jahr dürfte die „Autobahn“ fertig sein, für die wir bereits heute 800 CFA Benutzungsgebühr bezahlt haben (oder kostet es dann mehr?). Kilometerlange Baustelle für eine super Strasse, und wir müssen auf der alten Piste rattern. Aber ich (Liseli) gebe die Hoffnung nicht auf. Irgendwo muss die neue Strasse doch schon fertig sein. Immerhin nähern wir uns doch der Hauptstadt von Burkina Faso. Und tatsächlich: wir dürfen auf der neuen Strasse fahren. Doch da haben sie, wahrscheinlich, da der Belag noch nicht definitiv ist, eine Schikane eingebaut: alle 150 Meter eine hohe Schwelle. Also auch auf der neuen Strasse ist es momentan nicht möglich, schnell zu fahren. Macht nichts. Erstens haben wir es nicht eilig und zweitens biegen wir sowieso ab in den Parc National des 2 Balé. Da sind wir nun, an Position Nord 11° 45' 11,4“ und West 2° 51' 47,9“ im Campement de Kaicedra und warten darauf, dass die versprochenen Elefanten den Weissen Volta (Name des Flusses) überqueren. Allerdings müssen wir für dieses Schauspiel keinen Eintritt bezahlen, daher lassen sich die Elefanten wahrscheinlich auch nicht blicken. Wäre nur jemand von der Knie-Generation da, und würde den Elefanten zeigen, wo es lang geht.
Da wir bereit sind, hier zu essen, dürfen wir im Sir James schlafen und müssen kein Bungalow nehmen. Zudem dürfen wir Sir James wieder mit Wasser auffüllen (respektiv seine Wassertanks). Seit Dakhla hat er kein Frischwasser mehr bekommen. Diese Prozedur dauert wieder wie letztes Mal sehr, sehr lange.
Das Campement ist sehr idyllisch gelegen, mit einer Terrasse am Flusslauf, so dass man die Elefanten – sofern sie kommen – während dem Essen beobachten kann. Aber das Essen kommt nicht und draussen ist es unterdessen stockdunkel geworden. Heute gibt es wohl keine Elefantenshow mehr.