Reisebericht

Tagesbericht vom 13.02.2002

„Mmh, was riecht denn da so eigenartig“, ruft Liseli. Es riecht irgendwie nach verbranntem Gummi. Zuerst schaue ich bei den Pneu's, deren Luftdruck ich gerade gemessen habe. Aber die Reifen sind in Ordnung. Ist es die Kaffeemaschine? Ja, hier stinkt es. Schon lange stimmt etwas mit dem Stecker nicht. Er funktioniert erstens nur an der vorderen Zigarettenanzünderbuchse und zweitens ist mir schon lange aufgefallen, dass der Stecker immer heiss wird. Der Kaffeemaschine wird ein neuer Stecker verpasst und schon ist der Schaden repariert.
Wenn ich schon am werken bin, so kann ich gleich weitermachen. Endlich wird die Web-Cam von Logitech auf dem vorderen rechten Kotflügel von Sir James montiert. Bis jetzt haben wir alle Fotos mit dem digitalen Olympus-Fotoapparat aufgenommen. Jetzt können wir direkt digitale Bilder und Filme auf die Disk unseres Sony-Labtops aufnehmen. Ein Mausklick genügt und schon wird das laufende Bild festgehalten. Die Qualität der Bilder ist zwar nicht so gut, dafür wird das Fotografieren viel einfacher (wer bemerkt schon das kleine, unscheinbare Auge auf dem Kotflügel von Sir James). Bei den extremen Lichtverhältnissen, die hier herrschen, ist das Fotografieren mit der Web-Cam aber gar nicht so einfach.
Wir fahren nach Benin. Auf der Strecke an die Grenze wird die Web-Cam ausprobiert. Am Polizeiposten vor der Grenze kauf ich noch die letzten Spanischen Nüsse aus Burkina Faso 20 Säckchen à 25 CFA. Die Grenzpolizei und der Zoll sind wiederum sehr freundlich. Trotz Bus nach Benin werden wir sofort abgefertigt.
In Benin auf der andern Seite der Brücke geht es lustig zu und her. Der Chef sitzt ohne Uniform unter einem afrikanischen Runddach in bequemen Stühlen (halb liegend, halb sitzend) mit seinem ‚Ganggo'. Die anderen Beamten sitzen im nahegelegenen Zollhaus und erledigen die Schreibarbeit. Er ruft uns zu sich. Wir dürfen uns zu ihm setzen. Während wir uns scherzend über die Gebräuche von Afrika und Europa unterhalten, muss sein ‚Ganggo' die Zollabfertigung erledigen. Nach 10 Minuten verabschieden wir uns lachend und dürfen weiterziehen. Diese Unterhaltung kostet uns 5000 CFA (ohne Quittung).
Übrigens hat es seit der Brücke über den Oti keinen Strassenbelag mehr. Die Beninenser sind scheinbar nicht an den Burkinabern interessiert. An der Grenze stellen wir zudem fest, dass es ein kombiniertes Visa für Benin, Niger, Burkina Faso, Elfenbeinküste und Togo geben soll. Dieses Visa wäre natürlich für eine solche Reise, wie wir sie machen interessant, wird aber anscheinend nur in einem dieser Staaten und nicht in Europa ausgestellt. Fast plötzlich ändern sich sowohl die Kleidung der Menschen als auch die Gegend. Wir fahren auf einer schlechten Piste durch ein kleines Gebirge, mit Laubbäumen und Gebüschen. Die Leute, vor allem aber die Frauen, sind nicht mehr so farbenprächtig gekleidet. Wir treffen zunehmend auf Frauen ganz ohne Oberbekleidung. Einmal begegnet uns sogar ein schlanker Mann ganz nackt. Wie im Reiseführer steht, ist in Benin der Ursprung des Voodoo. Uns scheint hier aber vielmehr der Ursprung vom „Füblu“ zu sein. Die angepflanzte Baumwolle wird wohl fast ausschliesslich exportiert. Wir nehmen an, dass die Grenzregion im Norden von Benin zu den ärmeren Landesteilen gehört.
Verzweifelt suchen wir eine Übernachtungsmöglichkeit (es wird immer dunkler). Doch in dieser bewaldeten Gebirgsgegend ist ein Verstecken mit unserem 3.5-Tönner fast unmöglich. Bereits wird das Hotel ‚Tata Somba' über Strassenschilder angekündigt. Liseli zieht es irgendwie magisch diesen Anzeigen entlang. Jetzt stehen wir in Natitingou auf der Hoteleinfahrt (Nord 10° 18' 34,6“ und Ost 1° 22' 20,7“). Wir sind nicht alleine. Es hat noch ein paar Europäer. Hoffentlich gibt es noch ein Zimmer. Nein, heisst es, alles besetzt. Liseli ist enttäuscht: „können wir auf dem Hotelparkplatz im Auto schlafen?“ fragt sie den Concierge. „Attendez“ meint ein zweiter Concierge. „Prenez place, pour quelques minutes“. Wir gehen in die Hotelbar und geniessen unser wohlverdientes Bier. Wir können es nicht mal fertig trinken. „Ca va“ kommt der Concierge uns sagen. Und so sind wir jetzt im ‚Tata Somba', eine europäische Insel im Gebirge von Benin, nahe am Nationalpark von Pendjari gelegen, haben gegessen, drei Voodoo Tänze gesehen und gehen bald schlafen.

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