Tagesbericht vom 27.02.2002
Bereits 2 Monate sind wir unterwegs und verspüren noch keine Reisemüdigkeit. Bobo geht es auch wieder besser. Allerdings bestellt er zum Frühstück anstelle des üblichen Ananassaftes einen Bananensaft – und er erhält auch prompt seinen Ananassaft (der zuvorkommende Kellner ist nicht so flexibel) und isst ein Stück der letzten Schokolade aus der Schweiz.
Auf der UNESCO-Liste des Welterbes können wir ein weiteres Ziel streichen: die Cape Coast Festung der Engländer. In Benin haben wir das Schloss des einheimischen Königs besucht; in Ghana besuchen wir die Festung der Engländer. Zu was die gedient hat? Von hier aus wurden die Sklaven in sogenannten Dungeons gehalten (zu deutsch: Verliess), um in alle Welt versandt zu werden. 600 sollen es gewesen sein, die in dieser Festung Platz fanden. Die Bodenfläche der Dungeons beträgt auch nur etwa 600 m2, weshalb bereits vor der Einschiffung ein Teil der Eingepferchten gestorben sein soll. Das Ausgangstor zum Hafen heisst sinnigerweise „Gate of No Return“. Im Jahre1998 wurde eine Tafel auf der anderen Seite des Tores angebracht „Gate of Return“, da die sterblichen Resten eines Jamaicaners und eines New Yorkers nach über 300 Jahren an diesen Ort zurückgebracht wurden.
Beim Besuche eines solchen Ortes, schäme ich mich, ein Weisser zu sein. Die Menschheit ist einfach grausam und die Weissen sind es besonders. Ein Trost ist nur, dass die Sklaven von ihren Königen, also ihren eigenen Leuten, an die Weissen verkauft wurden. Die Schwarzen haben aber das Glück, dass sie nichts aufgeschrieben haben und man deshalb von dieser Seite nichts Genaueres über den Verkauf erfährt. Wir wissen daher nicht gesichert, wer, weshalb überhaupt als Sklave angeboten wurde. Waren es Kriminelle, Kriegsgefangene oder einfach Untertanen? (Wenn der König schon Tausende von Frauen hielt.)
Den Weissen soll es in der Festung auch nicht besonders gut gegangen sein. Das Wasser machte ihnen zu schaffen. Sie sammelten das Regenwasser, welches auf die Festung niederging, in riesigen unterirdischen Zisternen. Dort wurde es leider auch nicht besser, weshalb die Sterberate auch unter den Soldaten recht hoch war.
Wie wir ohne Sir James nach ‚Cape Coast’ gelangt sind. Unser Taxichauffeur von gestern hat uns heute morgen im Hotel abgeholt. Er ist unterdessen zu unserem Privatchauffeur avanciert. Sein Auto hat zwar keine Klimaanlage und der Tachometer funktioniert auch nicht, aber er chauffiert sehr gut. Am Morgen steht er da und fragt uns nach unseren Fahrwünschen. Um 09:30 Uhr starten wir und um 18:30 Uhr sind wir wieder zurück. Er als Gahneser, hat die Festung auch noch nie gesehen. Und so nehmen wir ihn auf den geführten Rundgang mit. Da ich ihn am Morgen gefragt habe, ob es mehr als 200'000 Cedis kosten würde und er verneinte, will er nach der Reise den Hoteldirektor sprechen. Der Arme traut sich nicht uns zu sagen, dass er 220'000 Cedis braucht. Wir bezahlen ihm natürlich ein bisschen mehr, d.h .umgerechnet knapp 60 Franken für die 9-stündige Autofahrt über knapp 400 Kilometer. Da gibt es eben noch eine kleine Episode: Auf der Rückfahrt werden wir von der Polizei angehalten. Unser Chauffeur ist zu schnell gefahren. Die Polizei beweist es ihm mit einem modernen Radargerät. Unser Fahrer argumentiert sehr logisch: der Tacho funktioniere nicht. Danach steigt er aus und kommt nach kurzer Zeit zurück. Er hat die Angelegenheit auf ghanische Art erledigt, sprich: Bakschich.
Dumm ist, dass uns Sir James pro Kilometer mehr kostet als das Taxi in Ghana mit Chauffeur. Allerdings hat Sir James auch eine Klimaanlage, einen funktionierenden Tachometer und die Tankanzeige zeigt den aktuellen Stand an.
Warum es von diesem interessanten Ausflug keine Fotos gibt? Zwar hat Liseli den Fotoapparat mitgenommen; aber ohne Memorycard streikt die beste Digitalkamera.