Tagesbericht vom 31.03.2002
Das Hubdach von Peter Albisser hat den zeitweise starken Wind unbeschadet überstanden. Und wir sind auch frisch durchlüftet. Trotzdem habe ich das Gefühl, heute wieder einmal duschen zu müssen. Das gibt mir die Gelegenheit, die Waschzeremonie – sie verläuft, mit kleinen Abweichungen, auf jedem Campingplatz gleich – näher zu beschreiben:
Die Ablutionblocks, so werden die Nasszellen genannt, werden immer gleich bei der Ankunft auf einem neuen Platz inspiziert. So wissen wir, ob es kaltes und warmes Wasser gibt, ob es Toilettenpapier hat, und wie der Sauberkeitsgrad der ganzen Einrichtungen ist.
Hier auf dem Shark Island Campground würde ich die Einrichtungen als mittelmässig bis gut einstufen. Und nun zur Morgentoilette: Ob es sich um das Herren- oder Damenabteil handelt, habe ich bei meinem gestrigen Rundgang bereits festgestellt. Im Herrenabteil gibt es Pissoirs, bei den Damen nicht. Nun suche ich eine Toilette mit Toilettenpapier. Leider ist die einzige Toilette, die noch über Papier verfügt, etwas verschmutzt. Daher entführe ich die Papierrolle in eine saubere Toilette. Danach werden die Duschen inspiziert. Es gibt eine Dusche, die heute noch nicht benutzt worden ist, wie es scheint. Ah, ich weiss warum: der Drehknopf für das Kaltwasser fehlt. Ich nehme den Drehknopf vom Heisswasser und versuche damit das Kaltwasser einzustellen. Geht nicht. Macht nichts: eine Prüfung des Heisswassers ergibt, dass sowieso nur warmes Wasser, und nicht sehr heisses, aus der Dusche sprudelt. Ich entkleide mich, hänge alles an den einzigen Haken und dusche mich mit dem Warmwasser. Aber oh weh, das Wasser wird plötzlich sehr heiss, zu heiss. Schnell einen Schritt weg vom Wasserstrahl. Was nun? Ich versuche nochmals, das Kaltwasser mit dem Heisswasserknopf anzudrehen. Und siehe da: jetzt geht es. Und so entschliesse ich mich, bei angenehmer Wassertemperatur, auch noch die Haare zu waschen. Aber was ist jetzt los? Es kommt fast nur noch kaltes Wasser. Da duscht doch in der Nachbardusche jemand und brauch mein warmes Wasser. Ich schlüpfe ich in meine Kleider, möglichst ohne mit den Füssen den nackten Boden zu berühren. Die Haare werden luftgetrocknet. In der Zwischenzeit ist auch schon der Kaffee fertig gebraut und es gibt Frühstück.
Heute gehen wir Golf spielen. Gemäss dem Reiseführer von Lonely Planet gibt es in 3 km Entfernung einen Golfplatz. Mitten in dieser Einöde zu Golfen, muss ein einmaliges Erlebnis sein, das möchten wir uns nicht entgehen lassen. Doch wahrscheinlich ist es dem Golfplatz gleich ergangen wie der nahen Geisterstadt Koolmanskoope (Africans) – vom Winde verweht. Wir finden trotz eifrigem Herumfahren nicht den kleinsten Hinweis auf einen Golfplatz. Dafür erblicken wir jede Menge Hinweisschilder ‚no entry'. Wir entdecken trotzdem Pisten, die befahren werden dürfen und fahren den ganzen Tag ungefähr 100 km und erkunden dabei die Umgebung von Lüderitz. So kommen wir an verschiedene, einsame Buchten, sehen die Insel Halifax und lassen uns von dieser mondähnlichen Landschaft faszinieren.
Die Geisterstadt Kolmanskop (Englisch) darf nur mit einer geführten Tour besucht werden. Diese muss man bei Lüderitzbucht Tours & Safari Office buchen und es gibt an Sonn- und allgemeinen Feiertagen (und so einer ist der Ostersonntag und auch der Ostermontag) nur eine Tour um 10.00 Uhr. Zudem ist das Office über Ostern nur von 8.30 Uhr bis 10.00 Uhr geöffnet. Vielleicht passt es uns morgen, vielleicht auch nicht.
Lüderitz ist ein kleiner, einsamer Ort, an einer wunderschönen Bucht vom Atlantik, auf Fels errichtet.
Die farbenfrohen Häuser sind im europäischen Stil erbaut und zahlreiche Beschriftungen an den Gebäuden weisen darauf hin, dass vor allem nach 1900 viele Deutsche hier in den Diamantenfeldern ihr Glück versucht haben. Zudem war der Hafen von Lüderitz einmal bedeutungsvoll; die Häfen von Walvis Bay und Cape Town werden in der heutigen Zeit aber immer wichtiger. Dies ist auch der Grund, weshalb viele Einwohner von Lüderitz wegziehen und man schon jetzt den Eindruck von einem etwas verlorenen Städtchen hat.