Reisebericht

Tagesbericht vom 05.04.2002

Wir haben es geschafft, bereits um 11:00 Uhr Lokalzeit (welche dank Sommerzeit in der Schweiz identisch ist mit der Schweizerzeit) sind wir reisebereit. Wir fahren gegen Norden, in Richtung Angola. Der ‚Skeleton Coast Park' steht heute auf dem Programm. Es ist anscheinend richtig Namibisches Küstenwetter: dunstig, mit Sonnenschein und einer angenehmen Aussentemperatur von 22°.

Die Gegend nördlich von Swakopmund ist weiterhin flach ohne erkennbare Erhebungen. Keinen Baum, keinen Strauch, nichts gibt es, nur Sand. Die Farbe beige-braun herrscht vor. Dank den Spiegelungen ist nicht erkennbar, wo das Meer beginnt und wo die Wüste linker Hand aufhört. Ab und zu sind ein paar Wellenkämme auszumachen, dort muss das Meer sein. Oft hat man auch den Eindruck direkt auf das Meer zuzufahren. Auch das sind Spiegelungen am Horizont, welche uns solche Wahrnehmungen vortäuschen.
Fischen muss ‚in' sein. Die Fahrzeuge, die uns entgegenkommen, tragen meistens mehrer ultralange Fischerruten mit. Diese sind entweder auf dem Dach festgemacht oder auf der vorderen Stossstange in Köcher stehend montiert. Daher sieht man von weiten zuerst einmal einen 4 bis 8 Zähne zählenden Rechen am Horizont, dann wird darunter das Auto langsam erkennbar.

Um 12:45 Uhr sind wir in ‚Cape Cross'. Hier soll es eine Robbenkolonie geben. Mal sehen, ob sie uns erwarten oder ob sie sich heute versteckt haben. Ja, die Robben scheinen noch da zu sein. Auf jeden Fall kostet es 60 N$ Eintritt. Und wie sie da sind. Von weitem hören wir sie, von weitem riechen wir sie. Im Meer draussen schwimmen Tausende von ihnen und am Land sind noch viel mehr. Die Jungen sind 3 bis 4 Monate alt. Die Halbinsel wurde von den Portugiesen anno 1484 nach Christi Geburt oder 6884 Jahre nach der Schöpfung entdeckt; so steht es jedenfalls geschrieben.

Da haben wir nochmals Glück gehabt: bis 15:00 darf man in den ‚Skeleton Coast Park’ einfahren, wir schaffen es sogar eine viertel Stunde früher. Punkt 15:00 sehen wir das erste Wrack, der im Jahre 1976 gestrandeten WS Seal. Den Schiffsleuten geht es natürlich gleich, wie den Landleuten: die Grenze zwischen Meer und Wüste ist kaum erkennbar. Und wenn der Matrose im Mastkorb nicht ganz aufmerksam ist, sieht er viel zu spät, dass im seichten Wasser der Kiel sich langsam festfährt.

Eine Lagune, mit einer bunten Vogelwelt, dort wo in der Regenzeit der Fluss ‚Huab' Wasser in das Meer bringt. Eine alte, verlassene Erdölbohrung, auf der Kormorane ihre Nester bauen. Eine öde Tankstelle an der Küste, die den klingenden Namen Toscanini trägt. Vorgelagert sehen wir vier Schiffe im Meer. Ob die dort nach Erdöl suchen? Wenn nicht der Eindruck dieser faszinierenden, menschenleeren Öde wäre, ohne Baum, ohne Strauch, ohne Tiere, dann müsste man nicht hierher kommen. Um Wracks zu sehen, muss man auch nicht unbedingt so weit reisen. In Mauretanien und Senegal hat es wesentlich mehr gestrandete Schiffe.

17:05 Uhr endlich sind wir an der Abzweigung nach ‚Springbokwasser', wo das zweite Tor zum ‚Skeleton Coast Park' ist. Die Ferienorte ‚Tora Bay' und ‚ Terrace Bay' sind nur vom 1. Dezember bis zum 31. Januar jährlich zugänglich. Sir James muss nochmals seine Wüstentauglichkeit beweisen: die Sandverwehungen stören ihn jedoch nicht gross.

Der Wegweiser besagt nur noch 176 Kilometer nach Khorixas. „Liseli, jetzt muesch uf's Gas“, meint Bobo. Aber auf diesen Strassen ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 Kilometer pro Stunde kaum erreichbar. Liseli fährt und fährt wieder einmal. Kein Camping weit und breit. „Jetzt müssen wir, bevor es ganz dunkel wird, an einer günstigen Stelle wild campen“ meint Bobo. Doch wir finden keine geeignete Stelle. Und Liseli fährt und fährt. Plötzlich steht sie still: in einem vertrockneten Flussbett. „Hier übernachten wir“ sagt Liseli. Wir sind an der Position Süd 20° 25' 54.6“ und Ost 14° 29' 51.3“ und habern im Sir James eine Büchse Ölsardinen. Heute versuchen wir – da wir an der Landstrasse parkieren – die Variante ‚unten' (zum genaueren Verständnis siehe unter der Rubrik ‚Sir James'). Es funktioniert auch.

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