Tagesbericht vom 11.06.2002
Kollywood, heisst die Chennai'sche Filmstadt. Nach Bollywood (Bombays Hollywood) sind wir in der zweiten Filmstadt Indiens gelandet. Und das merken wir auch. Am Morgen gibt es kaum ein Frühstück, da die Kollywooder ausgerechnet am Swimmingpool unseres Hotels filmen müssen. Das Hotelpersonal muss deshalb zuschauen, wie der Film entsteht. Und Liseli weiss kaum, wie es anstellen, dass sie auch auf den Film kommt. Aber sie muss sich gedulden. Wie heisst es doch: Abendstund hat Film im Mund. Und so ist es auch. Als wir von unser Stadttour ins Hotel zurückkommen, werden wir als einzige ‚Weisse' sofort entdeckt und dürfen in der Hotelhalle Statisten spielen (die Filmemacher haben sich vom Swimmingpool in die Hotelhalle zurückgezogen). Die Filmleute holen Liseli aus dem Hintergrund in den Vordergrund. Liseli fühlt sich deshalb im Moment tatsächlich wie ein Filmstar; sie ist nur noch per ‚Sie' ansprechbar. Es ist doch einfach schön in Indien.
A propos ‘schön'. Liseli gefällt es hier wesentlich besser als an den anderen Orten in Indien. Neben unserem Hotel hat es ein Shoppingcenter mit vielen Läden. Natürlich ist dies ein Shoppingcenter à l'indienne, mehr Bazar als Center. Sogar Nüssli und Coca Cola können wir im Lebensmittelgeschäft finden. Und soll Liseli doch einen Sari kaufen? Für umgerechnet CHF 40.- erhält man die schönsten, bestickten Bordurenstoffe, aus Seide, wohlgemerkt. (Ein Sari besteht lediglich aus einer 1.00 Meter breiten und 9 Meter langen Stoffbahn.) Aber sie kann sich nicht zu einem Kauf entschliessen. Es fehle ihr an der passenden Gelegenheit, um dieses Kleidungsstück zu tragen! Armes Liseli!
Am Morgen haben wir den Containerspezialisten ‚Maerks Sealand' besucht. Freundlich haben sie uns begrüsst. Eine kompetente Frau sucht uns die schnellste Linie nach Amerika: am 19. Juli soll demgemäss Sir James in ‚Long Beach' sein. Jetzt brauchen wir nur noch einen Agenten, der uns Sir James durch den Zoll auf das Schiff bringt. Die Adresse des Agenten erhalten wir ebenfalls von der charmanten Dame bei Maerks.
Wir fahren durch die Stadt. Langsam kommen wir im Gewurstel indischer Städte wie Einheimische vorwärts und finden den Agenten auf Anhieb. Wiederum erledigt eine indische Dame unser Anliegen. ‚Maerks' sei zu teuer und zu langsam, meint sie und wird bis morgen 10:00 Uhr alle Möglichkeiten mit allen Kosten für uns zusammenstellen. Wir werden es sehen. Hoffentlich geht es uns nicht so, wie auf den Strassen mit den Abkürzungen.
Mit der Hotelwahl haben wir auch Glück. Es gelingt uns, für das Zimmer inklusive Frühstück einen Spezialpreis auszuhandeln. Zudem gibt es in der Bar eine ‚Happy Hour', d.h. zwei Drinks für Einen (wird von uns voll ausgenützt) und, was für unsere Geldbörse noch besser ist: bei Bezahlung mit der Mastercard Kreditkarte, erhält jeder Gast 20 Prozent Discount. Selbstverständlich werden wir versuchen, bei der Hotelrechnung ebenfalls diesen Rabatt zu erhalten. Das Hotel verfügt sogar über schnelle Datenleitungen. Die sind so schnell, dass wir gar nicht zum Zahlen kommen. Der Gebrauch des Internets ist nämlich gratis! Und weil wir so gute Gäste sind und Liseli erst noch eine berühmt werdende Diva, wird die Etage, auf welcher wir unser Zimmer haben, frisch tapeziert (riecht einmalig, wenigstens nicht nach Curry).
So geht wieder einmal ein Tag zu Ende. Am Morgen haben wir uns bereits Sorgen gemacht, dass wir heute nichts Schreibenswertes erleben werden. Und siehe da, der Tag geht vorbei und am Abend wissen wir über viele Dinge zu berichten.