Tagesbericht vom 05.08.2002
Eine Wüste inmitten der Wälder Kanadas gibt es nicht. Doch, doch, wir haben sie gesehen! Mit echtem Sand. Sir James könnte sogar die Sandbleche benutzen. Wo? In Carcross. Die Wüste heisst ‘Carcross Desert' und ist die kleinste Wüste auf der Welt. Angeblich. So steht es wenigstens auf der Tafel geschrieben. Blaue Seen, Grüne Wälder, sandfarbene Wüsten alles gibt es in diesem verlassenen Ecken von Kanada. Und alles in einem Abstand von nur wenigen Kilometern. Ich weiss gar nicht, wieso wir so weit gereist sind!
Jetzt treffen wir sogar auf die ‚Robinson Station'. Eine alte Eisenbahnstation aus der Goldgräberzeit. Aber wir warten vergebens auf den Zug. Im Jahre 1987 soll der letzte Zug das Geleise benutzt haben. Das Bahnhofgebäude und die Blockhütten des angrenzenden Bauernhofs sind halb verfallen. Nicht nur die Nagetiere sondern auch der Zahn der Zeit nagt an den Überresten dieser Siedlung.
Whitehorse heisst die Hauptstadt von Yukon. Wir haben diverse Sachen ob, die auf ihre Erledigung warten. Erstens wartet Sir James auf einen Ölwechsel und will ein bisschen Fett zwischen die beweglichen Teile des Antriebs. Und wo macht man einen kleinen Service? Natürlich in der Toyota Garage! Bald ist sie gefunden. Aber ja, geht doch lieber in den ‚Quick Lub Service' um die Ecke, wir haben keine Zeit für extraterrestrische Fahrzeuge. Armer Sir James, keiner will ihn pflegen. Beim ‚Canadian Tire': „A Diesel engine, no we can't take in. But there is an other garage, on the end of the town. Have a try there”. Da haben wir noch einmal Glück gehabt: die andere Garage am Ende der Stadt nimmt sich Sir James sofort an. Sogar der Dieselfilter zwischen dem Originaltank und dem Zusatztank wechseln sie aus, so dass wir wieder Dieselöl vom hintern Tank in den vorderen pumpen können. Er war komplett verstopft. Nur eines bekommt Sir James nicht: einen neuen Ölfilter. In ganz Amerika und Kanada ist kein Ersatzfilter aufzutreiben. Den Reservefilter, den wir mit uns führen, möchten wir noch ein bisschen behalten. Schlussendlich sind wir noch lange nicht am Ende unserer Reise.
Nach dieser Episode warten unsere Mägen auf deren Wartung. An Lebensmittelgeschäften fehlt es nicht. Rasch haben wir das Nachtessen eingekauft. Der nächste Besuch spenden wir dem Buchladen. Mal sehen, ob der Bookshop in der Hauptstadt von Yukon digitalisierte Karten führt? Dem ist nicht so. Und auch das Ersatzteil für den Coleman Kocher finden wir nicht. Darum tanken wir Sir James auf. Da die Dieselölpumpe wieder funktioniert, füllen wir beide Tanks. Man könnte meinen, dass Sir James ein Loch im Tank hat: 185 Liter günstiges Dieselöl aus dem Süden hat Sir James auf dem Weg durch British Columbia verbrannt. Im Norden kostet der Liter 14 kanadische Cents mehr (0.74 CAD). Die Tanks sind jetzt aber wieder randvoll, so dass wir unterwegs nicht noch teureres Dieselöl kaufen müssen.
Nach Whitehorse parkieren wir Sir James an Position Nord 60° 51' 12.7“ und West 137° 2' 9.2“ nahe dem Alaska Highway. Der Otter Falls Campingplatz ist sauber und ermöglicht uns unser Zelt aufzuschlagen. Natürlich nur symbolisch: mit Sir James brauchen wir doch kein Zelt!
Wer die Einträge von gestern und heute aufmerksam gelesen hat, konnte feststellen: von ‚Golf' war nicht die Rede. Zudem war der Kaffe heute morgen schon bereit, als Bobo um 08:30 Uhr aufwachte! Und jetzt bin ich auch wieder müde, obwohl es draussen noch hell ist (23:00 Uhr). Wann kann ich denn endlich ausschlafen?