Reisebericht

Tagesbericht vom 16.08.2002

Eine Saukälte und eine Saunässe ist es. Die halbe Nacht hat es gestürmt, so dass Sir James fast das Hubdach verloren hätte. Der Himmel ist grau. Es regnet. Vielleicht erhält Sir James seine ursprüngliche Farbe wieder. Die Aussentemperatur ist auf drei Grad Celsius abgefallen. Bald kommt der Schnee. Die Strassen sind nass.

Strassenbelag gibt es keinen. Schlammbäder sind angesagt. Wir schauen uns noch ein bisschen Inuvik an, was bei den wenigen Häusern dieses 3500 Seelen Dorfes schnell geschehen ist. Auf dieser Rundreise treffen wir auch auf eine Garage, die unserem Sir James noch ein bisschen Fett und Öl geben könnte. Um 15:00 Uhr meint der Garagenchef. Wir verbringen die Zeit damit, Sachen zu erledigen, die nicht so dringlich wären: z.B. Tanken, für den einen Dieselöl für die andern Whisky. Über das Internet erfahren wir, welche andern Ölfilter wir in unseren Sir James einsetzen könnten, falls wir den unsrigen in Nordamerika nicht finden können. Herr Belser von der Toyota Garage in Frauenfeld war so freundlich und hat unser diesbezügliches E-Mail beantwortet.
Um 15:00 stehen wir wieder vor der Garage von Inuvik. Der Garagenchef winkt mich zu sich: es tut ihm leid, aber sein Mechaniker hat ein Kind bekommen. Resp. die Frau seines Mechanikers. Von wem weiss ich auch nicht. Quintessenz ist auf jeden Fall: er hat keine Zeit, um Sir James zu Schmieren und zu Ölen. Domani. Nein, nein, wir fahren in den Süden, nichts von Domani bei diesem arktischen Wetter.

Bereits sind wir wieder am ‚McKenzie River' und warten auf unsere Fähre. Und da kommt sie auch angetuckert. Lässt die Laderampe in den Dreck am Flussufer. Vier Autos verlassen das Schiff und drei fahren auf die Fähre um in den Süden zu gelangen. Kaum sind die Autos auf der Fähre, tuckert diese wieder los, um das andere Ufer zu erreichen. Der Mann auf der Fähre fragt uns nach dem Reiseziel, denn die Fähre läuft entweder das eine Ziel oder andere an, je nach Verlangen. Tsiigehtchic (a community of about 180 Gwich'in living a largely traditional lifestyle) müssen wir jedoch nicht unbedingt besuchen. Die Fähre steuert deshalb das gegenüber liegende Ufer an und lässt uns Richtung Fort McPerson weiterfahren. Es ist 18:00 Uhr als wir den Weg zur nächsten Fähre am ‚Peel River' unter die Räder nehmen Der Regen hat aufgehört. Es tröpfelt nur noch.

Liseli putzt sich ein Guckloch durch die Autoscheibe frei und weiter geht es durch den ‚Mud'. Um 19:00 Uhr sollten wir am ‚Peel River' sein, aber dann ist es erst 18:00 Uhr, da wir in Yukon wieder eine Stunde gewinnen.
Ist das Weisse dort draussen Schnee? Es könnte sein. Gut haben wir die Fotos bereits auf dem Hinweg gemacht. Die Sichtweite beträgt etwa 100 Meter. Wir sitzen in einer grauen Sosse aus Nebel, Wolken, Regen, Schnee, und allem was man sich so wünscht, wenn man nördlich des nördlichen Wendekreises ist.

Aber nun haben wir die Grenze zu Yukon erreicht und dürfen die Uhr eine Stunde nach hinten korrigieren: es ist 19:45 Uhr. Und was sehen wir in Yukon? Ein Stück blauen Himmel. Der Süden ist einfach freundlicher. Denkste, schon hat uns der Regen wieder. Aber da ist er, der ‚Rock River Camping', wo wir, wie vor zwei Tagen, im geschützten Sir James die Nacht verbringen.

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