Tagesbericht vom 02.09.2002
Eine stürmische Nacht – wettermässig – geht zu Ende. Aber sehr windig ist es immer noch. Sir James schaukelt es auf der Strasse ganz schön hin und her. Manchmal profitiert er auch vom Rückenwind. In dieser fast baumlosen, flachen Gegend setzt sich dem Wind kaum etwas entgegen. Ich kann mir gut vorstellen, wie eisig es im Winter sein kann.
Heute ist 1. Mai. Nein, natürlich zeigt der Kalender den 2. September. Aber die Kanadier feiern heute, wie die Amerikaner, ihren ‚Labour Day'. Alle öffentlichen Ämter und die Banken sind geschlossen. Die übrigen Geschäfte haben die gleichen Öffnungszeiten wie an Sonntagen. Sonst bemerken wir nichts von diesem ‚Tag der Arbeit'.
Wir machen mit Sir James eine kleine Stadtrundfahrt in ‚Moose Jaw'; fotografieren die zahlreichen an die Hauswände gemalten posterartigen Bilder mit Szenen aus den zwanziger Jahren; decken uns mit Lebensmitteln ein und geben auch Sir James wieder etwas zu trinken.
Nach 70 Kilometer windiger Fahrt sind wir in ‚Regina', der Provinzhauptstadt. Schön, liegt sie, diese Stadt. Aber uns zieht es schon wieder weiter. „... sonst kommen wir nie nach Alaska“ haben wir früher gesagt. Und jetzt sagen wir:“... sonst kommen wir nie an die Niagara Fälle, oder gar nach Mexico.“
In Yorkton gäbe es die inwendig wunderschön gestaltete ‚St. Mary's Ukrainian Catholic Church' zu bewundern. Aber die Kirche ist geschlossen und so lassen wir es bleiben. Von wo wir wissen, dass es diese Sehenswürdigkeiten gibt? Fast vor jeder Stadt oder grösseren Ortschaft gibt es ein Visitor Center mit sauberen Toiletten. Und da wir diese sauberen Toiletten schätzen, nehmen wir jeweils auch die Gelegenheit wahr, uns über die Gegend zu orientieren.
Und jetzt sind wir in ‚Manitoba', einer weiteren kanadischen Provinz. Fast identisch mit der Provinzgrenze ändert sich die Landschaft. Es wird etwas hügeliger und gibt mehrere kleine Laubwälder. Aber schon ist sie wieder da, die endlose, fast flache Gegend. In Dauphin fahren wir im ‚Rainbow Beach Provincial Park' an Position Nord 51° 8' 3.5” und West 99° 48' 47.6” auf den Camping. Das kleine Receptionhaus ist geschlossen. Eine Möglichkeit für ‚Selfregistration, wie sie auf anderen Plätzen üblich ist, oder andere Gäste, die wir fragen könnten, finden wir nicht. Das Gate zum Platz ist offen; die WC- und Duschhäuschen ebenfalls. Also bleiben wir und spinnen wieder einmal die Geschichte mit dem Titel ‚Mord auf dem Campingplatz' weiter.