Tagesbericht vom 12.09.2002
Der Himmel ist wieder stahlblau. Trotzdem ist es kühl. Dafür gibt es keine Mücken mehr. Das schätzen wir sehr. Ich versuche Bobo zu überreden, mich heute einen weiteren Tag fahren zu lassen. Die Stadtbesichtigung von Montreal steht auf dem Programm und irgendwie sind die Strassenkarten nichts für meinen Orientierungssinn. Aber wahrscheinlich will Bobo mich testen. Auf alle Fälle sitzt er munter ans Steuer. Das wäre uns fast teuer zu stehen gekommen. Weil Bobo meinen Anweisungen nicht glaubt, biegt er ab, wo er meint, es sei richtig. Oder habe ich ihm gesagt, er müsse die nächste Strasse links fahren? Die Polizei auf alle Fälle stoppt uns blinkend und hupend. Abzweigen ist zwar nicht durch eine Tafel verboten, aber eben auch nicht erlaubt. Nach einer kurzen Verkehrsinstruktion dürfen wir weiter fahren. Der Polizist verzichtet darauf uns eine Busse zu geben. Er meint, wir würden sie sowieso nicht bezahlen (recht hat er, wie immer, er ist ja Polizist!).
Der französische Einfluss ist in Montréal unübersehbar. Es ist eine sehr schöne Stadt mit vielen Gebäuden, die uns an Paris erinnern. Auch die Namen sind wie in Paris: ‚Verdun', ‚Notre Dame', ‚St. Antoine' usw. Einen Parkplatz für unseren Sir James zu finden ist aussichtslos. Daher fahren wir die verschiedenen Hauptstrassen rauf und runter. Es gefällt uns sehr gut, das Montréal. Bistro's und Café's gibt es auch. Man könnte an einer der Strassen einen Espresso trinken, wenn das Parkieren nicht wäre. Und einen Stuhl für Sir James gibt es auch nicht!
Dann fahren wir stadtauswärts, am Parc Olympique vorbei. Sir James fährt schön brav auf einer Nebenstrasse. Einmal nimmt er sogar die Fähre über den Fleuve Saint Laurent. Er steuert langsam aber sicher Quebec an. Viele Einfamilienhäuser, aus Holz gebaut, säumen die Strasse. Sie sind oft mit einem knall roten oder mit einem blauen Dach versehen. Daneben gibt es Häuser aus Bollsteinen gebaut. Ein Baustil, den wir erst hier in Quebec antreffen. Auffallend sind auch die Kirchtürme. Sie sind sehr schlank und silbrig angemalt.
Und was soll ich jetzt noch schreiben? Dass es in der Toilette auf dem Campingplatz vor Quebec an Position Nord 46° 44' 47.2“ und West 71° 26' 11.9“ keine Seife und kein Toilettenpapier gibt? Ist das interessant? Ich glaube kaum, und daher höre ich mit dem Geschreibsel auf. Das Steak ist sowieso gerade fertig und möchte verzehrt werden.