Reisebericht

Tagesbericht vom 04.10.2002

(2. Fassung, die erste war nicht gespeichert und hat sich in Luft aufgelöst)

Der Hurrikan hat uns nicht fortgeschleppt. Das Wetter ist prächtig, warm und feucht, schon am Morgen. Warm und feucht, oder eher heiss und nass war es gestern Abend noch geworden. Ein Kurzschluss an Bord – das absolute Horrorszenario. Das erläuterte mir Bobo, als wir in Halifax waren und über den Absturz der Swissair Maschine redeten. Aus Angst vor solch einem Kurzschluss im Sir James lade ich nie das amerikanische Natel mit dem von Bobo selbstgebastelten Anschluss auf. Aber das Geschirr vom Nachtessen abwaschen, das sollte ich können. Das hat mit Elektrisch nichts zu tun. Das habe ich auf jeden Fall bis gestern Abend gemeint. Aber da: ein Wasserspritzer auf den Inverter. Der Apparat zischt, raucht und ... fängt Feuer. Bobo reagiert blitzschnell. Er übergiesst, den Feuerlöscher im Anschlag, den Apparat und die Holzeinbauten mit Wasser. Ich reisse den Vorhang weg, bringe den Container mit dem Brennsprit für die Kocher weg von diesem Ungetüm. Uff, das wäre überstanden. Doch da entzündet sich dieser Teufelsapparat von neuem. Bobo hängt geistesgegenwärtig blitzschnell den Inverter von der Batterie ab und schneidet zur Sicherheit die Kabel für die Stromzufuhr durch.
So überstehen wir auch dieses Horrorszenario. Der Inverter ist im Eimer, definitiv. Was funktioniert jetzt alles nicht mehr? Können wir überhaupt noch weiter fahren? Das sind meine bangen Fragen. Bobo klärt mich auf: aus diesem Grund haben wir zwei Inverter dabei. Ein paar Umschaltungen, und alles funktioniert wieder wie früher. Nur die elektrische Zahnbürste muss noch mit einer der vorderen Steckdosen verbunden werden. Sir James hätte einen Deodorant nötig, er stinkt nach verbrannter Elektronik. Aber ich bin froh, haben wir den gestrigen Abend ohne grösseren Schaden heil überstanden, sonst hätten wir heute weder die Rennstrecke von Daytona Beach, noch das Kennedy Space Center besichtigen können.

Auf der Rennstrecke sausen sogar zwei Rennwagen herum. Aber zu wahrem Leben kommt so ein Ort bestimmt nur bei einem richtigen Rennen. Da wir bereits in Indianapolis auf der Rennstrecke waren, kann uns Daytona Beach nicht gross locken. Ein paar Kilometer weiter südlich gelangen wir zum Kennedy Space Center. Für die letzte Tour des Tage sind wir zu spät. Mir macht das nicht viel aus, denn die verschiedenen Raketen und Spaceshuttle und sonstigen Sachen sagen mir nicht all zu viel. Mich fasziniert mehr die Tatsache, dass der erste bemannte Flug zum Mond 1969 stattfand. So schnell vergeht die Zeit. So schnell werde ich älter.

Wieder in unserem Shuttle, sehen wir an der Strasse ein Schild mit der Aufschrift ‚Library'. Da können wir gleich unseren neuen Reisebericht übermitteln. Haben wir geglaubt. Aber die Verbindung ist zu langsam, die Übertragung scheitert. Und dies ausgerechnet nur einige Kilometer entfernt von einem der technisch am weitesten fortgeschrittenen Zentrum dieser Welt.
Der Weg führt uns weiter auf der A1A, entlang dem Meer und dem River, über lange Brücken, welche die verschiedenen Landstücke zusammenhalten, bis an Position Nord 28° 31' 15.40“ und West 80° 40' 50.50“ in den ‚Sebastian Inlet State Park', wo wir den anscheinend letzten Übernachtungsplatz für Sir James und uns ergattern.

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