Tagesbericht vom 10.11.2002
Knapp 20 Grad Celsius ist es am Morgen in Santa Rosa de Copan. Santa Rosa de Copan liegt auf 1150 Meter über Meer. Die Luft ist trocken. Es ist wie im Sommer in der Schweiz. Gestern Abend haben wir in der Stadt eine Pizza gegessen. Etwa zehn Schweizerfranken kosten zwei Pizzas mit zwei Getränken. Das Hotel ist auch nicht teuer. Wir bezahlen knapp 60 Franken mit Morgenessen, obwohl dies das beste und teuerste Hotel auf dem Platz ist.
Sir James gefällt es ebenfalls gut in Honduras. Er trifft auch hier praktisch nur Kollegen an. Etwa 90% der Autos sind Toyotas. Die von Natur aus geländegängigen Pack- und Reitpferde sind auf den hügeligen Bergstrecken aber nach wie vor das wichtigste Transportmittel. Heute muss Sir James noch ein paar Kletterübungen vollbringen. 600 Meter rauf, 600 Meter runter, die Naturstrasse windet sich um die Berge herum über Stock und Stein. Auf kleinen Flächen bauen Bergbauern neben der Strasse Mais, Bananen, Zuckerrohr und Kaffee an. Der Dschungel ist verschwunden, Pinienwälder bedecken den Boden. Oft sind jedoch die Wälder nur noch sehr mager, da für das Zubereiten der täglichen Mahlzeiten sehr viel Holz abgebaut wird.
Im ersten Gang erklimmt Sir James den nächsten Pass. Das Dumme an den steilen Natursteinstrassen ist, dass das Wasser oft den gleichen Weg nimmt wie die Fahrbahn und tiefe Furchen hinterlässt. Die Strasse erinnert uns stark an die Verkehrsverbindungen in Mali. Auf einer Höhe von 1977 Meter über Meer haben wir die Passhöhe erreicht. Langsam führt die Strasse ins Tal hinunter. Die Stadt mit dem klingenden Namen ‚La Esperanza' erreichen wir Punkt 12:00 Uhr. Sie liegt auf 1750 Meter über Meer. Von jetzt an geht es weiter auf einer Teerstrasse. Die Frage ist nur, für wie lange.
Die Strasse bleibt geteert. Nur ist sie durchsetzt mit Löchern. Potholes nennen die englischsprachigen Personen diese runden Aussparungen im Belag. In ‚Jesus de Otoro' sind wir wiederum auf 500 Meter über Meer, um den nächsten zweitausender Pass zu erklimmen.
Tegucigualpa? Noch nie gehört. Ouagadougou? Hauptstadt von Burkina Faso. Ah, Tegucigualpa ist doch die Hauptstadt von Honduras! Richtig, da sind wir jetzt! Auf 1000 Metern über Meer, mitten im Gebirge liegt Tegucigualpa mit zirka einer Million Einwohnern. Unser Hotel in der Altstadt finden wir fast auf Anhieb, obwohl die Strassennamen kaum erkennbar und die Gassen sehr eng sind. Die letzte empfangene Position vor der Garage des Hotels lautet Nord 14° 6' 34.4“ und West 87° 12' 23.1“. Ein Restaurant zu finden gestaltet sich schon schwieriger. In der Innenstadt sind fast alle am Sonntag Abend geschlossen. Also machen wir uns auf den Weg zum Restaurant ‚Theo'. Nein, die andere Strasse, über die Brücke, dann rechts. Das Wandern ist ... Die Polizei beobachtet uns und verfolgt unsere wirren Kehrtwendungen. „Donde...?“ fragt der Polizist. „Restaurante Theo“ antworten wir. „15 Minutos“! „Taxi?“ „Si“ „Grazias.“ Wir winken einem Taxi und der Polizist fährt zurück, als er sieht, dass wir ein Taxi nehmen und erklärt dem Taxifahrer den Weg. Der macht sich auf und findet nicht einmal die Strasse. An jeder Ecke fragt er, ob jemand wisse, wo die Avenida del Peru sei. Schliesslich steigen wir, genug vom Herumirren, vor einem chinesischen Restaurant aus.
Ob das gut gehen kann? Ein Paar Schweizer in Honduras, kaum spanisch sprechend, in einem chinesischen Restaurant! Wir bestellen ... und erhalten ... gewaltig viel. Für die bezahlten vierzig Franken könnte man eine achtköpfige Familie ernähren. Ja, so ist es, wenn man eine Reise tut. Wohlgenährt kehren wir mit einem Taxi ins Hotel zurück. Da unser Hotel weder über ein Restaurant noch über eine Bar verfügt, opfern wir ein mexikanisches Bier aus Sir James Kühlschran. Gute Nacht!