Reisebericht

Tagesbericht vom 17.11.2002

Wir sind noch da. Der Vulkan ist nicht ausgebrochen. Dafür regnet es in Strömen. Sir James nimmt, gerade den 81'000 Kilometer auf dem Buckel, die Strecke Richtung San José, der Hauptstadt von Costa Rica, unter die Räder. Wieder geht es rauf und runter, rauf und runter. Costa Rica ist, wie Honduras, ein ziemlich hügeliges, zerklüftetes Land. Wir fahren durch die sattgrüne Landschaft, durch tropischen Regenwald und vorbei an Reis- und Ananasfeldern, Bananen- und Kaffeeplantagen.

Der Regen hört erst kurz vor San José auf. In San José machen wir einen Zwischenhalt, um im ‚Denny' etwas zu essen. Nebst dem ‚Denny' sind in San José alle amerikanischen Schnellimbisslokale wie ‚KFC', ‚McDonald', ‚Pizza Hut' und wie sie alle heissen, anzureffen. Für eine ausgedehnte Sightseeing in San José reicht die Zeit nicht aus. Wir wollen heute noch so weit wie möglich Richtung Panama kommen. Je nach Strassenzustand fahren wir sogar bis nach David, der ersten Stadt auf panamesischer Seite. Doch dieses Ziel geben wir bald auf. Wir sind froh, wenn wir überhaupt vorwärts kommen. Nein, nicht wegen dem Verkehr, auch nicht wegen dem Strassenzustand. Sir James kommt kaum vom Fleck. Er schnauft und stampft, spuckt weissen und schwarzen Dreck aus dem Auspuff und windet sich ... in die Höhe. In Mexiko hat er am 26. Oktober die Höhe von 3223 Meter geschafft. Aber diese Höhe hat er mit viel Gestöhn jetzt bereits hinter sich und eine Ende des Aufwärtstrends ist nicht abzusehen. Was machen wir bloss, wenn Sir James wirklich nicht mehr weiter fährt? Bobo und ich reden nicht mehr viel. Wir hoffen einfach. Und wieder einmal lässt uns Sir James nicht im Stich – er erreicht die Passhöhe: 3491 (!) Meter über Meer steht auf einer Tafel am Strassenrand. Hier oben ist es neblig und gerade mal sieben Grad Celsius warm. Trotzdem sieht es auch auf dieser Höhe nicht aus wie bei uns in den Bergen. Nach wie vor ist die Landschaft grün überwachsen mit Sträuchern, Bäumen, Pflanzen aller Art.

Es ist bereits dunkel als wir an Position Nord 9° 57' 45.9“ und West 83° 27' 26“ in Palmar Norte, einem kleinen Ort, etwa hundert Kilometer vor der Grenze, in einem einfachen Hotel unser Nachtlager beziehen.

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