Tagesbericht vom 02.08.2010
„Liebe Sibylle
Lieber René (alias Peter)
Lieber Ulf
It is time to say good-bye, China ruft
Wir Globetrotter sind die Nomaden der modernen Zeit
Bleiben nie lange am selben Ort
Auch nicht in einer Oase
Mag sie noch so schön sein“
Vor der Abfahrt Richtung Zamin Uud, dem mongolischen Grenzort bei Erenhot (China) will nebst dem Verfassen diese Textes für das Gästebuch noch Einiges erledigt sein: Reisebericht in die Schweiz übermitteln, Kaffee trinken, Duschen, alkoholische Getränke einkaufen, (was, wie berichtet, gestern nicht möglich war), Rechnung begleichen und last but not least, herzliche Verabschiedung vom Oasis Team. Um 11:00 sind wir startbereit.
Ich möchte liebend gern einmal im Winter hierhin fliegen und für eine kurze Zeit die extreme Kälte erleben. Bobo meint schon heute, er werde nicht mitkommen. Er sei kein Freund von kaltem Wetter Das wird sich noch weisen. Wir halten es wie die Nomaden. Wir planen nicht so weit in die Zukunft und geniessen das Hier und Jetzt. Erst einmal sind wir auf China gespannt. Vielleicht ist die Weiterfahrt nicht so einfach wie wir uns das vorstellen. Alle scheinen jedenfalls die Strecke durch die Gobi nicht auf den eigenen vier Rädern zu schaffen.
Position Nord 45° 35' 42.5'' und Ost 109° 28' 56.8'': nein, das ist nicht die Position, an der wir übernachten. Der Plan allerdings war es, unser Dachzelt hier aufzurichten. Dies, obwohl Bobo in einiger Entfernung zwei Kanonen sieht, ich stattdessen ein Auto mit Hubdach zu erkennen glaube. Bei genauerem Hinschauen trifft weder das Eine noch das Andere zu. Das Objekte stellt sich als ganz gewöhnliche Lastwagenreifen heraus! Bevor wir uns endgültig für den Standplatz entschliessen schätzt Bobo die Zeit, die wir noch bis Zamin Uud fahren müssen..Nach sieben Stunden ununterbrochenen Fahrt hat Sir James erst die Hälfte der ganzen Strecke von 650 Kilometern bis an die Chinesische Grenze geschafft. Erklären lässt sich dies weil die Strasse nach Verlassen von Ulaan Baatar lediglich für zweihundert Kilometer geteert ist. Danach fahren wir wieder Piste; einmal auf sandigem, einmal auf steinigem Untergrund, und dazwischen gibt es immer wieder Strecken auf Wellblech…
Nebst GPS können wir uns zur Groborientierung auf die wenigen Wegweiser und Strassenschilder verlassen. Sie zeigen uns in Abständen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Zudem können wir uns an den Verlauf der Transsib halten, die in näherer oder weiterer Entfernung unsere ständige Begleiterin ist.
An Position Nord 45° 17' 39.8'' und Ost 109° 44' 53.3'', um 19:18 Uhr, nach weiteren vierzig Kilometern Holperfahrt, genehmigen wir uns den lange verdienten Apéro.
Nachtrag zum Tagesbericht von gestern: Nach dem Intermezzo mit meinem Darm fühlte ich mich leicht kränklich. Ich hatte Glieder- und Kopfschmerzen. Nicht einmal schminken mochte ich mich (ich schminke mich sonst immer noch jeden Tag). In der Nacht auf heute schwitzte ich stark. Nun geht es mir wieder fast gut. Wie hat Ulf vom Oasisi Team gesagt: „Der Körper reguliert sich meist selbst.“ Recht hat er (hoffe ich zumindest).