Tagesbericht vom 23.02.2002
Auf dem Programm steht für heute eigentlich die Fahrt nach Kumasi, das etwa zweihundert Kilometer nordwestlich von Tema liegt. Aber wir entscheiden uns erneut anders. Wir befürchten nämlich, dass es in Anbetracht der Strassenverhältnisse keine gemütliche Fahrt geben würde, müssen wir doch wegen unseres Termins von Montag 9:00 Uhr bereits morgen Abend wieder in Tema sein. Daher entschliessen wir uns, nach Krokobite, das etwa 30 km westlich von Accra liegt, in den Camping ‚Big Milly's Backyard' zu fahren. Dies soll ein gemütlicher Treffpunkt für Globetrotter (oder heisst es Globetrottel) am Meer sein. Wir nehmen die Autobahn (eine tatsächlich richtungsgetrennte Strasse, dreissig Jahre alt) von Tema nach Accra.
Wir fahren auf den Flughafen von Accra, um Geld zu wechseln. Dank eines selbst ernannten Helfers finden wir in der Ankunftshalle einen Wechselschalter. Bobo will einen Traveler Cheque einlösen und ich ebenfalls. Die Schalterbeamtin lässt sich in ihrer Ruhe nicht gerne stören. Widerwillig löst sie Bobo's Cheque ein, meinen will sie nicht annehmen. Eine Begründung gibt sie keine. Wir sollen in ein Hotel gehen und unser Glück versuchen. In Accra stossen wir auf die Barclay Bank. Dort können wir am Automaten (Nord 5° 32' 32,8" und West 0° 12' 19,7") mit der Visakarte in zwei Anläufen 400'000 Cedis beziehen. Und, was findet Bobo in seiner Tasche, als er das Geld einstecken will? - Den Hotelschlüssel!! Da wir keine Sammler von Hotelschlüsseln sind (Bobo hat schon den Schlüssel von Nouakchott unbeabsichtigt mitlaufen lassen) fahren wir wieder zurück nach Tema ins Hotel und geben den Schlüssel ab. Nun geht es aber endgültig Richtung Krokobite. Dank russischer Karte und mithilfe einiger Einheimischen kommen wir kurz vor Dunkelheit im Camp an (Nord 5° 29' 48,9" und West 0° 21' 52,3").
Der geneigte Leser merkt: Für die Distanz von ungefähr sechzig Kilometern haben wir, mit vielen Umwegen (Flughafen, Hotel retour und zusätzlichen Irrwegen) fast einen ganzen Tag gebraucht. Und da sind wir nun. Ein kleiner von einer Engländerin geführter Campingplatz mit Bungalows und einem Restaurant. Irgendwie ist dieser Platz zu vergleichen mit der Zebra Bar von Senegal, nur viel kleiner, aber wirklich hübsch. Zum Glück können und wollen wir im Sir James nächtigen, denn alle Bungalows und Zelte sind ausgebucht. Am Abend - es ist schliesslich Samstag - soll es eine Musik- und Tanzvorführung geben. Wir sind alle gespannt. Um 20:00 Uhr sollte die Vorführung beginnen. Um 21:30 Uhr kommt die Truppe im Camp an. Ihr VW Bus hatte unterwegs zwei Plattfüsse, daher die Verspätung. Plötzlich verstärkt sich der Wind und riesige Palmenwedel knallen zu Boden. Glücklicherweise wird niemand getroffen. Alle flüchten unter ein paar Strohdächer. Und schon prasselt der Regen los, und wie! Es schüttet wie aus Kübeln. Liseli muss mal … und schon ist sie durch und durch nass. Um die Bar herum bildet sich ein richtiger Bach. Bobo fühlt sich super in seinen Halbschuhen! Ist unser Sir James mit dem Hubdach wohl wasserdicht? Wir sind froh, dass wir das Dach noch nicht aufgestellt haben. Nach einer Stunde hört es auf zu regnen. Die Vorführung beginnt. Einheimische Tänze und einheimischer „Singsang" zu einheimischer Trommelmusik. Wir finden das Ganze nicht so toll und ziehen uns gegen Mitternacht zurück. (Das Dach von Sir James ist wasserdicht!)
Und was ist das wichtigste vom heutigen Tag? Bobo's Geburtstag. Materielle Geschenke gebe ich Bobo keine, dafür virtuelle. Und die – leider nicht sehr gelungene - Vorführung von vorhin? War sie nicht als Spezialeinlage für Bobo gedacht? Ein Gast hat Mitleid mit Bobo und schenkt ihm ein kleines Fläschchen Schnaps. Ich bin sicher, das wird ihn über das Älterwerden hinwegtrösten.