Tagesbericht vom 10.05.2008
Ich fühle mich wieder fit. Heute abend werde ich wieder die Fotos anschreiben und den Tagesbericht verfassen. Und wir fotografieren viel auf unserer Fahrt dem Euphrat entlang bis etwa 20 Kilometer vor die irakischen Grenze. Zuerst fahren wir Kilometer weit durch ebene Sand-Stein-Wüste. Die Gegend ist kaum bewachsen und fast gar nicht bewohnt. Dann, bei Der er Zur (Deir Ezzur), einer Stadt, die am Euphrat liegt, wird die Gegend grüner, der Boden wird von der Bevölkerung bearbeitet. Doch so satt grün wie bei uns wird es nie. Ein sandiger Schleier liegt über allem, auch über den Zelten, Steinbehausungen, den Strassen und Autos. Wir verstehen, warum viele Männer und Frauen ihr Gesicht hinter Tüchern verbergen.
Ich bereue es, keine Reiseschriftstellerin zu sein. Die vielen Eindrücke, die auf mich wirken, kann ich nur schwer beschreiben. Eine Videokamera würde da schon mehr bringen. Aber wie könnte ich die zahlreichen Gerüche von Diesel, Abfall, Gewürzen etc. etc. dem Leser näherbringen? Zumindest machen wir viele Fotos, Fotos von Duro Europos und von Mari. Beides sind Ueberreste uralter Siedlungen und von Touristen kaum besucht. In Dura Europos wurde 280 v.Chr. eine Siedlung gegründet, deren Reste wir heute noch bestaunen können. Die Bewohner machten sich vor über 2000 Jahren eine eigenwillige Felsformation, die sich unvermittelt aus der flachen Ebene erhebt und steil zum Euphrat abfällt für den Siedlungsbau zu Nutze. Noch älter sind die Ruinen in Mari. Es wird geschätzt, dass sie etwa 5000 Jahre alt sind. Der Boden der damaligen Siedlung liegt etwa sechs Meter unter dem heutigen. Archäologen scheinen immer noch hie und da Ausgrabungen vorzunehmen. Zur Zeit ist jedoch niemand vor Ort.
Da wir nicht in den Irak wollen, fahren wir wieder zurück nach Der er Zur. Mangels besserer Option übernachten wir im Furat Cham Palace an Position Nord 35° 21' 39.7'' und Ost 40° 6' 25.4'' . Das mit dem Anschreiben der Fotos gelingt nicht. Die Speicherkarte hat einen Fehler. Alle Fotos von heute sind unwiederbringlich gelöscht. Schade, aber halb so schlimm.