In Nouadhibou ist es 7 Uhr, als wieder einmal Liseli's Wecker alle aufweckt. Was heisst da alle: Bobo und die beiden Schweizer Junioren sind die einzigen, die im Hof dieses Campingplatzes übernachten. Unser „Hotelier“ ist auch schon zur Stelle und führt uns noch schnell zur Bank, um Geld zu wechseln, in das „National Park“ Büro, um Tickets zu kaufen, in das Büro des Syndikats der Guides, um einen Führer von Nouadhibou nach Nouakchott, der Hauptstadt von Mauretanien zu finden, in den Michelin-Pneu Service, um unseren Pneu zu flicken, in die mechanische Werkstatt, um die Auspuffaufhängung des Junioren Autos zu reparieren und schliesslich noch ins Internet Büro, um unseren Bericht abzusenden (trotz Protesten von Liseli, da der letzte Eintrag nur als Entwurf gedacht war).
Das tönt ja alles ganz einfach, aber wer von uns hätte schon in Nouadhibou die Pneuwerkstatt gefunden. Da geht es um ein paar Lehmhütten herum vor eine Tür. Diese bildet den Eingang zum Haus (als Wohnhaus) und dem Schuppen (als Garage und Werkstatt), alles in allem ein Raum mit Naturboden. Drin haust ein junger, freundlicher Mann, der sofort Zeit hat, unseren Pneu zu flicken. Dazu ruft er einem Halbwüchsigen auf der Strasse ( aus Sand) etwas zu. Dieser kommt sofort gesprungen ergreift einen halb defekten Schlüssel, um die Radmuttern zu lösen, holt einen alten Wagenheber für einen VW-Käfer aus der Garage hervor, kriecht unter das Auto und hebt mit diesem Wagenheber die 3.5 Tonnen Toyota, nimmt das Rad komplett weg, geht mit dem Rad an eine Stelle zur Garagenmauer, wo ein „Gerät“ montiert ist, um den Pneu von der Felge zu lösen....
Also in sage und schreibe 10 Minuten ist der Schlauch draussen, geflickt und der Pneu wieder aufgezogen. Alles fast ohne Werkzeug, so dass wir mit dem geflickten Pneu am rechten Vorderrad wieder davonfahren können. Von einen solch unkomplizierten und schnellen Service können wir in der Schweiz nur träumen. hätten.
Um ca. 11 Uhr ist es soweit, wir starten Richtung Wüste. Da es zwischen Nouadhibou und Nouakchott keine Strasse gibt sondern nur Wüstenpisten ist man auf einen Führer angewiesen (wenn man die Strecke das erste mal befährt). Unser Führer für die beiden Schweizer Autos sitzt in der Limousine von Philipp, Tobias fährt mit uns mit.
Über die Holperpiste geht es mit maximal 20 km / Std Nordwärts, um die Halbinsel von Nouadhibou durch die Minenfelder dem Schienenstrang des Eisenerzzuges entlang. Der Boden ist hier steinig. Zwischen den Steinen gibt es Sand, manchmal zu kleinen Dünen aufgeworfen.
Nach ca. 2 Stunden Fahrt haben wir den Zoll erreicht, den wir gestern passiert und wo wir unsern Pneu gelocht haben. Finanzkontrolle heisst das Stichwort. Wir müssen nachweisen, dass wir Geld gebraucht haben. Nachdem wir wiederum um einen Kugelschreiber leichter sind, geht die Reise weiter.
Nächster Halt ist der Posten des Eisenerzzuges. Hier gibt es Tee (Liseli verzichtet darauf). Der Tee wird in einer Hütte gebraut, die im Sand aus alten Bahnschwellen aufgebaut wurde. Die Zwischenräume sind mit Lehm fest zugemauert (!), das Dach besteht aus allem, was man nicht mehr braucht (Plastiksäcke, Stoffresten, usw.). Durch die Fliegen hindurch kann man den Hüttenwart und Streckenposten erkennen. Weit weg hört man ein herannahendes Dröhnen. Der Zug kommt. Von drei Lokomotiven angetrieben mit etwa hundert 50 Tonnen Wagen angehängt. Der Postenwart verlässt seine Behausung und springt mit dem Funkgerät in der Hand zum Zug. Der Lokführer wirft ihm aus dem fahrenden Zug ein Pariserbrot zu, welches natürlich zerbricht und im Sand landet. Der Postenwart gibt mir noch ein Geschenk (alter deutscher Polyglott Reiseführer). Wir bedanken uns mit Schweizer Schokolade (Pick up).
Weiter geht die Fahrt durch den immer weicher werdenden Sand. Steine sieht man immer seltener. Und es kommt, was kommen musste: der Nissan unserer beiden Schweizer Junioren bleibt stecken. Zum Glück hat unser Sir James Schaufeln auf der Kühlerhaube montiert. Mit schaufeln, schaukeln (links, rechts damit Sand unter die Räder kommt) und schieben wird der Nissan wieder flott gemacht und weiter geht die Fahrt.
Es ist so Brauch, dass bei jedem in der Wüste stehende Auto angehalten wird, um zu fragen, ob Hilfe notwendig ist. Wir stehen zwar nicht, aber ein Toyota Landcruiser kommt auf uns zugefahren. Der Fahrer fragt, ob wir ihm 10 Liter Diesel geben könnten, er habe zu wenig bei sich, um nach Nouadhibou zu kommen. Wir geben ihm die 10 Liter (hoffentlich sind das nicht die 10 Liter die uns vor Nouakchott fehlen). Liseli ist zwar skeptisch, ob das nicht ein fauler Trick ist, um günstig Diesel zu tanken. Aber sie wird vom Führer beruhigt. Beim Fahrer des Toyota handelt es sich um einen angesehenen Mann aus Nouadhibou, der sich tatsächlich in der Wüste verfahren und daher nun zu wenig Diesel hat. Das zeigt uns, wie endlos die Wüste ist, und wie gut es ist, dass wir trotz GPS einen Führer genommen haben.
Es geht weiter. In der Ferne sehen wir eine Ansammlung von Autos und ein paar Hütten. Die Autos gehören den Deutschen die direkt von Marokko kommen. Sie haben zwei Tage von der Grenze bis hier hin gebraucht. Einmal mussten sie zwei Stunden lang den Lastwagen ausgraben, welcher wahrscheinlich da unten verkauft wird. Wir nehmen an, das die meisten der Reisenden ihr Auto da unten verkaufen und mit dem Gewinn die Heimreise per Flugzeug bezahlen.. Wir machen etwas abseits der Hütten Rast und bereiten uns für dass Nachtlager vor, während die Deutschen noch versuchen ein paar Kilometer weiterzukommen. Die Hütten hier bergen alles, was man braucht. Eine Hütte ist die mechanische Werkstatt, die andere, die Pneuwerkstatt und die dritte birgt alles für die menschliche Verpflegung.
Der Guide kommt uns noch mit seinem Kollegen besuchen. Nach paar Minuten Lachen und Scherzen fragt er uns, ob wir ihm nicht ein bisschen Wasser geben könnten. Verdutzt schauen wir uns an: „Wasser“? „Oui, non potable“. Vous avez une bouteille? Ah, jetzt verstehe ich. Wie war das mit der rechten und der linken Hand? Wir füllen eine leere Coca Cola Flasche mit Wasser aus unserem Wassersack der Schweizer Armee und die beiden verschwinden hinter der Düne.
Spaghetti mit Tomatensauce heisst das Menü für heute Abend. Natürlich kocht Bobo für die ganze Mannschaft. Mit Plaudern und Erfahrungsaustausch geht ein erlebnisreicher Tag zu Ende.