Tagesbericht vom 02.06.2004
Heute stehen die ‚Wooden Churches' auf dem Programm. Da dies keine grosse Reise ist, gehen wir in die Stadt um Einzukaufen und um Reto die erste Serie von Fotos sowie den Monatsbericht ‚Mai' zu senden. Gestern haben wir noch bis tief in die Nacht alles vorbereitet, so dass die Übermittlung der Daten erfolgreich sein sollte.
Um die ‚Wooden Churches' zu erreichen müssen wir einmal mehr einen Pass in den Karpaten überwinden. Bis auf 1423 Metern über Meer muss Sir James klettern. Die Höhe ist aber nicht das schlimme, sondern der Strassenzustand. Diese Nationalstrasse gehört wohl nicht zu den meist benutzten. Mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 40 Kilometer pro Stunde fahren wir von Loch zu Loch. Oben auf dem Pass haben wir einen herrlichen Ausblick auf die hiesigen Schneeberge.
Unterwegs haben wir Stromausfall an Bord. Der Bildschirm vorne zwischen Fahrer und Beifahrer, welcher die GPS-Daten auf der topographischen Karten der Sovietunion anzeigt, fällt aus. Was ist geschehen, fragen wir uns. Was ist kaputt gegangen über die Holperpisten? Nichts. Ein Blick – nach längerem Suchen in der Verkabelung – auf das Solarladegerät zeigt, dass dieses ausgeschaltet ist. Haben die Holperwege dazu geführt? Das Ganze bleibt mir unerklärlich.
Lonely Planet, die UNESCO und Rumänien sind sich wohl nicht einig, was sie als ‚Wooden Churches' präsentieren sollen. Auf jeden Fall ist das, was wir zu sehen bekommen keine Reise wert. Die Nonnen von Barsana haben ein schönes, modernes Kloster gebaut, welches sie gerne den Fremden zeigen. Fotografieren kostet 50'000 Lei (3 grosse Bier im Restaurant). Das alte von der UNESCO ausgezeichnete Kirchlein? Das steht auf einem andern Hügel, unintressant!
Die älteste, hölzerne Kirche, gebaut 1364, steht in Leud. Ein Schotterweg mit Eisenbahnschotter verstärkt führt uns zu diesem Weltkulturerbe. Alles ist verschlossen. Eine hilfsbereite Frau will uns einladen ihre Kunstwerke zu Hause zu bestaunen. Wir lehnen ab, was sie veranlasst Bonbons für die Kinder zu erbetteln. Wir schenken den Kindern eine Toblerone aus unserem Vorrat. Interessant ist, dass die meisten Leute in dieser Gegend französisch als Fremdsprache sprechen.
Insgesamt haben wir fünf ‚hölzerne Kirchen' aufgesucht und sind zum Schluss gekommen, dass sie nicht mehr bieten, als unsere Bergkirchen in den Alpentälern. Wir kehren deshalb ‚unverrichteter' Dinge den Rückweg über den Pass mit 1423 Meter über Meer an. Auf diesem Weg sehen wir den ersten Unfall. Ein Auto hat ein Pferd angefahren. Es liegt tot auf der Strasse (wahrscheinlich wurde es getötet, um es von den Leiden zu befreien). Pferde, Kühe, Hunde, Schafe und Hühner zirkulieren frei auf der Strasse. Dies erinnert uns fast ein bisschen an Indien.
Von was die Leute hier Leben? Vom Holz, natürlich. Sie sind daran, die letzten, bewaldeten Hügel der Karpaten abzuholzen. Aber es geht nicht so schnell, da sie zum Glück noch mit einfachen Werkzeugen arbeiten (Händen). Soeben schauen wir zu, wie ein Lastwagen mit Baumstämmen beladen wird. Der Lastwagen steht auf der rechten Seite der Strasse. Von der linken Seite der Strasse, wo die Baumstämme liegen haben sie zwei Rundhölzer an den Lastwagen gelegt und rollen jetzt die zu verladenden Baumstämme mit Manneskraft auf den Lastwagen hinauf. Sechs Männer, ein Baumstamm, vier unten, zwei oben!!!
So jetzt sollte Liseli dann in Vatra Dornei ankommen, wo wir die dritte Nacht auf dem gleichen Campingplatz verbringen werden.