Tagesbericht vom 13.07.2004
Ein trüber Tag kündigt sich an. Gestern noch zeigte das Thermometer 33 Grad Celsius. Jetzt fröstelt es uns fast bei 15 Grad Celsius. Schon nach kurzer Fahrt setzt der Regen ein. Einziger Trost ist der absolut perfekte Strassenbelag. Wie lange wohl noch? Gegen Mittag hat Sir James in rassiger Fahrt die 360 Kilometer nach Karaghandy geschafft. Karaghandy zählt 500'000 Einwohner und ist die zweitgrösste Stadt von Kasachstan. Wahrscheinlich weil die Stadt so düster wirkt, zeigt sich am Himmel, als Ausgleich sozusagen, die Sonne wieder. Dies ist aber auch die einzige Attraktion dieser ehemaligen Kohlebergwerkstadt. Negativ berühmt ist Karaghandy auch, da sich viele der berühmt berüchtigten Strafgefangenenlager (Gulag) in der Nähe der Stadt befanden. Karaghandy selbst ist 1926 zum Grossteil von Strafgefangenen erbaut worden.
Uns kann hier nichts halten. Wir kaufen Tomaten, Brot und Fleisch - wieder so ein riesiges T-Bone Steak - und suchen den Weg aus der Stadt Richtung Pavlodar. Und es kommt, wie befürchtet. Die gute Strasse führt in die Hauptstadt, nach Astana, die Holperpiste nach Pavlodar. Da wir nicht nach Astana wollen, holpern wir weiter.
Heute stehen wir vor dem gleichen Problem wie gestern. Wo sollen wir übernachten. Berge sind weit und breit keine in Sicht, nur hie und da vereinzelt flache Hügel. Gegen 18:00 Uhr fahren wir etwa zwei Kilometer auf bestehenden Spuren in der Steppe landeinwärts und parken Sir James an Position 51° 17' 5.2“ und Ost 74° 5' 1.3“. Die auf der Strasse fahrenden Lastwagen erscheinen uns wie Streichholzschachteln.
Obwohl wir in unseren Berichten aus Kasachstan oft von Einöde und von Trostlosigkeit schreiben, möchten wir unseren Abstecher nach Kasachstan nicht missen. Wir könnten uns diese unbeschreibliche Weite (es ist das neuntgrösste Land und einer der am wenigsten dicht besiedelten Staaten dieser Erde) und die Zeichen des Zerfalls der Sowjetunion nie vorstellen. Äusserst positiv gefallen uns die Leute. Sie sind fröhlich, freundlich und hilfsbereit. Wir fühlen uns sehr wohl. Polizeikontrollen gibt es kaum und wenn, werden wir freundlich durchgewinkt.