Reisebericht

Tagesbericht vom 27.07.2004

Während ich diesen Bericht an Position Nord 52° 5' 1.2“ und Ost 107° 0' 14.9“ an unserem Standplatz schreibe, giesst es draussen in Strömen. Das Thermometer zeigt eine Temperatur von 14 Grad Celsius (Heute war es auch schon nur 10 Grad Celsius).
Bald nach unserer Abfahrt heute morgen erblicken wir zum ersten Mal den Baikal See, von der UNESCO als World Heritage bestimmt. Der Baikal See ist der grösste Süsswassersee der Welt. Er wird von den Sibiriern denn auch ‚Meer' genannt. Er ist 640 Kilometer lang und zwischen 20 und 80 Kilometer breit Er ist zudem mit 1624 Meter der tiefste See weltweit. Er enthält ein Fünftel der Süsswasserreserven der Erde. Von etwa Mitte Dezember bis etwa Anfang Mai sei der See zugefroren und die Eisschicht so dick, dass schwer beladene Lastwagen darauf fahren können. Im Baikal See liegen etwa zwanzig Inseln. Die grösste ist die Insel Ol'chon. Wir haben im Sinn, diese Insel auf unserer Rückreise von ... (vielleicht Wladiwostok) zu besuchen.
Fast den ganzen Tag werden wir von zwei Eisenbahnzügen begleitet. Einmal müssen wir an einer Schranke warten, dann wieder überholen wir sie.

Unterdessen wissen wir auch, weshalb uns so viele rechtsgesteuerte Autos entgegenkommen. Breite Klebebänder auf der Front und an der Seite sollen sie vor Beschädigungen während der Fahrt schützen. Der Rallyefahrer von gestern hat uns aufgeklärt: Anscheinend ist es ein Business, japanische Occasionswagen zu importieren und auf dem russischen Markt zu verkaufen. Ob die Autos direkt von Wladiwostok aus gefahren oder zuerst auf die Eisenbahn verladen werden, wissen wir (noch) nicht.

Unterwegs stossen wir auf einem Ausweichplatz auf vier britische Expeditionsfahrzeuge. Das heisst, das stärkste Auto ist ein Unimog, das schwächste ein Campingwagen. Die Gruppe von acht Leuten gehören zur ‚Silkroute Organisation' (für die interessierten Leser: www.silkroute.org.uk). Sie kommen soeben aus der Mongolei und können uns daher nicht sagen, ob es möglich ist, mit dem Auto nach Wladiwostok durchzukommen. Sie glauben aber, dass es über die sumpfigsten Stellen einen Huckepackdienst mit Raupenfahrzeugen gebe. Wir werden sehen ... Ich schwatze mit diesen Briten so viel, dass ich bedauerlicherweise ganz vergesse, von der Gruppe samt ihren Fahrzeugen eine Foto zu machen.
Etwa achtzig Kilometer vor Ulan Ude entschliessen wir uns, Sir James für die Nacht zu parken. Ein starker Wind kommt auf und der riesige Baum neben uns krächzt verdächtig. Das erscheint uns ziemlich gefährlich. Vor einigen Tagen haben wir gesehen, was Stürme in dieser Region anrichten können. Wir stellen Sir James an einen anderen Platz und hoffen, dass uns in der Nacht kein Baum erschlagen wird ...

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