Reisebericht

Tagesbericht vom 24.01.2002

Grrrr... Schon wieder dieser blöder Wecker. Es ist 07:00 Uhr. Uahhh... Ah, wir sind ja in Saly im Senegal und haben Tee Time um 09:00! Ist das nicht ein bisschen früh? Nein, anscheinend doch nicht, denn am Nachmittag wird es sehr heiss. Rasch duschen, Morgenessen, auf den Golfplatz fahren (ca. 1 km), und ....
Auf der Einfahrt zum Golfplatz begrüsst uns ein Pelikan. Der Golfplatz ist schön angelegt und verfügt sogar über Wasser. Über die trockenen und staubigen Fairways (man meint immer in den Bunker zu spielen) huscht ab und zu ein Einhörnchen, ab und zu ein Eidechschen und dann der ein paar Nummern grössere Waran. Die Abschläge sind grün, 20m vor dem Green ist es grün, dazwischen Sahara-farbig. Das vertrocknete Gras, welches in der Regenzeit sicher grün ist, hat auch diese Farbe angenommen. Die Fairways sind schmal. Links und rechts stehen Bäume und Sträucher. Hat es Wasser in der Umgebung, strahlen die Büsche in allen Farben rot, blau, gelb, wirklich schön. Leider geben sie mir einen Caddy und keine senegalesische Caddine.

A propos Frauen: es ist wirklich schade, dass die eher verblühten und gut beleibten Europäerinnen am Strand halb nackt baden und nicht die schönen, schlanken Senegalesinnen. Die Welt ist einfach verkehrt.
Bobo ist selbstverständlich von den teilweise wirklich hübschen Senegalesinnen angetan. Mich hingegen faszinieren vielmehr die Golfanlage und das Golfspiel an sich. Das Clubhaus ist ein etwas grösserer Rundbau mit Strohdach. Die Mauern der zwei Duschen sind mit Pflanzen überwuchert und bilden einen dachlosen Raum von ca. 8 m2. Da auf den Fairways kaum gespielt werden kann, wird der Ball von den Caddies vor jedem Schlag auf ein Tee aufgesetzt. Ich möchte dies vorerst nicht (ich will doch regulär spielen), daher formt mein Caddy von Hand einen kleinen Sandhügel und legt den Ball darauf. Lachend erklärt er mir, dies seien „Senegalesische Tees“. Erst nach dem Spiel lesen wir die Scorekarte mit den Local Rules: „Toute balle reposant sur un fairway non engazonné peut être placé sur tee ... sans toutefois se rapprocher du trou ou améliorer sa position“. !!!!

Inzwischen ist es knapp 16:00 geworden. Eigentlich wollen wir im Dorf noch Mittagessen gehen. Doch nach einem kurzen Marsch auf und ab bei ca. 35° ist uns der Hunger vergangen. So sitzen wir nun im Hotelzimmer und schreiben, schreiben…
Es ist schon peinlich. Wir haben unsern Sir James vollgepackt mit Teigwaren, Erbsli, Sardinen, Olivenöl, Tomatenpüree, Waschmittel und allem, was einem täglich so nötig erscheint. Jetzt sind wir hier im Supermarkt (klein und unscheinbar) und was sehen wir, alles, aber auch wirklich alles, was wir in unser Auto verstaut haben. Sogar die gleichen Marken: Barilla, Bonduelle, Sprüngli, Gilette, usw.. Wie ist die Welt doch klein geworden. Etwas, das uns aber sehr interessiert hätte, führen sie leider nicht: Rohschinken. Wir sind jedoch sicher, dass wir morgen, wenn wir nach Dakar fahren, irgendwo ein Schild finden mit der Inschrift „Carrefour“.
Langsam kennt man uns in Saly: „Les Suisses avec la voiture“. „Est la voiture à vendre?“, werden wir von wildfremden Menschen auf der Strasse angehauen. Der Portier des Hotels meint, das sei wirklich eine Premiere, dass Schweizer mit dem Auto hierher kommen. Einmalig ist es sicher nicht. Denn diese Reise haben vor uns schon Einige gemacht. Der Unterschied zu den Andern, besteht darin, dass wir mit einem neuen Fahrzeug unterwegs sind, dass wir in Hotels absteigen, dass wir nebst Reisekleidern auch „Hotel-“ und „Golfkleider“ bei uns haben (und diese auch benutzen).
Sogar die Haarschneidemaschine haben wir bei uns, die Liseli jetzt gerade nach stundenlangem Suchen im Sir James gefunden hat. Los geht's zum Haare schneiden. Leider haben wir nur einen Senegalesischen Salon gefunden, bei welchem jedoch die Prozedur hinter einem Vorhang stattgefunden hätte (dafür mit Bar). Das ist dann sogar Bobo etwas zu senegalesisch vorgekommen.
Da steh ich nun ich armer Zwerg, ohne eine Locke... Nein, nein, ganz so schlimm ist es nicht. Also da fällt die erste Locke, Kommentar „Da, ist etwas zu viel mitgekommen. Ich muss das ausgleichen.“ Also da fällt die zweite Locke, Kommentar „Da, ist etwas zu viel...“. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie das weitergegangen ist. Zum Glück habe ich einen guten Haarwuchs. In zwei Wochen sollte der Schaden wieder repariert sein.
Heute ist Tanzabend im Hotel. Jetzt heisst es dann sicher auf der Strasse: „Les dancant Suisses, avec la voiture“. Bin gespannt wie das weitergeht. Der Satz wird jeden Tag länger! Fotografiert haben sie uns noch nicht. Ob das am Haarschnitt liegt?

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