Tagesbericht vom 19.02.2002
Heute ist Sir James an der Reihe. 20'000 Kilometer hat er bereits auf dem Buckel. Das letzte mal wurde er in Nouakchott (Mauretanien) bei 13'000 km geschmiert und gewaschen. Dort erhielt er auch neues Öl. Über das Telefonbuch von Cotonou erfahren wir, wo die Toyota-Vertretung ist (SOBEPAT Group CFAO, Vedoko Route Lomé, Nord 6° 22' 38“ und Ost 2° 23' 24,5“). Da wir uns bereits ein bisschen auskennen, finden wir die Garage ohne Probleme. Es ist eine richtige Garage, wie in Europa und keine Wüstenwerkstatt, wie in Nouakchott. Der Annahmechef hat auch noch nie einen solchen Toyota gesehen und bestaunt unseren Sir James.
Als er hört von wo wir kommen und welche Reise wir hinter uns haben, führt er uns zum Werkstattchef. Jetzt sind wir an der Reihe, wir erhalten Geschenke. Der Werkstattchef führt uns zum Chef der Garage. Ein Franzose, der schon 30 Jahre in Benin ist. Alle sind sehr freundlich und zuvorkommend.
Momentan sitzen wir in einem klimatisierten Büro der Werkstatt, so dass wir die Arbeiten beobachten können und machen unsere Tagebucheinträge. Liseli ist vertieft in die Reisebeschreibungen von Ghana und Togo. „Wo ist denn unser Sir James?“ fragt sie plötzlich. Sie entdeckt ihn auf dem Lift. Das Getriebeöl und Motorenöl wird abgelassen. Hoffentlich füllen sie es wieder nach. Von unten sieht Sir James rostig rot aus. Es ist der rote Sand und Staub vom Norden, der alles bedeckt und an allen Teilen klebt.
A propos Weiterreise: Noch gestern haben wir eine Mitteilung von M. Tomede erhalten. Wir rufen ihn zurück und teilen ihm mit, dass wir uns entschlossen haben, nach Tema (Ghana) zu fahren um dort Sir James zu verschiffen. M. Tomede gibt uns die Kontaktadresse seiner Firma in Tema an. Hoffentlich klappt das, wie wir es uns vorstellen. Am 27. Februar, also in 8 Tagen, sollte Sir James in Tema verladen sein. Wir werden ja sehen. Vielleicht ergibt sich noch eine andere Möglichkeit. Sobald Sir James wieder geschmiert und geölt ist, fahren wir Richtung Westen weiter. Das Wetter ist zwar etwas trüb, zeitweise fallen vereinzelte Tropfen (bei ca. 30°), aber Liseli ist wieder happy und voller Zuversicht. (Bobos Stimmung hat sich nicht verändert, er ist immer positiv, zumindest gegen aussen. Er gehört eben der Gattung der Dickhäuter, wie Flusspferde, Elefanten etc. an.)
Von 13:00 bis 16:00 ist Mittagszeit. Punkt 13:00 können wir Sir James wieder entgegennehmen. Wir fahren noch schnell nach Porto Novo in die Hauptstadt von Benin (Cotonou ist nur der Regierungssitz). Was heisst da schnell. Die Europäer (ich nehme das auf jeden Fall an) bauen hier eine Autobahn. Die Zahlstelle (péage) ist bereits fertig. Ab und zu fehlt noch ein bisschen Strasse. Um 17:00 sind wir wieder zurück in Cotonou. Auch dieser Ausflug hat sich gelohnt. Der Garagist meinte Porto Novo sei nur eine halbe Stunde wert. Das stimmt, wir haben nicht länger gebraucht, um dort ein Brot zu kaufen, wenn nur die Fahrt nicht wäre.
Und so sind wir wieder in Cotonou diesmal im Sheraton. Haben wir gemeint. Die Amerikaner haben sich zurückgezogen. Das ‚Benin Marina Hotel' (wie es jetzt heisst) ist doppelt so teuer, wie das Novotel, dafür ist der Empfang nur halb so freundlich. Die Bank im Hotel hat bereits um 17:00 zu und nicht wie angepriesen bis 20:30 Uhr offen. Der Portier steht sichtlich gelangweilt hinter der Tür und merkt nicht, dass wir ins Hotel wollen. Diese Feststellungen sind typisch für diese Region, sobald sich die wirtschaftlich Starken aus Ost oder West zurückziehen, fehlt eine treibende Kraft um das Aufgebaute zu erhalten. Auch der eingeborene Garagist meinte heute morgen, dass alles in Afrika langsam aber sicher zerfällt. Damit deckt er eigentlich unsere Feststellungen bezüglich diesem Kontinent.