Tagesbericht vom 20.02.2002
‚The Royal Palaces of Abomey' heisst der nächste Ort in Benin, der in der UNESCO-Liste des Welterbes eingetragen ist. Und so fahren wir nach Norden, um die Lebensstätte des letzten König von Dahomey – wie Benin früher geheissen hat – zu besichtigen. Von 1645 bis genau 1900 haben die Könige von Dahomey in Abomey ihr Zuhause gehabt und sind dann von den Franzosen vertrieben worden. Die riesige Familie soll heute noch leben. Wieso riesig? Tausende von Frauen soll ein König gehabt haben. Jeweils 41 Frauen sind dem König in den Tod gefolgt, aber nicht ins gleiche Grab. 100-te von Eunuchen sollen für das Wohl der Frauen besorgt gewesen sein.
Seit die UNESCO diesem Ort ihren Segen gegeben hat, sind die Strohdächer der Hütten durch Wellblechdächer ersetzt worden. Die Originale der Fundgegenstände sind noch in Paris. Die Museen in Abomey zeigen, wie die Leute immer noch leben. Es hat sich nicht viel geändert. Der König hatte natürlich ein bisschen mehr Platz und eine etwas grössere Hütte, die auch noch verziert ist. Die Verzierung erinnert uns an die Plastiken des alten Ägypten. Signifikant für Afrika ist, dass auch in diesem Königshaus alles nur mündlich überliefert und nie etwas schriftlich aufgezeichnet wurde. Die UNESCO hat erreicht, dass zumindest ein bisschen Geschichte über Afrika dokumentiert wird.
Damit wir den Eintritt, den Führer und die Bakschisch zahlen können, haben wir in Cotonou die einzige Bank, welche auf die Visa-Karte einen Vorschuss gibt, die Financial Bank, ein französisches Institut, besucht. Konkurrenz wäre gut, die Franzosen haben uns bis zur Auszahlung eine Stunde abgenommen.
Deshalb sind wir etwas spät am Zoll zwischen Benin und Togo. Der Zoll gleicht eher einem Jahrmarkt, so dass man die eigentlichen Posten (Gendarmerie, Grenzpolizei, Zoll) nicht ausmachen kann. Für 500 CFA hilft uns ein junger Beninoise durch das Gewühl. Auf der andern Seite der Beninischen Schranke in Togo erkämpfen wir uns das notwendige Visa. Der Vater des Chefs ist zum Glück in Davos und sein Bruder hat ihm seinen Alfa aus der Schweiz zukommen lassen. Das ist gut für uns. Ein Visa kostet 10'000 CFA, so günstig sind wir noch nie davongekommen.
Liseli wurstelt sich danach durch die Nacht auf Lomè zu, obwohl sie sagt sie hätte... also sie wollte eigentlich nicht mehr in der Nacht fahren. (Ich, Liseli, möchte hier einschieben, weshalb ich eigentlich nicht mehr nachts fahren wollte. Eine Fahrt in der Nacht in diesen Ländern gleicht einer Fahrt in einer Geisterbahn. Man weiss nie, was für eine Überraschung im nächsten Moment auftaucht. Die zahlreichen Fussgänger sind schwarzer Hautfarbe und in der Nacht nicht auszumachen. Die Mopeds und Velos haben keine Reflektoren oder gar Rücklichter. Manchmal kommt einem ein Auto mit nur einem Abblendlicht entgegen, dafür hat das nachfolgende Auto voll aufgeblendet. Überhaupt scheint die Beleuchtung der Fahrzeuge unwichtig zu sein. Dann sind da noch die vielen wegen Pannen liegengebliebenen Autos und Lastwagen, teils mitten auf der Strasse, natürlich ohne Licht. Als zusätzliche Schikane möchte ich auch die zahlreichen Löcher im Strassenbelag erwähnen, von denen wir schon öfters berichtet haben. Soweit meine Zwischenbemerkung.) Das Mercure Hotel ist zum Glück etwas vor der Stadt, so dass man sich nicht so weit durchwursteln muss.
In Togo scheint aber mehr los zu sein, als in Benin. Bereits an der Grenze meint Liseli sie fahre durch ein Rotlichtquartier. Bald fahren wir auch am Campingplatz der Schweizer vorbei (gemäss Reiseführer), der umgeben ist von etlichen anderen Campingplätzen und Bars. Überhaupt ähnelt der ganze Weg von der Grenze bis Lomé (Togo ist nur 54 Kilometer ‚breit') eher einer Fahrt durch die ‚Zürcher Langstrasse', als einer Fahrt durch ein Land.
Was hab ich eben am Hoteleingang gesehen: ‚Togo Rally'. Könnten wir vielleicht... da wir das ‚Paris – Dakar Rally' verpasst haben... ah, es ist erst wieder im Juli... dann lassen wir es.
Halt, da sitzen doch zwei lange, voll.. Togonesinnen an der Hotelbar. Ich habe jetzt genug geschrieben und übergebe Liseli das Schreibzeug.
Also, dann schreib ich halt: „Gute Nacht“!