Tagesbericht vom 22.02.2002
Wir haben es geschafft, endlich sind wir auf der Strasse nach Akosombo. In Akosombo befindet sich der Staudamm, der die Wasser des ‚Weissen Volta' zurückbehält. Die Stauwirkung ist noch über 250 Kilometer ins Landesinnere feststellbar (d.h. der Stausee ist etwa so gross wie die Schweiz)!
Getankt haben wir auch. 2,5 Liter Diesel gibt es für die grösste Banknote. Aber trotz den schlechten Währungsbedingungen scheint das Land reicher zu sein, als die Länder, die wir bis jetzt besucht haben. Jedenfalls ist das Verkehrsaufkommen gross und die Autos haben 4 Räder und vorne und hinten Leuchten, so dass man sie sehen kann. Sie sind nicht mehr überladen, werden gepflegt und sind mit einem frommen Wunsch dekoriert. Das ‚Laissez Faire' der Franzosen ist verschwunden, den Engländern sei Dank. Schade ist nur, dass an den Strassen das Sandwichbrot das Pariserbrot verdrängt hat. 1500 Cedis kostet es. Wenn Kofi Anan wieder mehr Zeit für sein Land hat, bekommt er vielleicht die Währung wieder in den Griff.
Das Wetter ist angenehm. Der Himmel ist bedeckt. Trotzdem ist es 34° draussen. Die Luftfeuchtigkeit ist nach wie vor hoch. Im Norden des Landes wird es sicher noch angenehmer sein. Und so klettert Sir James brav aufwärts und nordwärts. Die Strohdächer sind teilweise verschwunden; in Ghana sind die Häuser mehrheitlich mit Wellblech gedeckt. Das Wellblech hat auch einen solideren Untergrund: die Hauswände sind gemauert und verputzt. Der Lehmbaustein hat dem Backstein Platz gemacht. Zu kaufen gibt es alles. Die Mädchen und Buben werden für die Schule uniformiert und in Bussen zur Schule gebracht.
Mitunter sind wir unterhalb des Staudammes in einer wunderbaren Flusslandschaft gelandet. Wir fahren zum Staudamm. Er ist enttäuschend klein, für die gewaltigen Wassermassen, die er aufhalten muss. Das Kreuzfahrtschiff wartet. Am Sonntag bietet es eine 6-stündige Kreuzfahrt auf dem Binnenmeer an. Wir fahren weiter zum Hafen. Hier würde es mit dem Fährschiff nach Norden gehen, doch wir beschliessen auf dem Landweg zur alten Hauptstadt, nach Kumasi zu fahren.
Die Landschaft ist wunderschön. Es ist, wie im Tessin: steil bergauf, bergab, Wälder und Seen. „De James zieht so nach links“ tönt es aus Liseli's Munde. Ja, das rechte Vorderrad, welches in Mauretanien bereits geflickt wurde, ist wiedereinmal ohne Luft. Und bereits kommen ein paar Jünglinge gesprungen. In 15 Minuten ziehen wir wieder weiter, nachdem wir den 5 Jünglingen umgerechnet 6 Franken gegeben haben (sie wollten 3.60).
So - wie Liseli sagt – jetzt regnet es. Es ist 16:00 Uhr Lokalzeit und die Strassen in Koforidura sind nass. Nach Komasi wären es jetzt noch ca. 200 Kilometer. Das entspricht einer 3 bis 4-stündigen Autofahrt. Da Ausländer – gemäss Reiseführer – nicht in der Nacht fahren dürfen, schlagen wir die südliche Richtung nach Tema ein. Nach dem Regen wirkt alles noch grüner und saftiger. Es geht weiter bergauf und bergab durch Ananasfelder und Bananenhaine. Ab und zu taucht eine Villa mit englischem Rasen auf. Wir fahren durch Dörfer, an deren Strassenständen Früchte in allen Farben und Formen (ganz, geschält, geschnitten, gedörrt), Gemüse, Eier, Brot, Fische, Flusskrebse und vieles andere mehr angeboten wird. Langsam verspür ich Hunger.
Das erste Bier war gut. Wir sind an der Position Nord 5° 39' 9“ West 0° 0' 40,8“ in einem vor ein paar Monaten eröffnetem Hotel ‚Marjorie ‚Y''. 6 Zimmer sind eröffnet, Liseli hat von diesen noch eins ergattert. Das Hotel macht einen sauberen Eindruck. Im Zimmer hat es Aircondition, eine Minibar (aufgefüllt) und einen Fernseher und ein sauberes Bett, zudem ein schönes Badezimmer mit separater Dusche – also alles, was wir wünschen. Und es kostet erst noch nur ein Viertel vom Novotel in Accra, welches trotz Renovationsarbeiten den vollen Preis verlangt. Wie wir auf dieses Hotel gekommen sind? Also: Als wir gestern in Tema zum Hafen gefahren sind, hat Liseli anscheinend ein von aussen nicht schlecht aussehendes Hotel gesehen. Und dieses Hotel (oder irgend ein gutaussehendes) haben wir, wieder einmal bei Dunkelheit fahrend, gesucht und gefunden. Ob wir jetzt im gesuchten Hotel sind oder nicht, wissen wir nicht. Auf alle Fälle sind wir da und gehen jetzt schlafen. Tschüss mitenand!